auf anraten einiger Arch Linux-User hier im Forum habe ich mir letztendlich Arch Linux 2007.08.1 (Don't Panic) heruntergeladen. Das ganze parallel auch mit Gentoo 2007.0, welches mich ebenso interessiert hat.
Meine Test-Hardware ist ein Samsung R60 Aura T5250 Deeloy, welches ich vor kurzer Zeit gekauft habe. Wenn es man geht dann ist es ein nettes Stück Hardware, aber Samsung hat sich richtig ins Zeug gelegt um Komponenten zu verwenden, deren Linux-Support nicht optimal ist.
Ein Beispiel ist der PCI vendor ID bug, den ich daraufhin ins Gentoo Bugzilla eingeschickt habe und einige Tage drauf selbst einen Workaround gefunden habe. Optimal ist das nicht, aber wenigstens ist der Laptop nun nutzbar. Immerhin ist es ein Laptop der scheinbar kein kaputtes BIOS hat. Es hat fast keine Optionen, aber wenigstens ist es nicht kaputt

Nun genug zur Hardware, da werde ich später noch eine extra Seite für machen, damit ich das bei TuxMobil einsenden kann.
Also gut, ich habe mir die Arch Linux FTP-CD heruntergeladen, gebrannt und mit dem Workaround gebootet. Dann kam erstmal eine Kommandozeile, die sehr an das Feeling von Gentoo erinnerte. Sicherlich kann man Arch auch auf Gentoo-Weise installieren, also alles per Hand machen. Aber dazu gibt es keine Anleitung und es hat auch eigentlich keine Vorteile. Mit ``km`` kann man dann die Tastaturbelegung und den Konsolenfont wählen. Dann gibts mit ``/arch/setup`` einen kleinen ncurses-basierten Installer vder einen vergleichsweise schnell durch die Installation bringt, insbesondere wenn man nur die Base-Pakete installiert, wie das auch empfohlen wird. Der Installer ist zwar nicht ganz so komfortabel oder benutzerfreundlich wie der von Debian (crypto-fs, LVM, etc.) aber man installiert ja auch nicht so oft.
Am Schluss kommt ein Reset und damit die Ernüchterung. Die initrd enthält wohl einen Treiber zu wenig,somit komme ich zu einer feinen Kernel panic. Aber die Fallback-initrd geht, damit startet das System schon. Mit etwas Zeit findet man auch den richtigen Treiber und kann den auch integrieren, dazu bin ich bisher noch nicht gekommen.
Das System bootet dann hoch, man kommt in die Anmeldung in die Shell. Anmelden funktioniert, man kann nun X.org installieren. Ich habe mich nach meinen Erfahrungen mit Gentoo (ein kaputtes x11-xorg, wo ich keine Lust hatte herauszufinden wo der Fehler genau lag, weil ich nicht wusste ob die Grafikkarte überhaupt mit X11 zurechtkommt) dann für ein garantiert funktionfähiges X11-Paket entschieden. Das lief dann mit VESA-Treibern genausowenig wie unter Gentoo, aber nach der Installation von fglrx und etwas rumgepfusche an der xorg.conf (wenn es einen Wettbewerb um die dämlichsten Configdateien gibt dann ist die X11-Configdatei zusammen mit der ``ircd.conf`` und der ``printcap`` ganz vorne dabei) lief der ATI-Treiber dann ohne Mucken. Bisher auch recht stabil. Von daher ist die X11-Konfiguration unter Arch eingentlich recht brauchbar.
Beim Installieren bin ich leider in so eine Übergangsphase gekommen, wo ein Repository (das Hauptrepository) von ``current`` in ``core`` umbenannt wurde (danke an veers, der mir das schnell erklärt hat). Aber das lies sich ohne Anleitung mit einem Texteditor in der ``pacman.conf`` ganz schnell umstellen. Dort musste ich auch den Mirror verstellen, weil ``pacman`` ansonsten auf den Hauptserver zugreift der aber überlastet ist und Verbindungen ausbremst. Das Rolling-Release System (aus Gentoo bekannt) ist eigentlich eine nette Sache für ein Desktop-System. Besonders wichtig ist aber das man von einer Version zur anderen problemlos updaten kann. Das ist inzwischen wohl schon Pflicht einer jeden Linux-Distribution und das ist etwas worauf ich auch bestehe. ``pacman`` kann das,was mir gefällt. ``pacman`` kann wohl auch Abhängigkeiten ebenso wie neuere Versionen von ``aptitude`` und zukünfige Versionen von ``apt-get`` automatisch löschen, wenn sie nicht mehr nötig sind. Das ist auch positiv, mit Gentoos ``emerge`` scheint das nicht so einfach möglich zu sein.
Das kompilieren von Paketen und das User-Repository ``AUR`` habe ich noch nicht ausprobiert. Aber dazu gibt es auch Hilfsprogramme und wenn ich auf die Idee komme, dass ich eine GUI für ``pacman`` brauche, dann werde ich wohl die ``PKGBUILD``s aus ``AUR`` beziehen müssen.
Die Installation von GNOME verlief auch recht simpel, das Arch Wiki ist was das angeht eine durchaus brauchbare Ressource, wobei aber nicht alles so haarklein beschrieben ist wie im Wiki der Ubuntuuser. Vom Niveau etwa mit dem Gentoo Wiki vergleichbar, wobei es auch nicht so Umfangreich sein muss, da unter Arch einige Dinge schlicht und einfach simpler sind.
Das Standard-GNOME ist GNOME-typisch lahm und sieht auch noch recht uninteressant aus. Da muss man noch etwas Artwork besorgen, Seiten gibt es ja genug. Das Font-Problem (hässliche Fonts) hat sich erledigt, wenn man wie ich direkt sich am GDM anmeldet. Fragt mich nicht warum, keine Zeit das jetzt herauszufinden.
Sehr nett ist die Daemon-Konfiguration in der ``rc.conf``. Nicht dass das mehr oder weniger könnte als die Systeme von Gentoo oder Debian aber das in einer Textdatei zu bearbeiten geht doch angenehmer von Hand als das setzen von Symlinks. Allerdings muss man da die Reihenfolge beachten, da HAL sonst dem ACPI-Daemon die ACPI-Interfaces wegschnappt.
Sound über ALSA funktioniert eigentlich auch direkt nach dem Laden. Zuerst dachte ich dass ich für den Realtec ALC262 der auf dem Board drauf ist die ``snd_atiixp``-Treiber laden muss (ich habe einen Azalia-Chip), bis ich gemerkt habe dass die ``snd_intel_hda``-Treiber geladen sind und auch funktionieren. Lustige Sache, dass das geht, aber solange das tut passt mir das auch.
Die Sache mit den Hotkeys funktioniert bisher leider noch nicht so ganz, die Buttons tun momentan nichts. Einige geben aber ein ACPI-Signal (Ausschalter beispielsweise), andere Reagieren nicht auf ``acpi_listen``. Vielleicht mal mit ``xev`` prüfen. Die Maus ist ach noch ein Problemkind, da mir das Touchpad etwas zu nervös funktioniert und USB-Mäuse nur beim ersten Anstecken funktionieren. Da gibt es sicher noch Tricks.
Beeindruckt hat mich die Aktualität der Pakete. Claws Mail 3.0.1 ist seit gestern dem 17. September verfügbar. Version 3.0.1 ist am 17. September rausgekommen. Also kam das Update am gleichen Tag wie das Upstream-Release

Mal so ein Kurzfazit: Arch Linux ist kein schlechtes System, man kann damit durchaus arbeiten und das hacken daran macht auch vergleichsweise viel Spaß. Es gehört wohl zu den interessanteren Linux-Distributionen obwohl es meiner Meinung nach ziemlich gut mit Debian vergleichbar ist, insbesondere wenn man es als Binärdistribution nutzt. In dem Fall stellt sich eigentlich die Frage warum nicht Debian nehmen. Arch hat bessere Unterstützung für Source-Builds (wobei man sagen muss, dass Debian das durchaus auch kann, nur ist das dort recht selten genutzt. Schade, da könnte man sicher auch was von Arch übernehmen) und aktuellere Pakete. Debian hat das für Server sehr nützliche ``Stable``-Release, was auch nett ist wenn man ein System einrichtet und es einfach nur Laufen soll. Ebenso hat Debian wohl besser getestete Software - die Infrastruktur ist mehr auf Stabilität ausgelegt.
Sich mit Arch zu beschäftigen ist in der Regel keine verlorene Zeit. Wenn man dort etwas lernt, kann man es auch auf andere Distributionen übertragen, wenn man sich von Arch verabschiedet.
Ich bleibe jedoch zumindest vorerst mal dabei, nach den zwei Tagen kann man schwer etwas wirklich fundiertes sagen. Aber wenn es mir letztendlich nicht gefällt: alternativen hätte ich ja noch genug.