Dilemma: welches Toolkit?

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burli
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Hi,
ich stecke in einem kleinen Dilemma. Eigentlich müsste ich für meine Vorhaben alle drei großen Toolkits lernen.

Zum einen möchte ich ein paar Tools für Gnome bzw Xfce schreiben. Damit das einen Sinn hat sollte man ich die eigentlich mit GTK erstellen, speziell für Xfce damit keine unnötigen Librarys den Leightweight Faktor stören.

Für ein Projekt wäre aus meiner Sicht wxWidgets sinnvoller da es auch unter Windows laufen soll und wxWidgets sich optisch nativ an das jeweilige Betriebssystem anpasst und so nicht als Fremdkörper wirkt. Außerdem lässt sich mit py2exe ein schönes Paket schnüren das alles beinhaltet was die Verwendung den Windows Usern erleichtert

Für mein größtes Projekt würde ich eigentlich am liebsten Qt nehmen weil das einfach das umfassendste und ausgereifteste Toolkit ist. Zudem bietet es Funktionen wie Dock Panels oder verschiebbare Toolbars die ich in der Form weder bei GTK noch bei wxWidgets gesehen habe und die ich in diesem Projekt gut gebrauchen könnte

Ich stecke also in einer kleinen Zwickmühle weil ich eigentlich nicht drei Toolkits lernen möchte. Für das letzte Projekt könnte ich zur Not auch noch wxWidgets nehmen wenn ich eine Möglichkeit finden würde die Dock Panels und Toolbars im Stil von Qt finden könnte.

Vielleicht kann mir jemand etwas aus diesem Dilemma helfen?
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Masaru
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Drei Toolkits "lernen/verwenden" zu müssen, da jedes für sich hinsichtlich eines speziellen Ziels/Problems das best-geeignetste ist ... ist für Dich ein Dilemma???

Uihuihuih, und ich dachte schon ich wäre bequem :D.

Ganz im ernst, Du hast doch schon einen wichtigen Ansatz der agilen und pragmatischen Softwareentwicklung erkannt "Nutze immer das Tool/Framework, was am besten zur Lösung geeignet ist".

Was spricht dagegen diese Ansicht auch in die Tat umzusetzen? Bequemlichkeit? Faulheit? Sturheit sich andere Technologien/Techniken/Skills anzueignen?

;)
burli
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Masaru hat geschrieben:Was spricht dagegen es auch zu leben? Bequemlichkeit? Faulheit? Sturheit sich andere Technologien/Techniken/Skills anzueignen?
Nein, Zeit. Bin leider kein Schüler/Student mehr. Da hätte man eher darüber reden können

Ich würde auf Qt verzichten wenn ich für wxWidgets annähernd einen ähnlichen Funktionsumfang zusammenbekomme.
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Masaru
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Zeit ... mhm ... handelt es sich um private Projekte hinter denen lediglich dein eigenes Engagement steckt? Oder sind es doch eher berufliche Projekte, welche Dir Dein täglich Brot und Dach über dem Kopf sichern.

Bei erstem sollte es leichtes für Dich sein, den Faktor Zeit niedriger zu priosieren.

Bei zweiterem ist die Wahl der "richtigen" oder "sinnvollsten" Technologie nicht unbedingt immer von den eigenen Vorlieben, sondern eventuell von Zeitvorgaben der Projektverantwortlichen abhängig.

Du hast bisher meinem Überblick nach schon eine ordentliche Menge an Vor- und Nachteilen gesammelt, die Du in solch einem Falle den Entscheidungsträgern mit einem breiten Grinsen und den Worten "Nehmt das schnelle ... oder das richtige ... dann aber bitte gebt mir mehr Zeit oder Entwicklern ... Ihr habt die Wahl" auf den Lippen vorlegen könntest.
Panke
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Wenn du deine Programme unter die GPL stellst, dürftest du auch mit Qt ein natives Aussehen deiner Programme unter Windows erreichen. Damit könntest du dich schon mal auf Qt/Gtk beschränken.
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gerold
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Hallo burli!

Suche in der wxPython-Demo (wenn geht, die neueste Version) mal nach "AUI" und probiere die Beispiele intensiv aus. Ist das nichts für dich?

mfg
Gerold
:-)
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burli
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Teils teils. Die GTK Geschichte ist privater Natur. Ich will ein paar Tools für Xfce schreiben. Damit zumindest die theoretische Chance besteht das die Tools mal ihren Weg in irgend eine Distribution oder sogar als reguläre Programme in Xfce finden sollte da schon GTK verwendet werden.

Das zweite wird früher oder später opensource, hat aber auch unmittelbar mit meinem Geschäft zu tun. Wird ein Frontend für ein Konsolntool.

Das letzte wird was Haus-internes. Mit Datenbanken, Reports und allem drum und dran. Also das volle Programm. Hier bin ich für jede Erleichterung von Seiten des Toolkit dankbar.

Also irgendwie krieg ich echt Panik das ich irgendwas davon auf Eis legen muss oder doch alles lernen muss :? :?
burli
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@Gerold: AUI macht das ganze ein gutes Stück interessanter. Werde ich mir mal näher anschauen. Danke
Leonidas
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Ich sehe jetzt eigentlich auch nicht, warum PyQt4 unter Windows so ein großes Problem sein sollte.
Auch PyGTK funktioniert unter Windows und sieht (größtenteils) nativ aus. Mit py2exe etwas problematisch, aber vermutlich einfacher als drei Toolkits zu lernen.

Wobei drei Toolkits zu lernen sicher auch gar nicht so schlecht wäre :)
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burli
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Qt hat lediglich ein eigenes Windows Theme. wxWidgets verwendet die nativen Widgets
Flano
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Hi burli,

lese gerade unter :
www.pythonpapers.org
die neueste Ausgabe (Vol. 3, Issue 1). Dort werden gerade die vier bekanntesten Toolkits unter die Lupe genommen. Vielleicht auch etwas für dich, als Entscheidungshilfe.

Gruß Flano
burli
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Hi,
danke für den Tipp. Werde mir es auf jeden Fall mal durchlesen. Aber im Prinzip weiß ich ja weitestgehend was die Toolkits können.

Es ist eher die Frage ob ich für meine Vorhaben wirklich alle Toolkits zum Einsatz bringen muss. Nachdem ich wieder daran erinnert wurde das es bei wxWidgets ja jetzt AUI gibt kann ich denke ich auf Qt verzichten. Eigentlich hab ich das ganze ja schonmal gesehen :oops:
Leonidas
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Flano hat geschrieben:Dort werden gerade die vier bekanntesten Toolkits unter die Lupe genommen.
Ich habe den Text mal überflogen und ihn nicht besonders toll gefunden. Da wird das Dock-Widget dargestellt, als wäre es von großer Bedeutsamkeit, was ich nicht wirklich nachvollziehen kann. Wichtiger als dockende Toolbars finde ich rekonfigurierbare Toolbars. Der Teil zu den GUI-Designern war wohl halbwegs brauchbar. Aber gut, es ist umsonst, dafür ist es ok.

Mich stört übrigens auch das Layout der Fußnoten, aber das ist eine andere Sache.
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burli
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Leonidas hat geschrieben:Wichtiger als dockende Toolbars finde ich rekonfigurierbare Toolbars.
Ich finde die schon interessant. Ich habe hier ein Programm das das nicht kann. Damit schnürt es sich selbst ein. Man bräuchte mindestens einen 22" Monitor. Oder man hat zwei Monitore und schiebt ein paar Panels auf den anderen Monitor was bei dem Programm ja leider nicht geht

Ansonsten sind Floating Panels oder Toolbars in meinen Augen sinnfrei weil sie irgendwie immer im Weg sind. Aber ich finde es praktisch wenn man die Toolbars nach Funktionen gruppieren und je nach Bedarf verschieben oder deaktivieren kann, am besten noch in Perspektiven speichern wie bei Eclipse zb. Aber AUI scheint das meiste davon ja zu bieten
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veers
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Leonidas hat geschrieben:Auch PyGTK funktioniert unter Windows und sieht (größtenteils) nativ aus. Mit py2exe etwas problematisch, aber vermutlich einfacher als drei Toolkits zu lernen.
Lässt sich in den Griff bekommen. Vielleicht sollte ich ja mal ein Tutorial dazu schreiben :) Und läuft dann Problemlos (auch bei bereits installiertem veraltetem GTK etc.). Native aussehen tut es dann auch zu etwa 90%. Vermutlich sogar nativer als wx Anwendungen auf einem Gnome Desktop.
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burli
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Hi veers,
gut möglich, aber wenn ich ehrlich sein soll finde ich GTK etwas konfus. Von den 3 genannten finde ich das es das schlechteste ist. Mir fehlen da auch Funktionen und Widgets. Und dieses seltsame pseudo OOP Gefickel in C finde ich auch wenig vertrauenserweckend.

GTK ziehe ich eigentlich nur deshalb in Erwägung weil ich plane ein paar Tools für Xfce zu schreiben. Das ginge zwar auch in jedem anderen Toolkit, aber die Tools sollen sich in das System einfügen ohne das zusätzliche Pakete installiert werden müssen
Leonidas
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burli hat geschrieben:Und dieses seltsame pseudo OOP Gefickel in C finde ich auch wenig vertrauenserweckend.
Ich dachte du suchst ein GUI Toolkit für Python? Denn in Python ist das OOP von GObject durchaus brauchbar, es ist auch das einzige Toolkit, welches die Namen mit Underscores hat, wie in PEP8 gewünscht.

Außerdem kannst du ja auch Vala verwenden, dann hast du eine C#-ähnliche Sprache mit der du GObject ansprechen kannst.
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burli
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Leonidas hat geschrieben:Ich dachte du suchst ein GUI Toolkit für Python?
Tu ich auch. Und ich weiß das man damit wenig zu tun hat. Aber GTK gefällt mir generell nicht so richtig. Ich kann es schlecht erklären, aber es ist so der berühmte erste Eindruck der einen prägt. Und der war bei GTK irgendwie nicht überzeugend. Und bisher habe ich nichts gesehen was das grundlegend ändern würde
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veers
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burli hat geschrieben:Hi veers,
gut möglich, aber wenn ich ehrlich sein soll finde ich GTK etwas konfus. Von den 3 genannten finde ich das es das schlechteste ist. Mir fehlen da auch Funktionen und Widgets.
Kannst du da ein Beispiel nennen? Mir hat bisher noch nichts gefehlt.
burli hat geschrieben:Und dieses seltsame pseudo OOP Gefickel in C finde ich auch wenig vertrauenserweckend.
Es ist aber ziemlich solide und die Bindings dazu finde ich auch nett. Ich finde es angenehmer damit zu arbeiten als mit SWIG - was meiner Meinung nach ein echtes gefrickel ist.
burli hat geschrieben:GTK ziehe ich eigentlich nur deshalb in Erwägung weil ich plane ein paar Tools für Xfce zu schreiben. Das ginge zwar auch in jedem anderen Toolkit, aber die Tools sollen sich in das System einfügen ohne das zusätzliche Pakete installiert werden müssen
Tipp: Experimentier einfach etwas mit den verschiedenen Toolkits. Das hat meiner Meinung nach nämlich auch viel mit dem Persönlichen Geschmack zu tun.

Aber selbst beim Geschmack ist es ja so:
Bier und Wein hat man nicht von Anfang an gerne auch wenn beides sehr lecker ist :)
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burli
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veers hat geschrieben:Kannst du da ein Beispiel nennen? Mir hat bisher noch nichts gefehlt.
Es sind vor allem Docking Toolbars und Panels für die ich bei GTK noch keine richtige Lösung gefunden haben. Es scheint zwar zu gehen, aber wie das gemacht wird konnte ich noch nicht rausfinden. Hab langsam den Eindruck die Applikationen, in denen das realisiert ist, haben das selber implementiert. Und ohne Docking Widgets fang ich keine größeren Applikationen an

Wie gesagt, es ist der erste Eindruck der entscheidend war. Und der war bei GTK nunmal nicht besonders.
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