Entscheidungshilfe Unterrichtsgegenstand mit Python + HTML

Django, Flask, Bottle, WSGI, CGI…
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Hyperion
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Um noch mal kurz auf das ursprüngliche Thema zurück zu kommen: Wieso muss es bei Persistenz denn immer eine DB sein? Man kann für solche Sachen doch auch auf JSON o.ä. zurückgreifen - auf Performanz kommt es dabei ja eher nicht an...

OT: Was ist denn ein / der "Differenzierungsbereich"?
encoding_kapiert = all(verstehen(lesen(info)) for info in (Leonidas Folien, Blog, Folien & Text inkl. Python3, utf-8 everywhere))
assert encoding_kapiert
BlackJack

@Hyperion: Es muss IMHO eine DB sein, weil man die Daten atomar ändern können muss, ohne das Chaos entsteht, wenn mehrere Benutzer gleichzeitig darauf zugreifen. Aber es muss natürlich keine komplexe relationale DB sein, ein einfacher Key/Value-Store oder Key/Document-Store tut es für viele Anwendungen ja auch.
Leonidas
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noisefloor hat geschrieben:Ein C-Einsteigerkurs aus 2005 ist heute wahrscheinlich noch durchaus brauchbar. HTML halt nicht, weil sich seitdem viel getan hat - HTML 5 (BTW: 2005 haben wir doch noch alle Seiten mit Hilfe von Tabellen layoutet, oder ;-) ).
Das liegt aber nicht daran dass sich viel geändert hat sondern dass das Tutorial einfach schlecht ist - bis auf den HTML5-Punkt von BlackJack waren das alles Sachen die 2005 schon existiert haben und Tabellenbasiertes Layout ist ja schon lange unerwünscht.

Einige der Punkte die mir negativ aufgefallen sind hat BlackJack schon erwähnt, ich füge noch paar hinzu:

Code: Alles auswählen

<p>Ich bin ein Quelltext - Kopier mich!!</p>
Ist keine HTML-Datei die man so nutzen sollte, HTML hat nunmal etwas Boilerplate und selbst wenn der Browser dies zufällig richtig darstellt, eine gute Angewohnheit ist das nicht. Und das ist gleich das erste Beispiel.
Die Sprache, die diese Browser verstehen, heißt HTML (HyperText Markup Language) und ist eine Textauszeichnungssprache. Sie definiert, wie die Inhalte einer Seite dargestellt werden sollen.
Sie definiert eben nicht wie Inhalte dargestellt werden sollen. Daher ist es auch eine Auszeichnungssprache. Dafür gibt es CSS.

Diese Mischung aus HTML4 und XHTML-<br/>-Tags ist seltsam.

"align" sollte man nicht nutzen (siehe CSS), und eigentlich benötigt man auch kein <br> weil man mit <p> Absätze schreiben kann. Die haben den Vorteil, dass sie vom Browser umgebrochen werden können und das ist etwa wenn man das auf dem Handy betrachtet hilfreich.

Ich denke auch nicht, dass height und width-Attribute immer noch als guter Stil gelten. Ist halt "presentational Markup" und das ist generell so ne Sache. Das border-Attribut ist auf jeden Fall no-no. Außerdem kann man PNG nutzen, als Bildformat womit GIF in den meisten Fällen obsolet geworden ist.

Wie du siehst, es gibt Fehler und schlechte Praktiken auf jeder Seite. Nicht unbedingt eine Anleitung die ich nutzen würde um Leuten was beizubringen, da müsste ich ja jede Seite ausbessern und ab dem Punkt lohnt es sich nicht mehr.
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BlackJack

@Leonidas: Man könnte überlegen <br> aus einem Anfängerkurs heraus zu lassen um die Leute nicht in Versuchung zu bringen, aber brauchen tut man das IMHO schon, denn es sind ja eben keine Absätze sondern Zeilenumbrüche und manchmal braucht man genau so etwas. Die Anwendungsfälle sind zwar selten, aber wenn man sie hat, sehe ich keine gleichwertige Alternative. Beispiel Adressen:

Code: Alles auswählen

<address>
  Max Mustermann<br>
  Einheitsstrasse Nr. 42<br>
  10275 Berlin<br>
  <br>
  GERMANY
</address>
Da macht das <br>-Element Sinn.
Leonidas
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Ich habe mich falsch ausgedrückt, so kategorisch dass man kein <br> in HTML5 aufnehmen sollte meinte ich nicht. Sondern dass man das Leuten nicht unbedingt andrehen muss, sofern sie es nicht unbedingt brauchen. Ist ja ganz ähnlich wie \\ in LaTeX, wo auch ein Anfänger anfangen könnte seine Absätze manuell mit \\ umzubrechen weil ihm die Umbrüche nicht gefallen.
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noisefloor
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Hallo,
Sondern dass man das Leuten nicht unbedingt andrehen muss, sofern sie es nicht unbedingt brauchen. Ist ja ganz ähnlich wie \\ in LaTeX, wo auch ein Anfänger anfangen könnte seine Absätze manuell mit \\ umzubrechen weil ihm die Umbrüche nicht gefallen.
+1. Aus einen ähnlichen Grund "verstecken" wir auch die Syntax für einfache Zeilenumbrüche bei Inyoka (bei uu.de).

Gruß, Jochen
EmaNymton
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@Hyperion: Ab Klasse 8 haben die Schüler in NRW die Möglichkeit ein Fach frei zu wählen, das meistens aus einer Fächerkombination besteht. Bei uns ist das u.a. Mathematik/Informatik. Dabei ist der Lehrplan nicht fest vorgegeben, so dass die Schule selbst bestimmen kann, welche Inhalte sie unterrichtet. In unserer Fachkonferenz haben wir uns damals eben für bestimmte Hauptinhalte (u.a. HTML) entschieden, den Rest darf die Lehrkraft nach ihren Interessen ausfüllen.

@Kritik: Danke für die Beispiele, dann werde ich das für den nächsten Durchgang wohl umbauen müssen. Mir war es ehrlich gesagt nicht bewusst, da ich primär mit HTML nichts mache und deswegen die Dinge auch nicht so hinterfragt habe, wie es vielleicht hätte sein müssen, mea culpa.
BlackJack

@EmaNymton: HTML bei „Mathematik/Informatik” und dann auch noch auf so einem flachen Niveau? Wer legt denn so etwas fest? HTML hat doch weder mit Mathematik noch mit Informatik zu tun. Das ist ja ähnlich schlimm wie die ”Informatik”-Klassen in denen „Wir schreiben einen Brief mit Word™” gelehrt wird.
EmaNymton
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BlackJack hat geschrieben:Wer legt denn so etwas fest?
Habe ich bereits geschrieben:
Dabei ist der Lehrplan nicht fest vorgegeben, so dass die Schule selbst bestimmen kann, welche Inhalte sie unterrichtet.
HTML bei „Mathematik/Informatik” und dann auch noch auf so einem flachen Niveau?
Dann erkläre mir bitte, warum Schüler in der heutigen Zeit nicht lernen sollten, wie Webseiten prinzipiell funktionieren und bitte lege nicht alles auf die Goldwaage, nur weil das Fach Mathematik/Informatik heißt und HTML nun mal keine Programmiersprache ist und nicht zum Bereich der Informatik zählt.
Ich bin aber für Vorschläge für alternative Themen offen, bedenke aber bitte, dass es sich um 14-15 jährige handelt, die primär den Rechner eben nicht zum programmieren gebrauchen.
Liffi
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EmaNymton hat geschrieben:
Ich bin aber für Vorschläge für alternative Themen offen, bedenke aber bitte, dass es sich um 14-15 jährige handelt, die primär den Rechner eben nicht zum programmieren gebrauchen.
Vermutlich denkt BlackJack eher an klassische Informatik. Ganz ohne Rechner. Z.B. Logik (bietet sich beim Mathematik/Informatik wirklich an).
EmaNymton
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Liffi hat geschrieben:
EmaNymton hat geschrieben:
Ich bin aber für Vorschläge für alternative Themen offen, bedenke aber bitte, dass es sich um 14-15 jährige handelt, die primär den Rechner eben nicht zum programmieren gebrauchen.
Vermutlich denkt BlackJack eher an klassische Informatik. Ganz ohne Rechner. Z.B. Logik (bietet sich beim Mathematik/Informatik wirklich an).
Ich habe auch nirgendwo behauptet, dass wir ausschließlich HTML unterrichten.
Ein großer Schwerpunkt sind z.B. logische Schaltungen und boolesche Algebra.
EyDu
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EmaNymton hat geschrieben:Dann erkläre mir bitte, warum Schüler in der heutigen Zeit nicht lernen sollten, wie Webseiten prinzipiell funktionieren und bitte lege nicht alles auf die Goldwaage, nur weil das Fach Mathematik/Informatik heißt und HTML nun mal keine Programmiersprache ist und nicht zum Bereich der Informatik zählt.
Ich kann mich BlackJacks Meinung nur anschließen. Wenn Schüler HTML lernen sollen, dann entspricht das für mich dem Auswendiglernen von irgendwelchen Daten, ohne dass ein Zusammenhang hergestellt wird. Vernünftiger Geschichtsunterricht besteht auch nicht aus stupiden Lernen von Zeitangaben und Fakten, sondern in der Verknüpfung von Zusammenhängen. Wenn Schüler das Thema interessiert, dann werden sie sich die Details schon merken oder ggf. selber raussuchen.

Und genau so sollte es in Informatik sein. Im Idealfall lernen die Schüler Methoden und Konzepte, mit denen sie allgemeine Probleme lösen können. HTML haben die meisten nach vier Wochen eh vergessen und du hast jede Menge verlorene Lebenszeit produziert. Falls HTML dann doch mal benötigt wird, dann kann man die meisten Sachen so oder so online in wenigen Sekunden nachschauen.
Das Leben ist wie ein Tennisball.
DasIch
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EmaNymton hat geschrieben:Dann erkläre mir bitte, warum Schüler in der heutigen Zeit nicht lernen sollten, wie Webseiten prinzipiell funktionieren und bitte lege nicht alles auf die Goldwaage, nur weil das Fach Mathematik/Informatik heißt und HTML nun mal keine Programmiersprache ist und nicht zum Bereich der Informatik zählt.
Es mag Sinn machen Schüler_innen zu erklären wie Webseiten funktionieren, allerdings macht es da genauso viel Sinn ihnen HTML zu erklären wie es Sinn machen würde ihnen Turing Maschinen zu erklären, wenn man erklären will wie Computer prinzipiell programmiert werden. Beides nicht ganz falsch, letzteres macht im Kontext des Informatik Unterrichts sogar noch Sinn, doch gerade "in der heutigen Zeit", vermittelt beides kein sinnvolles Bild davon, wie man programmiert oder wie Webseiten erstellt werden und funktionieren.
BlackJack

@EmaNymton: Zählt das schon als auf die Goldwaage legen, wenn ich beim Fachnamen bei den Themen, beziehungsweise ihrer Vermittlung, erwarten würde, dass es etwas mit Mathematik oder Informatik zu tun hat? Wofür die einen Rechner in ihrer Freizeit benutzen, kann IMHO keine Begründung sein. Damit kann man alles mögliche ablehnen was nichts mit Chatten, Ballerspielen, und Pornos, äh ich meine YouTube-Filmchen gucken zu tun hat. ;-)

Natürlich kann man denen nicht einfach Informatik-Studiumsstoff vorsetzen. Aber den Bezug dazu sollte man doch herstellen können. Bei HTML geht es um Daten/Informationen und wie man die für einen Rechner les- und verarbeitbar aufbereiten und strukturieren kann. Anhand von HTML kann man typische Strukturen wie Bäume (das Dokumentmodell mit den verschachtelten HTML-Elementen) und Graphen (Links zwischen Dokumenten) an praktischen Beispielen erfahrbar machen. Man kann über Metadaten sprechen (<head>), also Daten die Informationen zu anderen Daten (<body>) enthalten. Rekursive Strukturen (Elemente enthalten weitere Elemente, einige davon dürfen direkt oder verschachtelt sogar in sich selbst vorkommen (Bsp.: <div>). Man kann anhand eines Textes der die Elemente enthält, die in HTML vorkommen, zeigen wie man den in einzelne Teile zerlegt, die man mit HTML semantisch auszeichnen kann. Man kann den Unterschied zwischen den Daten, der strukturellen Auszeichnung, und der Darstellung deutlich machen. Dann vielleicht noch ein wenig CSS um die Darstellung zu beeinflussen und auch als Möglichkeit eigene semantische Auszeichnungen unter zu bringen, die von HTML nicht vorgesehen sind. Stichwort Microformats/POSH-Formats.

Man könnte die Schüler im Laufe der Zeit eine Seite im Intranet erstellen lassen, wo zum Beispiel etwas über sie drin steht wie Hobbies/Interessen. Dann kann man als Aufgabe stellen die Schüler sollen sich die Seiten der anderen ansehen und Links auf die Seiten setzen die gleiche oder ähnliche Interessen haben wie sie selbst. Daran könnte der Lehrer dann Graphen erklären, in dem er die
Seiten auswertet und die Vernetzung grafisch aufbereitet. Das eignet sich sicher ganz gut um anhand der Grafik über soziale Netzwerke zu reden und die Informatitionen die über die Vernetzung dort anfällt und dem Betreiber der jeweiligen Plattform zur Verfügung steht.
EmaNymton
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@EmaNymton: Zählt das schon als auf die Goldwaage legen, wenn ich beim Fachnamen bei den Themen, beziehungsweise ihrer Vermittlung, erwarten würde, dass es etwas mit Mathematik oder Informatik zu tun hat?
@BlackJack: Ja, ich habe das so empfunden weil ich der Meinung bin, dass HTML in dieser Altersklasse durchaus seine Berechtigung als Werkzeug zur Vermittlung der Konzepte der Informatik haben kann. Ich (manche Schüler vielleicht schon ;)) beschwere mich ja auch nicht, dass ich in einer Fremdsprache erstmal die Vokabeln und die Grammatik lernen muss, um nachher eine Textanalyse und die damit verbundenen Methoden anzuwenden. Du hast ja selbst geschrieben, dass HTML zur Vermittlung von Konzepten geeignet ist.

Der Kommentar bzgl. der privaten Benutzung des Rechner sollte kein Ausschlusskriterium für irgendwelche Inhalte darstellen (sonst könnte man ja 95% aller Fächer abschaffen) sondern lediglich die Zielgruppe und deren kognitive Fähigkeiten mit in den Vordergrund stellen, denn ich kann einem 14-jährigen Schüler nicht Konzepte vermitteln, die in dieser Alterklasse einfach noch gar nicht begreifbar weil zu abstrakt sind.
Ein zusätzlicher ganz wichtiger Punkt und in dieser Altersklasse ist die Motivation: Wenn die Schüler sich gerne mit der Gestaltung ihrer persönlichen Seite beschäftigen, ist nachgewiesener Maßen der Lerneffekt höher, als wenn ich die Konzepte losgelöst vom Werkzeug betrachte und das brauche ich meiner Erfahrung nach bei Schülern immer, da ich sonst das Stadium einer Vorlesung erreiche, wo die vermittelten Inhalte spätestens auf dem Weg nach Hause vergessen sind.
Daran könnte der Lehrer dann Graphen erklären, in dem er die
Seiten auswertet und die Vernetzung grafisch aufbereitet. Das eignet sich sicher ganz gut um anhand der Grafik über soziale Netzwerke zu reden und die Informatitionen die über die Vernetzung dort anfällt und dem Betreiber der jeweiligen Plattform zur Verfügung steht.
Die Idee mit den Graphen gefällt mir, ursprünglich hatte ich die Idee, das automatisierte parsen als Aufhänger für Datenschutz zu nehmen. Gibt es für die Auswertung schon Tools, die man benutzen kann, oder müsste ich da selbst Hand anlegen?

Um es nochmal klar zu stellen: Die Aneignung von HTML-Kenntnissen ist bei uns ein ganz kleiner Anteil innerhalb der 2 Jahre und gehört für mich genauso dazu wie man sich in anderen Fächern Werkzeuge aneignet (Sprachen: z.B. Vokablen/Grammatik, Naturwissenschaften: z.B Experimentierfähigkeiten) und mit der Aneigung der Werkzeuge lerne und verinnerliche ich auch die Konzepte. Ein anderer Weg, also die strikte Trennung von Werkzeugen und Konzepten ist in der Schule meiner Meinung nach zum Scheitern verurteilt.
Sirius3
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Ich sehe das Lernen von HTML im Computer-Unterricht nicht so kritisch, wie manch einer hier. Das Niveau auf dem man aufbauen kann, hängt halt auch stark davon ab, wann mit »Informatik« in der Schule begonnen wird. HTML ist hier halt ein erster Abstraktionsschritt weg von WYSIWYG. Die Schüler schreiben Anweisungen, die der Computer erst in einem Browser umsetzt. Dabei ist sofort ein Erfolgserlebnis da, weil man bei HTML eigentlich nichts falsch machen kann. Das Ausprobieren, Neues Entdecken, Schrittweise komplexere Seiten erstellen ist bei HTML eben auch ohne große Hürden verbunden und damit bleibt der Frustlevel besonders gering.
Also alles Punkte die bei Schülern das Interesse für das Dahinter bei Computern wecken kann.
lunar

Ich kann nicht umhin, mich darüber zu wundern, wie manche, die nicht unterrichten, ohne jedes Gefühl für die Zielgruppe einem Lehrer erklären möchten, wie er seine Arbeit zu tun und was er zu unterrichten hat.

Ich glaube nicht, dass man Schülern von 14 oder 15 Jahren direkt abstrakte Datenstrukturen unterrichten kann. Dieses Thema ist zu abstrakt und formal. Man darf nicht vergessen, dass der Schulunterricht in diesen Altersstufen allgemein sehr anschaulich und konkret ist, selbst in der Mathematik. Nur als Beispiel: Mathematische Beweise werden in Bayern nicht vor der neuten Klasse behandelt, und selbst danach wird von Schülern nur bedingt erwartet, Beweise selbst zu führen. Mithin besitzen Schüler zu dieser Zeit noch nicht die Fähigkeit, zumindest halbwegs formal entlang mathematischer Regeln und Gesetzmäßigkeiten zu argumentieren, und sind sich überhaupt der Bedeutung streng formaler Beschreibungen nicht bewusst. Ohne diese Kenntnisse aber ist es schwierig, Schülern formale Algorithmen oder Datenstrukturen zu vermitteln.

Man darf also vieles, was wir für selbstverständlich halten, nicht zwangsläufig voraussetzen. Insbesondere darf man nicht erwarten, dass Schüler sich bewusst sind, dass Computer strengen formalen Regeln unterliegen, und Computerprogramme strikter Syntax und Semantik folgen. Man darf nicht einmal voraussetzen, dass den Schülern klar ist, dass man Computer programmiert, in dem man irgendwo Text eingibt. Nebenbei bemerkt, nach eigener Erfahrung ist all das sogar einem erschreckend großen Anteil der Informatik-Erstsemester nicht bewusst.

Ich halte HTML für ein gutes Mittel, um Schülern langsam den Übergang vom Konkreten und Anschaulichen zum Abstrakten und Formalen zu vermitteln. Das „Ergebnis“ von HTML ist graphisch, mithin anschaulich und konkret, HTML selbst aber ist eine Sprache mit strenger Syntax und Semantik, gleichwohl aber eine rein deklarative Auszeichnungssprache, so dass all die Schwierigkeiten (imperativer) Programmiersprachen ausgespart bleiben. Mit HTML erfahren die Schüler, dass hinter einer anschaulichen und konkreten Darstellung (e.g. kursiver Text) streng formale Auszeichnungen (e.g. "<emphasis>") stehen, die strikten Regeln unterliegen.

Um es mit Sirius3' Worten zu sagen: Man muss bei den Schülern erst einmal nicht nur „das Interesse für das Dahinter bei Computer wecken“, man muss vielmehr überhaupt erst einmal vermitteln, dass es überhaupt ein Dahinter gibt.
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snafu
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EyDu hat geschrieben:Und genau so sollte es in Informatik sein. Im Idealfall lernen die Schüler Methoden und Konzepte, mit denen sie allgemeine Probleme lösen können. HTML haben die meisten nach vier Wochen eh vergessen und du hast jede Menge verlorene Lebenszeit produziert. Falls HTML dann doch mal benötigt wird, dann kann man die meisten Sachen so oder so online in wenigen Sekunden nachschauen.
Wie du schon sagtest: Es geht um das Verständlichmachen von Konzepten. Ich denke nicht, dass es verlorene Zeit ist, wenn Schüler in diesem Alter wenigstens mal grob mitbekommen haben wie HTML funktioniert (formaler Aufbau, Denken in Strukturen, etc). Auch eine Einführung in die Programmierung im Rahmen eines Informatik-Studiums enthält viele Programmieraufgaben, die man in dieser Form wohl nie wieder sehen wird und nach der von dir geschilderten Sichtweise ebenfalls als verlorene Zeit angesehen werden könnten.

Man muss das doch im Kontext des großen Ganzen sehen. Es geht aus didaktischer Sicht ja gerade *nicht* darum, z.B. HTML-Kenntnisse zu vermitteln, weil man seine Schüler (übertrieben gesagt) zu angehenden Webdesignern machen will. Vielmehr tut man dies (denke ich zumindest), um das Thema Programmierung überhaupt mal erfahrbar für Schüler im jugendlichen Alter zu machen und ihnen ansatzweise zu zeigen, was im Beruf auf sie zukommen kann, falls sie sich später für diese Richtung entscheiden sollten.

Man muss bei der Diskussion hier IMHO trennen zwischen der sicherlich berechtigten Kritik am verlinkten Tutorium auf der einen Seite, und der Kritik an HTML als Unterrichtsgegenstand im Rahmen des Schulfaches Informatik auf der anderen Seite. Bei letzterem schießt manch einer vielleicht etwas über's Ziel hinaus (auch wenn es natürlich gut gemeint ist). Ich sehe mich zugegeben aber auch nicht wirklich in der Position, beurteilen zu können, wie Informatik-Unterricht an Schulen gestaltet sein sollte - dafür gibt es schließlich Lehrer. ;)
BlackJack

@EmaNymton: Das man mit HTML Konzepte vermitteln kann sehe ich ja auch so, nur halt nicht mit dem Kurs. Mit dem kann man IMHO nicht einmal HTML vernünftig lernen.

Ich weiss, dass ich kein Didaktiker bin und nicht wirklich gut einschätzen kann was man der Zielgruppe zumuten kann, aber ich stelle mir halt vor, dass man von der Informatik kommend die Inhalte so weit vereinfachen und für die Zielgruppe aufbereiten kann, dass die damit etwas anfangen kann.

Bei der Beschreibung von den Sachen die man an HTML lernen kann, bin ich auch davon ausgegangen, dass man das an Beispielen macht, die die Schüler per Texteditor und Browser nachvollziehen und selber ändern können, statt nur einem Vortrag zuzuhören. Da kann man sicher auch einiges interaktiv im Browser machen mit den entsprechenden Funktionen/Plugins. Also bei Webkit-basierten Browsern dem Inspector und bei Firefox den Web Developer Tools oder dem Firebug-Plugin. Da kann man schön die Seite und den Quelltext gegenüberstellen und die jeweiligen Teile einander zuordnen. Für das Scrapen was Du ja vielleicht machen möchtest, kann man so auch in komplexeren Seiten schnell an den Pfad im Dokument-Baum und die CSS-Selektoren kommen, die zu dem HTML-Element führen, dessen Inhalt man gerne auslesen möchte.

Was das den Graphen aus einer handvoll bekannter Startseiten angeht, weiss ich nicht ob's da schon etwas fertiges gibt. Das würde ich mir wohl schnell selbst basteln mit `lxml.html` und Graphviz zur Visualisierung.

@lunar: Dem was Du zu HTML sagst, stimme ich voll zu. Ich würde der Zielgruppe ja zum Beispiel auch nicht die ganze Formalität von Graphentheorie reindrücken wollen. Aber eben die Konzepte und Grundbegriffe mal erwähnen und an praktischen Beispielen zeigen. Das es da so Knoten und Kanten gibt, die eine Richtung haben können, und das man an Bildern davon bestimmte Dinge sehen kann. Zum Beispiel wo sich Verbindungen häufen, dass es nicht verbundende Teilgraphen geben kann, das ein Knoten zu besonders vielen anderen eine Verbindung hat oder gar zu allen. Da würde sich ein kleines Netz von HTML-Seiten, die die Schüler selbst erstellt haben, doch anbieten. Dazu kann man dann ein bisschen zu Datenschutz erzählen, oder das die Werber sich in sozialen Netzwerken auf die Knoten konzentrieren die im Mittelpunkt von Teilnetzen stehen weil die/deren Meinung wahrscheinlich Einfluss auf die Umgebung haben. So Sachen halt von denen nicht nur die Schüler einen Nutzen haben, die später mal Informatik studieren wollen.

Bei Erstsemestern überrascht mich immer wieder welche falschen Vorstellungen sie von Informatik haben und die daraus resultierende recht hohe Abbrecherquote. Und frage mich ob das vielleicht auch mit Unterrichtsfächern zu tun hat, die „Informatik” im Namen tragen, aber nicht wirklich die Brücke zur Informatik schlagen. Und ob man die dann nicht besser „Informationstechnologie” oder so nennen sollte. Wissen wie man mit Rechnern, Software, und Internet umgeht, inklusive Grundlagen im Programmieren ist vielleicht auch nützlicher für die Mehrzahl der Schüler als Informatik.

Vielleicht sehe ich das ja auch falsch, aber IMHO sollte ein Fach was Informatik im Namen trägt, den Schülern vermitteln worum es in der Informatik geht.
lunar

@BlackJack Ich würde sagen, ja, Du siehst das falsch. Ich glaube nicht, dass irgendein Fach am Gymnasium wirklich wieder gibt, wie dieses Fach an einer Universität aussieht. Glaubst Du denn, der Mathematik-Unterricht vermittelt Schülern, wie ein Mathematik-Studium aussieht? Oder das der Chemie-Unterricht ein Chemie-Studium wiedergibt?

Ich sehe den Sinn von einzelnen Schulfächern auch nicht darin, an das entsprechende Universitätsstudium heranzuführen. Nicht umsonst steht das Abitur ja für die allgemeine Hochschulreife. Die Schule muss allgemeine, unabhängige, und relevante Grundlagen der jeweiligen Fächer vermitteln, ohne Rücksicht auf die universitäre Ausgestaltung des jeweiligen Fachs. Der Informatikunterricht soll ja auch denjenigen Schülern etwas vermitteln soll, die nicht Informatik studieren werden.

Ich glaube auch nicht, dass ein Zusammenhang besteht zwischen dem Schulfach Informatik und der Quote der Studienabbrüche im Grundstudium. Zu meiner Zeit gab es das Schulfach Informatik noch gar nicht wirklich, und trotzdem ist allenfalls die Hälfte meiner Kommilitionen aus dem ersten Semester übrig geblieben. Naturwissenschaftliche Fächer haben halt allgemein hohe Abbruchquoten, weil eben zwangsläufig schnell die Brücke zur Forschung geschlagen werden muss (schließlich ist das der inhärente Zweck der Universität), aber eben nicht jeder zum Forscher berufen ist.

Die Abbruchquote ist meines Erachtens eher systemisch bedingt, und begründet im starren Bildungssystem, dass Studienwechsel und mehr noch Schulwechsel zwischen Uni und FH erschwert. Die Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge ist da imho ein Schritt in die richtige Richtung.

Und was die falschen Vorstellungen angeht, so sehe ich die Schuld da vor allem bei den Studenten. Erschreckend viele (mich übrigens eingeschlossen) haben sich vor Antritt ihres Studiums nie über dessen Inhalt informiert, oder darüber nachgedacht, was sie erwartet, und ob das zu Erwartende den eigenen Interessen und Stärken entspricht. Aus meinem persönlichen Bekanntenkreis fällt mir nur eine Person ein, die vor Beginn des Studiums überhaupt mal auf den Studienplan und die Fächer des Grundstudiums geschaut hat.
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