Konquest oder ein Rogue-like würden auch meinen Geschmack und mein Interesse treffen, doch letztlich wollte Saftmixer ja ein paar Ideen und muss sie umsetzen, nicht wir
Das Problem mit "erfinde doch einfach mal ein Spiel" ist, dass dies die Aufgabe von reiner Implementierung hin zum Erfinden eines (möglichst funktionierenden) Spiels mit eigenen Regeln verschiebt und dadurch IMHO eine Größenordnung schwieriger macht. Wenn es um das Programmieren geht, ist es schon anspruchsvoll genug, ein existierendes Spiel umzusetzen.
Da ich manchmal einfach nur so zum Spaß etwas programmiere, habe ich vor einige Jahren mal das ursprüngliche Rogue von C nach Python portiert und auch das KDE-Konquest habe ich mal, damals noch in Dolphin Smalltalk für Windows (habe ich leider nicht mehr), nachgebaut. Und so noch ein paar andere mehr oder weniger vollständige ähnliche Projekte...
Zu einem eigenen Spiel hat es nie gereicht. Bei einem Rogue-like würde ich mich wahrscheinlich schon im Erfinden von Rollenspiel-Regeln verlieren

Ich wollte einmal ein 1D-Rogue-like bauen, wie ich's genannt hatte, weil es keine 2D-Grafik haben sollte, sondern einfach nur eine Texteingabe, genau wie bei einem Textadventure. Ich fand es so einfacher, ein zufälliges Dungeon zu erzeugen und nicht wirklich weniger spannend. So eine SF-4X-Spiel könnte mir auch gefallen, aber auch da finde ich es schwer, etwas zu erfinden, das es nicht schon gibt. Ich kenne wohl einfach zu viel von diesem Zeug.
Ich erwähnte Russell Wallaces Atlantis. Der Mann hat in seiner Jugend noch weitere PBEMs entwickelt, z.B. auch Rainbow's End, ein wesentlich einfacheres Spiel. Es funktioniert im Prinzip so:
Gespielt wird auf einer Karte von WxH quadratischen Feldern (abweichend von RE, wo es Hexfelder sind). Jedem Feld hat eine zufällig bestimmte Geländeform: Wasser, Gebirge oder Flachland. Es gibt Einheiten. Gebirgs- und Flachland-Felder können beliebig viele Einheiten enthalten. Wasserfelder können keine Einheiten enthalten. Es gibt Städte. Diese können nur im Flachland gegründet werden, aber nur, in dem Feld noch keine Stadt ist und wenn kein Nachbarfeld eine Stadt enthält. Nachbarfelder sind die 4 angrenzenden Felder, aber nicht die, die über Eck liegen. Es gibt N Spieler. Einheiten und Städte gehören jeweils einem Spieler. Einheiten sind (abweichend von RE) Infanterie, Kavallerie, Artillerie und Pioniere. A kann sich 1 Feld, I und P 2 Felder und K 3 Felder pro Runde bewegen. Es gilt wieder: Nicht über Eck. Treffen Einheiten zweier (verfeindeter) Spieler auf einem Feld zusammen, kommt es zu einem Kampf nach dem Ende aller Bewegung. Einheiten aller Spieler werden in einer zufälligen Reihenfolge bewegt. Nach der Bewegung und vor dem Kampf kann Artillerie auf ein Feld in bis zu 2 Feldern Entfernung schießen und dort alle Einheiten angreifen. Artillerie auf diesem Feld ohne eigenen Kampfbefehl kann zurück schießen. Kämpfe werden pro Feld entschieden. Einheiten, die sich nicht bewegt haben und einen stehenden Unterstützungsbefehl haben, rücken zu einem zufälligen erreichbaren Feld (Regel abweichend von RE).
I, K und A wird gilt beim ersten Treffer als angeschlagen und hat dann -1 auf die Bewegungsreichweite. I, K und A sind beim zweiten Treffer zerstört. P ist beim ersten Treffer zerstört. A trifft alle anderen Einheiten mit 9+ auf 1W10. K trifft mit 9+ andere K, mit 7+ I, mit 5+ A und P. I trifft K und I mit 8+, A und P mit 6+. A und P kämpfen nicht aktiv. Bei einer 10 wird noch einmal gewürfelt. In einer Stadt ist es um 1 schwieriger, den Gegner zu treffen. Einheiten greift vorzugsweise K an, dann I, dann A, dann P. Kampf findet in Phasen statt. In jeder Phase greifen I und K einmal an. Sind alle Einheiten einer Seite nach einer Phase angeschlagen, versuchen sie sich zurückzuziehen. Es muss ein nicht von nicht-eigenen Einheiten besetztes Nicht-Wasserfeld sein. Es wird zufällig bestimmt. Einheiten, die sich zurückgezogen haben, können sie die folgende Runde nicht bewegen. Angeschlagene Einheiten, die sich nicht bewegen und sich nicht gerade zurückgezogen haben, sind wieder normal. Angeschlagene Einheiten in einer Stadt, auch wenn sie sich dahin gerade zurückgezogen haben, sind wieder normal.
Eine Pioniereinheit kann nach dem Kampf sich selbst in eine Stadt verwandeln, wenn auf dem Feld eine Stadt möglich ist. Infanterie kann fremde Städte, in denen keine nicht-eigenen Einheiten mehr stehen, erobern.
Pro eigene Stadt bekommt jeder Spieler am Ende einer Runde $20. Neue Einheiten können in Städten erschaffen werden. I und P kosten $10, A und K kosten $20. Jede existierende Einheit kostet am Anfang einer Runde $1. Ohne Geld ist eine nicht bezahlte Einheit angeschlagen und eine angeschlagene Einheit zerstört. Jeder Spieler startet mit einer zufällig platzierten Stadt und $100.
Ich glaube, damit habe ich einigermaßen vollständige Regeln, auch wenn jede Menge Details nicht festgelegt sind. Wie groß ist die Karte in Abhängigkeit der Spieleranzahl? Sind alle Felder gleich wahrscheinlich? Treten Geländeformen gehäuft auf? Wie platziere ich die Startstädte? Wie verhindere ich, dass ein Spieler nicht komplett eingesperrt ist? Wie mache ich die Stadtpositionen also fair? Was genau heißt "vorzugsweise" beim Kampf? Wie ermittle ich zufällig Felder und die zufällige Zugreihenfolge? Und gibt es weitere Regeln? Können sich Spieler verbünden? Sich Geld überweisen? Kann ich Städte aufgeben? Kann ich bei der Artillerie mehr als ein Feld als mögliches Ziel angeben und dann wird das erste (beste?) gewählt, das passt? Kann ich angeben, wer welches Feld verteidigen soll? Kann ich Rückzugsfelder definieren? Sollte es möglich sein, mit einer Übermacht von 10 I nicht einfach von einer P-Einheit gestoppt zu werden sondern weiterziehen zu können? Kann man vielleicht Festungen oder Gräben errichten? Was ist mit Booten? Können erfahrene Truppen einen Vorteil bekommen?
Und funktionieren die von mir schnell ausgedachten Regeln überhaupt? Sind Einheiten zu billig oder zu teuer? Ist der Kampf zu tödlich oder zu ereignislos? Wie hoch sollte das Startgeld sein? Kann das Spiel kippen oder bleibt es bis zum Ende spannend? Wann ist es eigentlich zu Ende?
Stefan