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Schüler und Studenten?

Verfasst: Sonntag 24. Oktober 2010, 09:06
von Sinus44D
Hallo,

ich bin neu in der Python Welt. Ich habe erst letzte Woche angefangen mich in Python einzuarbeiten. Einen besonderen Grund gibt es dafür nicht. Python ist irgendwie nur verdammt cool :)

Es macht so viel Spaß, dass ich die ganzen Standardalgorithmen, Quicksort, Mergesort usw, die ich in der Uni gelernt habe in Python umgesetzt habe. Also Fingerübungen bevor ich mich an was größeres wage. Die Lernkurve ist bei Python wirklich gut. Und Python macht Spaß.

Oben scheint gibt es einen Beitrag, der sich an Schüler und Studenten richtet. Von denen scheint es hier aber wenige zu geben. Jedenfalls findet man hier keine X Einträge mit Fragen zu einem HelloWord Programm oder Bubblesort. Java Foren sind voll davon. Kann ich deshalb darauf schliessen, dass Python in Universitäten, Schulen fast gar nicht unterrichtet wird? In meinem Studium wäre für Python eigentlich auch kein Platz gewesen. Angefangen wurde mit Scheme, dann Java, Prolog, Verilog, Assembler und schliesslich C. Damit ist eigentlich für Python kein Platz mehr. Vielleicht ist es in Universitäten auch gar nicht nötig Python zu unterrichten. Man kann es ja so schnell alleine lernen :)

Aber wieso findet man in der Schule kein Python? Für Schüler ist es doch eigentlich die perfekte Sprache oder? Java hat doch so viel Overhead um erstmal ein HelloWorld zum laufen zu bekommen. Ich kann mich noch erinnern wie unser Lehrer meinte, dass wir das nicht kapieren müssen sondern nur auswendig lernen. Für ein einfaches Programm ist auch wirklich viel notwendig: Klammern, eine Klasse, dieses komische static, private/public, void?, ein kryptisches main( public static void main(String[] args) { ), Rückgabewerte usw.... Dann muss das alles auch noch in der richtigen Reihenfolge sein. Für einen Schüler ist das nicht einfach. Wenn man die Bedeutung dieser Befehle nicht kennt, dann ist dass nicht einfach. Die Bedeutung zu zu lernen bevor man ein Programm geschrieben zu hat ist auch kompliziert. Studenten kann man das zumuten. Aber Schülern? EDIT: System.out.println(" ") habe ich vergessen.

Momentan studiere ich englisch um dann in zwei Jahren Informatik und englisch an einer Schule zu unterrichten. Ich bin aber jetzt schon neugierig und überlege, welche Gründe es gibt, kein Python in der Schule zu unterrichten. Liegt es vielleicht daran, dass Lehrer Python einfach nicht können? Die ältere Generation der Lehrer hat ja manchmal weniger Ahnung als die Schüler selber :)

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Sonntag 24. Oktober 2010, 09:53
von sma
Mein Eindruck ist, dass es in diesem Forum relativ viele Anfängerfragen - gerade auch von Schülern - gibt. Ich teile auch die Einschätzung, dass die Grundlagen der Sprache einfach zu lernen sind und sie daher auch in der Schule zum Programmieren lernen eingesetzt werden kann. Es ist schön, dass sich hier dann auch mal ein (zukünftiger) Lehrer meldet. In der Regel sind es eher motzende Schüler, die klagen, wie doof und sinnlos doch die Aufgaben sind und diese dann mit den Lehrern gleichsetzen.

Nachteil von Python könnte sein, dass es gefühlt stärker im Linux-Umfeld ist. Unter Windows muss man erst einmal die Installationshürde überwinden und sich dann mit einem relativ hässlichen UI (IDLE) auseinander setzen oder auch noch einen Texteditor installieren und die vielleicht für viele Windows-Benutzer nicht vertraute Eingabeaufforderung benutzen. Aber vielleicht ist das auch gar kein so großer Nachteil und man kann den Schülern einfach eine Live-CD von Ubuntu in die Hand drücken.

Die Bedeutung von Python im Unternehmen scheint mir auch nicht so groß zu sein, sodass hier eigentlich kaum Leute abhängigen, die Python professionell und beruflich einsetzen. Die meisten sind glaube ich in dieser Beziehung Hobby-Programmierer. Das finde ich eigentlich ein bisschen schade.

Ich glaube allerdings nicht, dass die Schule die Aufgabe haben sollte, dem Schüler eine Programmiersprache beizubringen, mit der er sofort einen Job findet, aber möglicherweise empfindet ein Schüler (oder seine Eltern) so und wünscht sich daher lieber Java oder C#. Andererseits: Der typische Schüler wünscht sich wahrscheinlich einfach nur, der ganze Unterricht möge möglichst schnell vorbeigehen und ist ihm oder ihr egal :)

Stefan

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Sonntag 24. Oktober 2010, 10:06
von BlackJack
@Sinus44D: Ich habe den Eindruck, dass wir zumindest relativ viele Leute aus dem universitären Umfeld hier haben. Und nicht nur Informatiker. Mathematiker, Bioinformatiker, Geographen, und Linguisten sind hier auch vertreten. Die Grundlagenalgorithmen sind nicht so gefragt, aber Python wird dann doch ab und zu bei konkreten Problemen eingesetzt, weil dafür vorhandene Python-Software oder zumindest Software, welche man in Python skripten kann, eingesetzt wird. Zum Beispiel ArcGIS bei den Geographen.

Wenn Python in der Uni eingesetzt wird, geht das oft von einzelnen Dozenten oder auch Studenten aus, welche die Sprache kennen. In der Schule ist es Lehrern wohl in vielen Fällen nicht so freigestellt welche Programmiersprache sie einsetzen dürfen. Da hat man auch oft das von Dir vermutete Problem, dass die Lehrer selber nicht so fit sind. Da gerät man dann auch an Lehrer, die versuchen weiterhin Pascal -- was sie früher mal in einer Weiterbildung gelernt haben -- in Java-Syntax zu pressen. Bei Informatiklehrern hängt es halt sehr von der Person ab, wie sehr er oder sie sich damit nach der Aus- oder Weiterbildung selber noch weiterbildet, weil sich auf dem Gebiet deutlich mehr tut als beispielsweise in der Mathematik. Also jetzt auf Schulstoff bezogen.

Fragen zu wirklich reinen "Hello World"-Programmen findet man hier in der Tat nicht so oft, was aber auch einfach daran liegen kann, dass bei ``print "hallo welt!"`` in der Regel nicht *so* viele Fragen auftauchen. Insbesondere wenn man das mit dem von Dir beschriebenen Java-Pendant vergleicht. ;-)

Ansonsten gibt's hier aber doch regelmässige sehr ähnliche bis gleiche Fragen, die typische Anfängeraufgaben betreffen. Man kann nicht immer so auf den ersten Blick zwischen Schul-/Uni-Aufgaben und freiwillig durchgearbeiteten Tutorials entscheiden, aber spätestens wenn die Antwort kommt "Aber das hatten wir noch nicht" oder "Das dürfen wir noch nicht benutzen" ist klar, dass die Aufgabe nicht ganz freiwillig bearbeitet wird. :-) Diese Fragen haben meistens etwas mit bedingten Verzweigungen, ``while``-Schleifen, "wo ist der GOTO-Befehl", und Zahlenraten zu tun. Und kommen nicht selten mit der hartnäckigen Weigerung das Programm in Funktionen aufzuteilen, weil die im Unterricht noch nicht dran waren. :-)

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Sonntag 24. Oktober 2010, 10:50
von EmaNymton
Sinus44D hat geschrieben: Momentan studiere ich englisch um dann in zwei Jahren Informatik und englisch an einer Schule zu unterrichten. Ich bin aber jetzt schon neugierig und überlege, welche Gründe es gibt, kein Python in der Schule zu unterrichten. Liegt es vielleicht daran, dass Lehrer Python einfach nicht können? Die ältere Generation der Lehrer hat ja manchmal weniger Ahnung als die Schüler selber :)
Aha, ein angehender Kollege ;)
Ich unterrichte selbst Informatik in der Oberstufe, habe es allerdings nicht studiert sondern einen einjährigen Kurs in Java belegt.
Welche Sprache unterrichtet wird hängt im wesentlichen von zwei Dingen ab:
1. Welche Sprachen sind im Zentralabitur vorgesehen (im Moment bei uns (NRW) nur Java und Delphi)
2. Auf welche Sprache einigt sich die Fachkonferenz (bei uns Java)

In der Sekundarstufe I gibt es im Wahlpflichtbereich allerdings einen Kurs, wo neben Grundlagen auch ein wenig Python unterrichtet wird.

Schüler aus meinem Kurs schwärmen auch von Python im Vergleich zu Java. Daraufhin habe ich mich dann auch mal mit Python auseinandergesetzt und bin positiv überrascht und hoffe, dass es in den nächsten Jahren auch im Zentralabitur angeboten wird. Dann muss man sich "nur noch" mit den Kollegen einigen und eine einheitlich Linie fahren.

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Sonntag 24. Oktober 2010, 11:40
von hendrikS
Ich persönlich würde einen Unterricht als Mischung von C und Python gut finden. Wobei man mit C beginnen sollte und später mit Python abschließen. Man hat manchmal das Gefühl, das bestimmte Fragen gestellt werden, weil einfach Grundkenntnisse fehlen wie ein Computer funktioniert. Aber gerade diese Grundkenntnisse sollte ein Informatikunterricht vermitteln.
@sma:
Ich denke nicht, daß Windows eine Hürde ist. Weder Installation noch Entwicklungsumgebung sind ein Problem. Daß Python den Weg in Unternehmen nicht richtig schafft ist auch ein bißchen hausgemacht. Ich denke nur an das Python 3 Trauma.

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Sonntag 24. Oktober 2010, 11:52
von jbs
@EmaNymton:

Ist denn Jython erlaubt?

Bei uns wurde an der Schule Python unterrichtete und das lag an einem Lehrer, der da einfach den Hut auf hatte. Nun ist er weg und die Schulleitung hat Java als Sprache vorgeschrieben, um eine gemeinsame Sprache zu haben (damit irgendwie Kollegen schneller andere Klassen unterrichten können) und weil das ja wirtschaftlich wichtiger sei.

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Sonntag 24. Oktober 2010, 13:08
von EmaNymton
@jbs: Nein, es ist nicht erlaubt. Es geht dabei weniger um die Ausführbarkeit des Codes als vielmehr um vorgegebene Klassen, die im Unterricht verwendet werden müssen, da Aufgaben aus dem Zentralabitur darauf aufbauen können.
So gibt es z.B. für die verschiedenen Datenstrukturen vorgegebene Klassen, sowie für eine Client-Server-Architektur.
Nähere Infos findest du unter:
http://www.standardsicherung.schulminis ... hp?fach=15

Problematisch wird die ganze Sache auch dadurch, dass es immer einen Zweitkorrektor gibt, der dann natürlich auch die Sprache beherrschen muss. Deswegen muss man sich auf einige wenige Sprachen festlegen, wobei Python von mir aus gerne dabei sein durfte. ;)

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Sonntag 24. Oktober 2010, 13:18
von DasIch
Sprachen wie Python und Ruby fehlt halt die Industrie dahinter. Java hat sich für viele als C++ Alternative etabliert und hat mit Sun und jetzt Oracle Firmen dahinter die mit Marketing die Verbreitung stark beeinflussen konnten. Es dauert bis man sich davon trennt und gerade im Bildungsbereich ist es schwer auf neue Entwicklungen einzugehen.

Wenn man wirklich einen guten Überblick schaffen will muss man natürlich auch fragen ob Python da wirklich sinnvoll ist. Ich denke dass es viel wichtiger ist typische Sprachen für die unterschiedlichen Paradigmen vorzustellen, die diese gut repräsentieren: Prolog, Factor, C, Assembler, Smalltalk, Lisp und eventuell Haskell wären da denke ich eine gute Wahl. Ich denke nicht das Python die sprachlichen oder technischen Grundlagen sonderlich gut vermittelt.

Allerdings sollte man vielleicht Anmerken das am MIT Python als erste Sprache gewählt wurde, gerade weil es in Unternehmen deutlich relevanter ist im Vergleich zu Scheme was vorher genutzt wurde. Allerdings wird der übliche MIT Student sicherlich nicht eine Karriere als Java/PHP Code Monkey anvisieren, da sind natürlich die Chancen höher auf Python im Job zu stossen.

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Sonntag 24. Oktober 2010, 15:37
von sma
@hendrikS Viele Fragen hier lassen mich schon vermuten, dass der gemeine Windows-Programmierer schon das ein oder andere Problem mit IDLE hat. Aber um so besser, wenn das kein wirkliches Problem darstellt. Schüler mit C zu quälen ist aber glaube ich gar keine gute Idee. Programmieren sollte IMHO als einfach dargestellt werden und nicht als Zweikampf mit der Maschine. Wer will, kann das später immer noch selbst lernen. Grundkenntnisse in Sachen von-Neumann-Architektur kann man auch in Python lehren.

So schade es ist, dass Python als Lehrsprache in NRW offenbar keine Chance hat, so verständlich ist IMHO aber auch der Wunsch nach einem Standard und vergleichbaren Kursen und Prüfungen.

Die Frage ist nur, was überhaupt das Ziel des Unterrichts ist.

Ich habe eben mal die Abiturprüfung 2009 für den Grundkurs in der Geschmacksrichtung Java angeschaut. Mir ist nicht so ganz klar, ob man das alles auf dem Papier machen soll oder im Rechner, aber ehrlich gesagt finde ich das ziemlich primitiv.

Spannender als Getter und Setter für eine Klasse zu schreiben (erste Teilaufgabe, gibt immerhin 9 Punkte) wäre IMHO, die in der ersten Abbildung aufgeführten Namen zu kennen (Neumann, Boole, Zuse, Babbage, Leibniz und Turing) und zu wissen, welchen Beitrag zur Informatik die Herren geleitet haben.

Die Mischung aus Deutsch und Englisch in den Klassen- und Methodennamen finde ich suboptimal. Wenn schon deutsch, dann bitte auch bei Stack und List (Stapel und Liste). Hingegen mit "gib" und "setze" statt "get" und "set" verletzt man mutwillig die Konventionen von Java und bringt einen falschen Stil bei. Das kann doch auch nicht gewollt sein.

Ach ja, die Macke, einigen Namen ein "p" (wohl für Pointer) vorauszustellen, widerspricht auch jedem guten Stil. Schönen Gruß an das Ministerium für Schule und Weiterbildung, würde sich jemand mit so einem Programm bei mir bewerben, würde ich ihm das negativ ankreiden.

Warum darf man ein deutches Wörterbuch und einen Taschenrechner als Hilfsmittel benutzen? Ist die Jugend von heute schon so verweichlicht, dass sie Rechtschreibung ohne Buch nicht mehr beherrscht? Und den Taschenrechner kann man bei den Aufgaben, wo es darum geht, ein paar Java-Methoden hinzuschreiben, doch auch nicht gebrauchen...

Stefan

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Sonntag 24. Oktober 2010, 16:33
von BlackJack
@sma: Die Aufgaben und Namen sehen beim Delphi-Teil genau so aus. Also wird nicht wirklich Wert darauf gelegt, das in der jeweiligen Programmiersprache idiomatisch gearbeitet wird. Delphi ist wahrscheinlich sowieso ein Zugeständnis an die ganzen Lehrer die keinen Bock hatten etwas Neues zu lernen und halt damals Pascal gelernt haben.

Das `p` steht wohl für *Parameter*. *Lokale* Namen haben nämlich ein kleines `l` als Präfix. :shock:

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Sonntag 24. Oktober 2010, 17:21
von gkuhl
DasIch hat geschrieben:Sprachen wie Python und Ruby fehlt halt die Industrie dahinter.
Das Argument zählt jetzt aber nicht wirklich. Hier geht es um Schüler, von denen die Minderheit eine Ausbildung als Informatiker anstrebt. Ich denke nicht, dass das Lernen einer "industriegefälligen" Sprache das Ziel des Unterrichts sein sollte. Vielmehr sollte ein grundlegendes Verständnis der Informatik gelehrt werden. Schulfächer sind keine Vorkurse für das jeweilige Studienfach, sondern dienen der allgemeinen Reife.

Die geringe Lernkurve macht Python hier sicherlich zu einer guten Lehrsprache. Was ich persönlich, als Physiker, an Python toll finde, ist die Verbreitung in den Naturwissenschaften. Damit kann man Schüler, die sich dafür interessieren, ebenfalls leichter in den Informatikunterricht einbinden.

Grüße
Gerrit

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Sonntag 24. Oktober 2010, 17:38
von Sinus44D
Diese Abiturprüfungen sind ja ziemlich übel. Das in so vielen Ländern das Zentralabitur eingeführt wurde finde ich schade. Das wurde ja angeblich gemacht um das Niveau im Unterricht anzuheben. Was geschieht ist aber genau das Gegenteil. Die Regierungen wären ja auch schön blöd das Niveau anzuheben und ganze Städte und Bezirke durch die zentrale Prüfung fallen zu lassen. Wenn dass passieren würde hätten die Schulen und Politiker echt ein Problem. Was machst man mit hunderten die durchgefallen sind? Wenn man das nicht will, muss man sich mit dem Niveau der Prüfungen an den schwächsten Schulen orientieren. Ich habe den Link jetzt nicht gefunden. Vor ein paar Wochen stand in der FAZ etwas über einen Versuch in dem Schüler aus der neunten Klasse zum Test die Prüfungen vom letzten Jahr schreiben sollten. Das Ergebnis war, dass viele bestanden haben.

Als Lehrer steht man nun vor der Frage: Wieso sollte man wesentlich tiefer als getter oder setter gehen, wenn die Leistung an den Ergebnissen des Zentralabiturs gemessen wird?

Aber zurück zum Thema Python. Hier kommt es natürlich darauf an was die Schwerpunkte im Unterricht sind. Wenn man sich auf rekursive Algorithmen bei Sortierverfahren konzentriert und Dinge wie den Dijkstra in der Schule umsetzen will, dann finde ich Python genau richtig. Besonders wenn man sich auf die Konzepte dahinter und weniger auf die Sprache selber konzentrieren will finde ich Python gut.

Man muss auch bedenken, dass man in der Schule für die Informatik begeistern will. Die Schüler sollen danach sagen, "Super dass will ich studieren!" oder zuhause sollen sie wenigstens freiwillig kleine Programme erstellen. Eine Sprache mit großem Overhead ist dann die falsche Wahl.

Toll finde ich bei Python auch, ich bin ja noch Python Neuling und habe habe das gerade erst entdeckt, dass man sich bei großen Zahlen nicht mit Big Integer rumschlagen muss. In der Unterricht kann man also durchaus zeigen wie RSA funktioniert und asymmetrische kryptographie behandeln. Bei anderen Sprachen ist das ein Krampf.

Aber wie gesagt, ich bin ja noch gar kein Lehrer. Vielleicht stelle ich mir das alles viel zu einfach vor.

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Sonntag 24. Oktober 2010, 19:07
von noisefloor
Hallo,
gkuhl hat geschrieben:Vielmehr sollte ein grundlegendes Verständnis der Informatik gelehrt werden. Schulfächer sind keine Vorkurse für das jeweilige Studienfach, sondern dienen der allgemeinen Reife.
+1. Wichtig ist I;HO zu lernen, wie man ein Programmierproblem angeht und "häppchenweise" aufteilt. Viele "Schulprobleme" lassen sich oft ja auch mit "Spaghetti-Code" lösen - was ja nicht Sinn der Sache ist. Die Programmiersprache ist dabei IMHO nicht sooo wichtig, solange sie "moderne" (zeitgemäße) Strukturen besitzt.

Wie man ja so schön sagt: Wenn man eine Programmiersprache kann ist das Lernen der 2. gar nicht mehr so schwer. :-)

Gruß, noisefloor

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Sonntag 24. Oktober 2010, 19:27
von EmaNymton
Aber wie gesagt, ich bin ja noch gar kein Lehrer. Vielleicht stelle ich mir das alles viel zu einfach vor.
Ja, in der Praxis sieht es dann meist anders aus. ;)
Das Zentralabitur senkt auf jeden Fall das Niveau, das müsste aber jedem auch vorher klar gewesen sein.
Das einzige, was das Zentralabitur leistet ist eine scheinbare Vergleichbarkeit der Abschluesse. Scheinbar, weil es hier noch teilweise erhebliche Probleme gibt, die nicht eindeutig geregelt sind. Beispiel aus Mathe: Alle Schüler bekommen die gleichen Aufgaben und dürfen einen Taschenrechner benutzen. Nun ist Taschenrechner nicht gleich Taschenrechner, sogar einige günstigere können heutzutage lineare Gleichungssystem lösen. Dadurch haben natürlich die Schüler einen Vorteil, die diesen Taschenrechner besitzen und ihn auch bedienen können.
Anderes Beispiel: Man unterrichtet in der Regel drei Themenbereiche, Analysis, Analytische Geometrie und Stochastik. Der Schule ist es freigestellt, ob sie alle drei gleichermaßen unterrichtet oder zwei im Schwerpunkt. Trotzdem bekommen alle die gleichen Aufgaben. Nun steht man als Lehrer in dem Zwiespalt: Möchte ich, dass die Schüler ein gutes Abitur (NC) machen? Dann unterrichte ich nur zwei Themengebiete intensiv, so dass die Schüler besser darin vorbereitet sind, als wenn ich alle drei gleichermaßen unterrichte. Oder möchte ich, dass die Schüler mit einem guten Vorwissen an die Uni kommen. Dann unterrichte ich alle drei gleich und laufe Gefahr, dass sie eine schlechtere Note bekommen (evtl. Verpassen eines Studienplatzes durch schlechten NC).

Im übrigen stellt nicht das Ministerium die Aufgaben, sondern ausgesuchte Lehrer stellen die Aufgaben, die dann vom Ministerium mehr oder weniger intensiv kontrolliert und ausgewählt werden. Deswegen auch die teils komische Notation, wenn man einen Kollegen hat, der das so handhabt.

Naja, genug gejammert, muss ja nicht noch die Vorurteile bestätigen. ;)

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Sonntag 24. Oktober 2010, 19:44
von Sinus44D
noisefloor hat geschrieben:Hallo,
+1. Wichtig ist I;HO zu lernen, wie man ein Programmierproblem angeht und "häppchenweise" aufteilt. Viele "Schulprobleme" lassen sich oft ja auch mit "Spaghetti-Code" lösen - was ja nicht Sinn der Sache ist. Die Programmiersprache ist dabei IMHO nicht sooo wichtig, solange sie "moderne" (zeitgemäße) Strukturen besitzt.
Jap, ich denke auch, dass das eine der wichtigsten Herangehensweisen ist. Divide et impera, oder Divide and conquer ist das Zauberwort :)

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Sonntag 24. Oktober 2010, 22:51
von Leonidas
Ich brauche ja oft nicht zu posten, weil ich meist das gleiche meine wie DasIch, aber in dieses mal muss ich jedoch wiedersprechen:
DasIch hat geschrieben:Wenn man wirklich einen guten Überblick schaffen will muss man natürlich auch fragen ob Python da wirklich sinnvoll ist. Ich denke dass es viel wichtiger ist typische Sprachen für die unterschiedlichen Paradigmen vorzustellen, die diese gut repräsentieren: Prolog, Factor, C, Assembler, Smalltalk, Lisp und eventuell Haskell wären da denke ich eine gute Wahl. Ich denke nicht das Python die sprachlichen oder technischen Grundlagen sonderlich gut vermittelt.
Nun, ich verstehe den Punkt durchaus und finde dass viele Programmierer sich diese Sprachen angucken sollten (die meisten hab ich inzwischen nehr oder minder gut Abgedeckt), jedoch sollten wir uns bewusst sein, wer das Zielpublikum ist. Das Zielpublikum sind wie sma sagte Schüler die sich freuen wenn der Unterricht möglichst schnell vorbei geht und daher kein Interesse haben an allen möglichen Paradigmen. Wenn wir von Studenten reden würden, würde ich das absolut unterschreiben, aber ich denke der Ansatz bei Schülern sollte ein anderer sein. Ich denke es sollte wichtiger sein, die Informatik als Wissenschaft darzustellen und ggf. ihre praktische Anwendung. Natürlich, man kann mit C und Assembler drauf eingehen wie eine von-Neumann-Maschine funktioniert, aber ich denke nicht dass das für die meisten Schüler von Interesse ist. Es ist vielmehr wichtiger Schüler wie Informatiker denken zu lassen -- etwas vergleichbar mit SICP. Dieses Buch & Kurs lehrt nicht direkt eine Sprache sondern eher die Denkweise und motiviert daher viel eher. Was man im Unterricht dann einfließen lassen kann sind Probleme die die Aufmerksamkeit von Schülern eher binden. Mir schweben da Sachen wie Robocode (geht inzwischen neben Java und C# auch wohl mit jeder Sprache die auf JVM kompiliert, mitunter also auch Jython) oder AntMe vor, wo Schüler eben die vermittelten Konzepte und Best-Practices einfließen lassen können. Vielleicht kann man Schülern auch die Funktionsweise von Computern erklären, aber das hängt dann ab wie viel Zeit man hat - ob man mit dem Informatikunterricht mit der Kollegstufe anfängt oder früher.

Ob Python eine gute Wahl dazu ist - ich vermute schon. Wenn man Konzepte vermitteln will ist es nicht übel, die wichtigsten Sachen sind von Python abgedeckt. Man könnte aber ähnlich gut auch Ruby nutzen.

Denn auch in anderen Fächern wie Mathematik und Physik kümmert man sich eher um das Gesamtbild, statt sich in irgendwelchen Teilgebeiten zu verlaufen. Jedoch was ich so von Informatik in NRW und Bayern gehört habe klingt eher danach als wär das ein Zeitfresser, in dieser Form scheint mir dass es sinnvoller wäre dieses Fach wieder zu streichen. Das bisher einzige Positivbeispiel das ich kenne ist das RWG Neuwied. Ich kann mich nicht über die fachliche Kompetenz der Lehrer aussagen, aber das Dijkstra-Zitat macht Mut :) Außerdem finde ich den Lehrplan vom drübersehen gar nicht mal so ungelungen. Sekundarstufe I ist eher etwas praktischer, mit HTML, Excel und Mindstorms (prima Idee wie ich finde), Sekundarstufe II etwas theoretischer (Crypto, Technische Informatik, Theoretische Informatik).

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Montag 25. Oktober 2010, 09:14
von mkesper
Leonidas hat geschrieben:Mindstorms (prima Idee wie ich finde)
Siehe auch freedroidz. Ich nehme im November vermutlich an einem Workshop dafür teil, ich finde das hat Potenzial. Denn eine Sache, an der ich direkte Auswirkungen sehe, stellt in meinen Augen eine hohe Motivation dar.

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Montag 25. Oktober 2010, 09:29
von BlackJack
Wobei man bei solch praktischen, physikalischen Dingen wie Legoroboter auch im Auge behalten muss, dass man damit auch Leute abschrecken kann die entweder wirklich keinen Draht zum basteln haben oder zumindest gesellschaftlich immer noch so gedrillt werden, dass das angeblich nix für Mädchen ist. Auf letzteres muss man eigentlich auch beim normalen Informatikunterricht noch besonders aufpassen.

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Montag 25. Oktober 2010, 13:52
von Leonidas
mkesper hat geschrieben:Siehe auch freedroidz. Ich nehme im November vermutlich an einem Workshop dafür teil, ich finde das hat Potenzial. Denn eine Sache, an der ich direkte Auswirkungen sehe, stellt in meinen Augen eine hohe Motivation dar.
Ich finde LeJOS nur nicht so besonders toll. Deren GC-Implementation ist, ahem "sehenswert", ebenso die Filestreams etc. Aber das ist jetzt Offtopic.

Re: Schüler und Studenten?

Verfasst: Dienstag 26. Oktober 2010, 19:29
von chrische
Als ich hier einige Posts gelesen habe war ich ziemlich überasscht und schokiert zugleich.
Überrascht weil es scheinbar selbstverständlich ist, dass Informatik an Schulen unterichtet wird.
Schokiert weil ich nie Informatik im Unterricht gehabt habe! Ich gehe in Schleswig-Holstein zur Schule, genauer auf
ein Gymnasium und bin in der 13. Klasse.
Wie kommt das? Gibt es in SH kein Plichtmässigen Informatik Unterricht?
Ich finde es ziemlich schade, denn es hätte mir sehr zugesagt Informatik in der Schule Unterrichtet zu bekommen.