deets hat geschrieben:Wo siehst du denn Belege fuer die "immer weniger Attraktiv fuer neue Projekte"?
z.B. in den Aussagen, welche Technologien Startups nutzen. Eine Zeitlang schossen die Django-basierten Webprojekte nur so aus dem Boden, inzwischen ist meine Wahrnehmung eine andere. Es ist entweder immer noch Rails oder (weil das auch schon 5 Jahre auf dem Buckel hat) etwas JavaScript-basiertes.
Dabei ist die Technologie eigentlich zweitrangig, sondern die Community, die Leute, die von der Technologie aber auch von den anderen Leuten angezogen werden, das für mich entscheidende. In der Ruby-Community haben sich viele der Smalltalk-Vordenker, die ich auch (meist nur namentlich) kannte, wieder gefunden. Ruby-Konferenzen sind aufgrund der Aufgeschlossenheit der Community und dem Wunsch, Neues auszuprobieren, auch für Nicht-Ruby-Entwickler interessant. Ich will mich nicht auf dem erreichten Stand ausruhen sondern immer weiter nach Perfektion streben. Das ist etwas, das ich in dieser Community eher wahrnehme als z.B in der Python-Community, die gerne mit dem Erreichten zufrieden ist und das Pragmatismus nennt.
deets hat geschrieben:Ich halte zB ruby fuer ein one-trick-pony, dass halt durch Rails als Web-Plattform zu Ruhm gelangt ist.
Das ist mir in so fern egal, wie es auch Jim Weirich egal ist, wenn er spannende Vorträge über Methodiken zur Software-Entwicklung hält.
Und außerdem ist Web-Entwicklung etwas, mit dem ich mich viele Jahre beschäftigt habe und etwas, was eher mehr denn weniger wird, selbst wenn ich eigentlich ganz zufrieden mit nativen Apps auf mobilen Geräten bin und nicht denke, dass man diese zur Zeit durch Web-Anwendungen ersetzen sollte. Dennoch wird es passieren.
deets hat geschrieben:Python hat im Gegensatz dazu niemals ein solches bestimmtes Image gehabt, sondern sich den recht hohen Grad an Zuspruch langsam erarbeitet. Und darum denke ich bleibt der auch erhalten, weil es eben nicht auf die Hype-Crowd ankommt, die von Ruby ueber JS via Coffee-Script zu DART migriert - ohne irgendwo zu verweilen auf Dauer.
Eben dieses Nicht-Verweilen finde ich wichtig. Zudem ist es spannend zu beobachten, ob Dart nun von der Community akzeptiert wird oder nicht. Zur Zeit tippe ich auf "nicht", denn Google hat es noch nie geschafft, eine gute Strategie zu präsentieren, wie man etwas in den Markt drückt sondern immer dann aufgehört, wenn sie "etwas cooles" hatten.
Ich denke, Python ist stark im Linux-Umfeld, etwas das mich so wenig interessiert wie dich der Fokus auf die Web-Entwicklung, wie ich einmal unterstelle. Das prägt natürlich jeweils unsere Sichtweise und das ist ja auch gut so. Ich spreche ja niemandem ab, Python gut (oder sogar für die beste Sprache) zu halten. Ich finde halt, Python hätte noch viel stärker sein können und schade, dass es das nicht ist.
Es ist toll, dass man mit Python Unix-GUI-Apps bauen kann oder numerische Berechnungen durchführen kann oder oder oder. Doch Python hat keine überzeugende Story für den Browser und das ist IMHO eben die Zukunft. Der Rest wird kommen, früher oder später, und Python wird zum Drahtseilbagger, der gegen Dydraulikbagger verlieren wird. Kurzfristig ist es bereits jetzt möglich, mit dem "üblichen" Toolset GUI-Apps als Chrome-Extensions zu bauen, mittelfristig wird es auch einfacher sein, Spiele im Browser zu bauen, als mit PyGame. Irgendwann wird dann jemand eine Bibliothek für JavaScript ähnlich zu numpy u.ä. bauen - einfach weil es genug Leute gibt, die daran ein Interesse haben. Solange Google und Mozilla (und vielleicht auch Opera, selbst wenn das relativ egal ist) ein großes Interesse daran haben, Webapps zu pushen und Microsoft sie unterstützt, weil dann nur Apple noch native Apps verfolgt, ist der Browser das OS der Zukunft. Zudem glaube ich auch, dass Chrome OS eigentlich das beste Endnutzer-Betriebssystem ist - jedenfalls besser als Android - und sehe auch keinen Widerspruch darin, dass ich mit großer Freude Apps für iOS und Android baue..

(Wo übrigens Python ebenso wie im Browser keine Rolle spielt.)
Stefan