mutetella hat geschrieben:
Ausgangspunkt ist der: Ich habe mittlere Reife, bin gelernter Kaufmann, habe dann nach vielen Jahren in meinem Beruf mit meiner Frau die Rollen getauscht und war die letzten Jahre Hausmann.
Die "Todesfalle" Kindererziehung, solche Leute, also üblicherweise Frauen, "sucht" die Wirtschaft nicht. D.h. Bewerbungen auf Basis Deiner bisherigen Qualifikation werden erfolglos bleiben.
Einzig Leiharbeitsfirmen, bisher gerne mit Gehältern UNTER 8.50 EUR/h - und bei Hartz4 Empfängern von der Bundesregierung und dem Gesetzgeber sogar aufgefordert das weiterhin zu tun-, werden Dir anbieten oder im Falle von Hartz4 mit Zwang auch mit Drohung der negativen Rückmeldung an die Arbeitsagentur versuchen, Dich zum Umzug "zum Kunden" und Arbeit als "ungelernte Bürokraft" zu bewegen... also Trennung von der Famlie bzw. gerne auch in "Regionen mit zusammengebrochenem Mietwohnungsmarkt", also wo Du vom Gehalt noch nicht mal die Miete bezahlen kannst.
Übrigens im (Lebensmittel-)Handel gelten Bürokaufmann bzw Kaufleute als "Gelernte", wenn Du also im Supermarkt an der Kasse anfängst, dann sogar als "gelernte Fachkraft" mit der etwas besseren Bezahlung. Was besseres als Supermarkt-Kassierer gibts da aber nicht
mutetella hat geschrieben:
In meinem Kopf schwirren gerade folgende Szenarien:
- Ich studiere Informatik auf einer FH oder einer Fernhochschule. Für Fälle wie meinen (ohne Abitur und ohne abgeschlossene Berufsausbildung in einem verwandten Beruf) bieten manche Fachhochschulen an, nach 2 Semestern eine Hochschulzugangsprüfung abzulegen, die mich dann zum weiteren Studium berechtigt.
- Ich suche mir einen Betrieb, der mich zum Fachinformatiker ausbildet.
- Ich vergesse das ganze, wurschtel weiterhin hobbymäßig an meinem Kalender herum und fahre einmal im Jahr auf eine PyCon um mich 'ne Woche lang wie ein Hacker zu fühlen!

a)
Moment "gelernter Kaufmann" IST eine abgeschlossene Berufsausbildung, Du kannst immer noch "WIrtschaftsinformatik" an der FH studieren als "verwandtes" Studium.
b)
Schlimm, diese Auffassung führte zum "Parkstudium" in den 1970er/1980er Jahren, wo unbegabte Abiturienten mit schlechen Abiturnoten.. "irgendwas" jahrelang herumstudierten bis sie dann Medizin versuchen durften zu studieren...
Bloss nicht !!!!!!!!!!!!!!!!
c)
Bachelor an Uni oder Bachelor an Fachhochschule / Hochschule mag zwar "unterschiedlich" sein,
aber auch an FHs kann man inzwischen häufig einen Master danach machen, WENN das denn unbedingt notwendig sein sollten - für Informatiker und in Deinem Alter und Deiner Situation sowieso nicht.
Also der Zwang zum Uni-Studium VOR einem FH-Studium ergibts sich nicht, für mich, der beides genossen hat. Uni-Bachelor Abschluss verbessert gegenüber FH-Bachelor Abschluss keinesfalls die Vermittelungchancen...
mutetella hat geschrieben:
Nachdem hier im Forum ja doch einige sind, die im Informatikbereich arbeiten, würde mich interessieren
- ob ich da zu blauäugig bin, mit keinerlei Vorkenntnissen so etwas starten zu wollen
- ob ich am Ende einer solchen Ausbildung (ich werde dann Ende 40 sein) überhaupt auch nur eine geringe Aussicht auf eine Anstellung habe
- ob es vielleicht noch ganz andere Möglichkeiten gibt, aus meiner Begeisterung für das Programmieren etwas sinnvolles entstehen zu lassen
mutetella
Bin in dem Alter in dem Du dann sein wirst
a)
Es gibt so gut wie keine Python-Jobs, Python als Schwerpunkt führt nicht zur Vermittelbarkeit auf dem Arbeitsmarkt ( als Erstsprache an amerikanischen Unis ist sie ok )
b)
Ich sprach auf einer Java-UG Veranstaltung in 2013 mal mit einem leitenden Angestellten des Hosts ( der einlud ):
1. Bei einer vor kurzem stattgefundenen Job-Recruitment Veranstaltung hätte er Bewerbungsgespräche mit 15 Bachelor-Absolventen der Informatik ( Uni, FH ) geführt. Davon hätten 10 neben dem Studium als Werkstudenten bei IT-Firmen gejobbt, 5 nicht.
2. Es sei die derzeitige Marktsituation, daß sich die Unternehmen auf die Bewerber konzentrieren können, die schon z.B. 2 Jahre Berufserfahrung als Werksstudent in IT-Unternehmen hätten. Also im vorliegenden Fall auf die 10 mit Berufserfahrung. Da Dortmund eine Stadt mit vielen IT-Unternehmen ist, sei es andererseits auch für Informatik-Studenten leicht, Jobs als Werksstudent zu erhalten. Außerdem sei es doch typisch, daß Informatik-Studenten schon vor ihrem Studium, also während der Schulzeit, schon programmieren praktisch gelernt und öffentlich praktiziert hätten, z.B. durch PHP-Programmierung einer eigenen Website. So etwas würde die Einstellung als Werksstudent schon am Studienanfang natürlich erleichtern.
3. Nach seiner privaten Erfahrung in seinem eigenen IT-Studium in den 1980ern/1990ern, selbst wenn sich heute vieles gebessert hätte, würde man das Programmieren nicht wirklich an der Hochschule lernen ( können ). Es gäbe aber durchaus brauchbare Theorie, die eher an Hochschulen gelernt würde und nicht bei der praktischen Berufstätigkeit, die er auch in Bewerbungsgesprächen abfragt ( z.B. Sortier-Algorithmen, binäre Bäume,… ).
4. Den 5 Absolventen ohne Werkstudenten-Erfahrung hat er klipp+klar eine eindeutige Absage bezüglich Beschäftigung mit einem akademischen Einstiegsgehalt macht.
5. Er empfahl diesen 5, doch ein Master-Studium zu absolvieren und – wichtig – dann diese Zeit von z.B. 2 Jahren Studiums zu nutzen, nebenbei als Werksstudent in einem IT-Unternehmen zum Werksstudententarif zu arbeiten. Nach Master und 2 Jahren Berufserfahrung als Werksstudent würden sie als Kandidaten von ihm neu bewertbar sein. Aus seiner Sicht würde er auch Studenten mit Berufserfahrung akzeptieren, wenn diese die Berufserfahrung erst bei “Studieren bis zum 30 Lebensjahr mit Master-Abschluss” erworben hätten.
6. Im Gegensatz zu Managern anderer Unternehmen hätte er allerdings die 5 Studenten nicht verwiesen, doch andere Unternehmen für die zukünftige Werksstudententätigkeit zu finden, sondern er hätte ihnen durchaus das Angebot gemacht, nach Einschreibung als Master-Student sich bei ihm als Werksstudent zu bewerben.
7. Von den 10 Absolventen mit Berufserfahrung als Werksstudent wären dann 5 in die engere Auswahl gekommen, einen Job mit akademischem Einstiegsgehalt zu erhalten.
8. Aus seiner Sicht gibt es bei Uni+FH Dortmund keinen Mangel an Master-Studienplätzen im Bereich Informatik, d.h. fast jeder der Bachelor-Absolventen könnte, wenn er/sie denn wollen würde, weiterstudieren. Ein Bachelor-Absolvent könnte natürlich auch 2 Jahre als Praktikante ohne Studentenstatus in der IT-Wirtschaft herumjobben um die nach seiner Meinung unabdingbare Berufserfahrung zu sammeln, aber wie gesagt er sieht derzeit keinen Grund warum ein ( erstklassiger ) Absolvent nicht einen Master-Studienplatz finden sollte…
9. Wenn ein Student also bis zu 2 Jahre bei einem oder auch mehreren Unternehmen als Werksstudent gearbeitet hat und sich nach Hochschulstudiumsabschluß bei einem weiteren Unternehmen bewirbt, also offensichtlich nicht vom bisher beschäftigenden Unternehmen übernommen wurde, braucht der Bewerber “eine gute Erklärung, wie bei jedem Jobwechsel”, z.B. daß er “anders” arbeiten möchte als wie es beim bisherigen Unternehmen der Fall war.
10ö Aus seiner Erfahrung würde es nur selten passieren und daher echtes Pech, wenn ein Student während seiner Werksstudententätigkeit “niedere” IT-Tätigkeiten ( einfachste PHP-Programmierung,..) durchführt, die bei dem Unternehmen selber und dann auch anderen Unternehmen später nicht als Berufserfahrung für einen akademisch bezahlten “höheren” IT-Job ( Java / .NET Entwickler ) angesehen würden.
11l Wer sich in seiner Ausbildung zum Fachinformatiker und damit natürlich auch bei studienbegleitenden Tätigkeiten als Werksstudent zu weit und einseitig spezialisieren würde ( z.B. Fachinformatiker-Ausbildung mit Schwerpunkt “Perl” ), und daraufhin keinen Job finden würde, sei “selber schuld”. Aber natürlich würde es auch Bewerber mit Spezialkenntnissen geben, die genau wegen dieser Spezialkenntnisse leicht einen gutbezahlten Job bekämen.
Also WARNUNG WARNUNG WARNUNG vor dem was Du so denkst + tun willst...
Viele Grüße
Rolf