Bezahlbarer Wohnraum durch Digitalisierung

Alles, was nicht direkt mit Python-Problemen zu tun hat. Dies ist auch der perfekte Platz für Jobangebote.
Modoplus
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Wir sind ein Startup mit Sitz in Hamburg, das eine Cloud Applikation zur automatisierten Planung von Wohngebäuden für Architekt:innen und Projektentwickler:innen entwickelt. Ziel ist es, Kosten im Entstehungsprozess von Wohnraum zu reduzieren und damit bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen. Die ersten Schritte sind wir gegangen und suchen nun folgende Person

https://angel.co/company/modoplus-1/job ... evelopment

Ich weiß, die meisten hier können Anfragen vom "next big thing", das sich die "innovativste und disruptivste Technologie" für Blabla ausgedacht hat, nicht mehr hören.
:arrow: Daher das simple Angebot von unserer Seite: Bei Interesse quatschen wir kurz und sehen, ob es weitere Schnittmengen gibt.

Beste Grüße
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__blackjack__
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@Modoplus: Und wie soll da bezahlbarer Wohnraum bei herum kommen? Oder wie ist „bezahlbar“ hier definiert? 🤔
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DasIch
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@__blackjack__ Wenn nicht bei der Vermietung so ist der Kapitalist beim Einkauf/Bau sicherlich an bezahlbarem Wohnraum interessiert ;) Die Ambiguität geschickt offen zu lassen ist natürlich für den Ruf schon wichtig.
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sls
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Und was kann Digitalisierung gegen Leerstand und Kapitalanleger sowie explodierende Baukosten tun? Beides ist imho der gewichtende Faktor wenn es um schizophrene Mietpreise geht.

Und es ist ja auch bekannt dass Deutschland "zu teuer baut". Da gehört doch vielmehr das Baurecht saniert.
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rogerb
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Es geht hier offensichtlich darum, durch Softwarelösungen die Planungskosten zu reduzieren und somit Wohnraum bezahlbar zu machen.
Dass man durch Reduzierung der Planungskosten, auch die Gesamtkosten verringern kann, liegt im Bereich des Möglichen.
Dass das dann aber automatisch in bezahlbarem Wohnraum resultiert, ist fraglich.

Ich finde es aber extrem begrüßenswert, dass es überhaupt Startups gibt, die neue Ansätze versuchen und Risiken eingehen im ihre Geschäftsideen in die Realität umzusetzen.
Weiter so und viel Erfolg!
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__blackjack__
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@rogerb: „die Planungskosten zu reduzieren und somit Wohnraum bezahlbar zu machen.“ — das verstehe ich nicht‽ Wie soll dadurch Wohnraum bezahlbar werden? Oder was verstehst Du darunter? Allgemein versteht man doch darunter, das es für den Mieter bezahlbar ist. Und nicht den netten saudischen Prinz von nebenan mit Wohnung im Party-Berlin, oder als Eigentumswohnung = Geldanlage, sondern die oft zitierten Polizisten, Feuerwehrleute, Krankenschwestern, Supermarktpersonal, und so weiter.

Die Mieten sind doch in der Regel nicht wegen der Planungskosten nicht bezahlbar, sondern weil Luxuskram gebaut wird, der als Eigentum und Geldanlage verkauft werden soll und/oder weil die Mietpreise sich an den Vergleichsmieten orientieren, die zu hoch für Normalverdiener sind. Da ändern niedrigere Planungskosten nichts. Die erhöhen bloss den Gewinn für Vermieter/Verkäufer.
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rogerb
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@__blackjack__,
Ich hatte mir die Webseite des Startups angeschaut und versucht zu verstehen wie sie das begründen. Auch dort wird nur erklärt, dass der Wohnraum durch die Reduzierung der Planungskosten billiger werden soll.
Ich bin aber ganz deiner Meinung.
Die Aussage, dass durch Reduzierung der Planungskosten Wohnraum bezahlbar wird, finde ich auch eher unschuldig, naiv bis bewusst, irreführend und falsch.
Im Sinne des Angeklagten plädiere ich jetzt mal auf "naiv".

Aber ich habe von Immobilienplanung keine Ahnung, daher kann ich auch falsch liegen.

[Edit]
Das Problem, dass Wohnraum zu teuer ist, ist natürlich nicht die Schuld diese Startups.
Daher nochmal ausdrücklich: Jeder Versuch etwas zu ändern ist sehr lobenswert!
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DeaD_EyE
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rogerb hat geschrieben: Mittwoch 11. August 2021, 07:53 Es geht hier offensichtlich darum, durch Softwarelösungen die Planungskosten zu reduzieren und somit Wohnraum bezahlbar zu machen.
Das ist doch reine Symptombekämpfung: https://www.youtube.com/watch?v=NQV6PA6BOVE

- die Regierung macht Gesetze und wird auch dafür vom Steuerzahler bezahlt, um alles noch "geregelter" zu machen
- die dadurch entstehenden Kosten trägt der Steuerzahler auch
- es entstehen Unternehmen, um die geschaffenen Missstände zu beseitigen.

Wenn man Bauen günstiger machen will
- weniger Vorschriften
- keine Steuern
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rogerb
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Ja, nur das ich nicht der richtige Ansprechpartner bin, denn ich habe ja nur die These des Startups wiedergegeben.
__deets__
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Wenn man noch Arbeitsschutz und Umweltstandards kippt, wird es noch günstiger! Das Problem ist nur, dass *bauen* billiger zu machen nicht das Problem löst, *Wohnraum* (also die Nutzung durch jemanden) billiger zu machen. Denn Mondmieten nimmt man dann ja trotzdem, und wie ein DHL-Fahrer selbst bauen soll, ausser einer Favella, ist auch unklar.

Man sieht ja schön in deregulierten Märkten wie GB, wie super das läuft.
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DeaD_EyE
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rogerb hat geschrieben: Mittwoch 11. August 2021, 10:48 Ja, nur das ich nicht der richtige Ansprechpartner bin, denn ich habe ja nur die These des Startups wiedergegeben.
Ja, dass du die These nur beschrieben hast, aber nicht unbedingt selbst daran glaubst, war mir schon klar.
Der richtige Ansprechpartner wären quasi alle Menschen in Deutschland.

Aber was solls bringen, mein Geschreibsel ändert nichts!
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DasIch
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Es geht hier offensichtlich darum, durch Softwarelösungen die Planungskosten zu reduzieren und somit Wohnraum bezahlbar zu machen.
Dass man durch Reduzierung der Planungskosten, auch die Gesamtkosten verringern kann, liegt im Bereich des Möglichen.
Dass das dann aber automatisch in bezahlbarem Wohnraum resultiert, ist fraglich.
Wie schon festgestellt hast, ist es fraglich eben weil sich der Preis eines einzelnen Gutes offensichtlich nicht aus den Produktionskosten ergibt. Das ist so offensichtlich dass man durchaus kritisch sein sollte und Anzweifeln kann ob es wirklich darum geht Wohnraum bezahlbar zu machen oder ob dies nur substanzloses Marketing ist dass darauf abzielt dass man da nicht genauer drüber nachdenkt.
DeaD_EyE hat geschrieben: Mittwoch 11. August 2021, 10:42 Wenn man Bauen günstiger machen will
- weniger Vorschriften
- keine Steuern
Es gibt viele Faktoren für die aktuelle Situation, Kosten die durch Regulierung entstehen sind nur einer davon. Ein anderer ist die Entwicklung der Bodenpreise wir reden hier um Steigerungen von durchschnittlich ein paar tausend, in Städten von einigen zehntausend Prozent.

Wenn man die Wohnraum Problematik lösen möchte muss man sich mit allen Faktoren ernsthaft auseinandersetzen und nicht nur denen die einem ideologisch gerade passen.
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pillmuncher
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Eine bessere Strategie wäre, ein cloud-basierte Zeitmaschine zu bauen, mit der man ins Jahr 2006 oder so zurückreisen kann, um die idiotische Bankenretterei zu verhindern. Zumindest in der Form, in der sie damals durchgeführt wurde, d.h. indem Billionen den Banken geschenkt wurden, um damit die Vermögen der Eigentümerklasse zu retten, auf Kosten von allen anderen. ZB. wurden allein zwischen 2010 und 2013 ca. fünf Billionen Euro (AKA €5.000.000.000.000,-) von den Euro-Staaten und der EZB ins europäische Bankensystem gepumpt. Dieses Geld muss natürlich verzinst werden, und in Zeiten säkularer Deflation funktioniert das nur über Spekulation mit Assets, also Aktien und Immobilien und was damit zusammenhängt. Man braucht sich bloß mal die Entwicklung der Akienkurse und Immoblilienpreise der letzten gut zehn Jahre anschauen und das mit der allgemeinen Inflationsrate, dem Gesamtwirtschaftswachstum und der Lohnentwicklung vergleichen. Und nein, eine Inflation, die das wieder ausgleichen könnte, wird es nicht geben, bloß eine Mini-Inflation über ein, zwei Jahre, bis der Corona-bedingte Angebotsschock überwunden ist. Und deswegen werden Wohnungen auch nicht "bezahlbarer" werden. Nicht in der Zeit, in der wir leben, mit Wohlfühl-Sozialismus für die Reichen bei gleichzeitigem Dog-eat-Dog-Kapitalismus für alle anderen. Und für alle, die sich darüber aufregen, dass die Flüchtlinge in Deutschland jeden Einwohner der Bundesrepublik ca. €163,- im Jar kosten: die o.g. Bankenrettung hat zwischen 2010 und 2013 jeden von uns €15.000.- gekostet.

Mark Blyth, Professor für Politische Ökonomie an der Brown University in Providence, Rhode Island, redet sich seit Jahren darüber den Mund fusselig, wie es zu alldem überhaupt kommen konnte. zB. hier: https://www.youtube.com/watch?v=RkPQbJ4jRhE und hier: https://www.youtube.com/watch?v=tJoe_daP0DE. Auch der regelmäßige Podcast mit ihm und Dr. Carrie Nordlund, in dem sie sich über die jeweils vergangenen zwei bis vier Wochen unterhalten, ist sehr informativ und unterhaltsam: https://soundcloud.com/markandcarrie
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DeaD_EyE hat geschrieben: Mittwoch 11. August 2021, 10:42 Wenn man Bauen günstiger machen will
- weniger Vorschriften
- keine Steuern
Wiedereinführung der Sklaverei, das würde die Baupreise ebenfalls deutlich senken.

Ach ja, bzgl. keine Steuern: Wir sollten einfach alles privatisieren, einschließlich der Regierung, und statt Steuern soll der Staat Einnahmen generieren, indem er in Konkurrenz zu anderen Unternehmen seine Produkte und Dienstleistungen bereitstellt, wie Straßen, Schulen, Polizei, etc., und dadurch wird das das Paradies auf Erden entstehen. Genauso, wie es nach der neoliberalen Revolution ab 1980 unter Reagan, Thatcher und Kohl ja auch geschehen ist. Naja, fast jedenfalls. Das Paradies ist nur nicht eingetreten, weil immer noch zu wenig privatisert wurde. Deswegen: Endlich die Bundesrepublik zur Aktiengesellschaft umwandeln, und die Hauptaktionäre bestimmen den Vorstand. Weil, die Reichen wollen ja immer nur, was für alle am Besten ist, und außerdem sind sie ja klüger und fleißiger als alle anderen, sonst wären sie ja nicht so reich.
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Jedem libertären Steuerhasser kann ich einen Besuch Madagaskars and Herz legen. Dort hat man in den 60ern oder so weitgehend Steuern abgeschafft. Und damit den Weg auf Platz 3 der ärmsten Länder der Welt geebnet. Denn irgendwoher muss das Geld für Bildungseinrichtungen oder Infrastruktur ja kommen. So braucht man eben beschauliche 4h für 70 km Off-road-Piste mit dem Allrader auf einer “Route national”. Und wer hätte es gedacht - Staatsbedienstete, die keine oder wenig Einkommen aus der dazugehörigen Kasse bekommen, haben viel Motivation, sich ein kleines oder größeres Zubrot zu verdienen. Und das ist auch toll für die Wirtschaft, wir wissen ja alle: je höher die Transaktionskosten für zb Logistik, weil man an 10 Straßensperren des Militärs Bakschisch abdrücken muss, desto brumm!
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Denn irgendwoher muss das Geld für Bildungseinrichtungen oder Infrastruktur ja kommen.
Müssen ja keiner Steuern sein.
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Modern Monetary Theory ist Kommulismus! Sowas wird nur von erzlinken radikalen Bolschewiken vertreten, wie Alan Greenspan und Ben Bernanke. Hoffentlich bekommen die nie politische Macht oder landen für mehr als 25 Jahre in einflussreichen Positionen, wie etwa im Vorstand der FED. Das mag man sich gar nicht ausdenken, wie schlimm es bei uns dann aussehen würde! Das wäre ja wie in der DDR!
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__deets__ hat geschrieben: Mittwoch 11. August 2021, 16:59Madagaskar
Der letztes Jahr leider viel zu früh verstorbene Anthropologe, Anarchist, Mitbegründer der Occupy-Bewegung und Miterfinder des Slogans We Are The 99%, David Graeber, hat Anfang der 90er für ein paar Jahre in Madagaskar gelebt und darüber promoviert. Der Titel seiner Doktorarbeit war "Die katastrophale Tortur von 1987: Erinnerung und Gewalt im ländlichen Madagaskar". Sein Buch "Schulden: Die ersten 5000 Jahre" ist ja inzwischen ein Klassiker. Andere bekannte Bücher von ihm sind "Bullshit Jobs: Vom wahren Sinn der Arbeit" und "Bürokratie. Die Utopie der Regeln".

Hier ein Interview von ihm, geführt von Brian Eno: https://www.youtube.com/watch?v=cuBpOXGLn_o
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DeaD_EyE hat geschrieben: Mittwoch 11. August 2021, 10:42 Wenn man Bauen günstiger machen will
- weniger Vorschriften
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Noch eine Möglichkeit wäre die Zerschlagung der Immonilienkonzerne und generell die Enteignung nicht selbst genutzten Wohnraums zugunsten der bisherigen Mieter. Wenn man mit Immobilien nicht mehr spekulieren kann, werden die Preise sinken.
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kbr
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Was bei mir auf großes Unverständnis stößt, ist die Neigung kommunale oder stadteigene Wohnungsbaugesellschaften zu veräußern, um mit den Einnahmen soziale Wohltaten zu vollbringen (bis die schnelle Knete weg ist). Statt selbst als Markteilnehmer aktiv am Wohnungsangebot teilzunehmen und dieses, als nicht gewinngezwungener Teilnehmer, zu realistischen Konditionen auszubauen und das Marktgeschehen mitzugestalten. Statt dessen entledigen sich viele Kommunen ihrer Handlungsmöglichkeiten.
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