deutsch vs english vs denglish

Alles, was nicht direkt mit Python-Problemen zu tun hat. Dies ist auch der perfekte Platz für Jobangebote.
jerch
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@Sophus:
Eben - es stört Dich. Der Sprache ist es egal. Falls man da von Vergewaltigung sprechen möchte, wird Deine Sprachvorstellung/-ästhetik "vergewaltigt".
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Hyperion
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@Sophus: Nicht jeder macht sich Gedanken um seine Sprache und oder Kultur; es interessiert sie einfach nicht. Das wirst Du akzeptieren müssen! Solche Menschen reden (und schreiben) einfach so, wie es ihnen gefällt bzw. wie sie es kennen. (Da kommt dann das Hartz4-Bildungsfernsehen und die Werbung sicherlich unschön ins Spiel, wie es BlackJack ja auch schon angerissen hat)

Das ist und war aber schon immer so - wir kennen z.B. geschriebenes Latein nur von der Elite! Ein römischer Plebejer hat eben selten schreiben gelernt und auch sicherlich kaum die Chance gehabt, Texte so zu verfassen, dass sie erhalten geblieben sind. (In Pompeji hat man in der Tat Kritzeleien gefunden, die man auch heutzutage gerne an Toilettentüren von Clubs oder Kneipen finden - da werden Prostituierte plakativ und eher vulgär beschrieben. Tja, auch reichere Römer haben offenbar einfach nicht immer stilistisch und niveauvoll geschrieben und gesprochen :mrgreen: ) In Deutschland des 21. Jahrhundert ist das nicht anders. Wer mal morgens in HH U-Bahn oder Bus fährt und anderen Passagieren so zuhört, kann oftmals schlimme Subkultur-Sprache vom feinsten erleben ("Hey, ist Dienstag Nachmittag gesaved?"). Sicherlich oftmals von Schülern, aber durchaus auch von Erwachsenen. So ist das, war so und wird wohl auch weiterhin so bleiben!

Ich frage mich allerdings so langsam, inwiefern solche Modeausdrücke die Namenswahl beim Programmieren beeinflussen :K
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Sophus
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@jerch: Ich habe grundlegend das Gefühl, dass es euch ziemlich egal ist, wie man mit der Sprache umgehen mag. Ob jemand die Orthographie oder Grammatik beherrscht oder nicht - egal. Also diese Einstellung teile ich ganz und gar nicht. Wenn ihr euren Kindern so einen Unsinn heranbringt, dann tun mir die Kinder jetzt schon leid. Es bereitet doch einem Augen- und Kopfschmerzen, wenn man hier Einträge liest, die nur von Fehlern behaftet sind. Wie kann man so eine liberal-opportunistische Einstellung hegen? Oder soll ich anstatt Einstellung Attitude sagen?
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Sophus
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@Hyperion: Na ja, das zum Beispiel englische Wörter oder gar englische Sätze in der Programmiersprache und/oder in den Kommentaren verwendet werden, darüber sind wir uns ja alle einig. Selbst ich sehe das ein :-) Es geht einfach um die Pflege der Sprache :-) Aber deine Einstellung klingt eher wie "Der Klügere gibt nach". Wieso muss ich es akzeptieren, wenn andere so einen Unsinn reden? Würde ich alles akzeptieren, dann hieße es "Bahn frei, Freunde. Achtet nicht auf Krammatick und Raichtsschreibunk. Alles doov. Prauchen wihr alles net. Misch vatsteht doch jäder." :shock:
Zuletzt geändert von Sophus am Samstag 5. September 2015, 20:28, insgesamt 1-mal geändert.
Üpsilon
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@Sophus: Meinst du das Wort "Telefon" stand im Duden, als es erfunden wurde? Nach deiner Logik dürfte man das doch auch nicht sagen, sondern auf sperrige Begriffe wie "Fernsprechgerät" zurückgreifen.

Sprache ist u.a. dazu da, die Welt zu beschreiben, und die Welt verändert sich nun mal. Also muss die Sprache sich auch verändern. Natürlich kann man statt "googeln" auch "mit Google im Internet suchen" sagen, aber das ist len("mit Google im Internet suchen") / float(len("google"))-mal so lang. Wenn die Welt sich noch mehr ändert, aber wir die Sprache nicht anpassen, dann werden "wir" in 1000 Jahren nur noch ewig lange Wörter nutzen.
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Sophus
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Ich schrieb neulich zu meinem Freund folgende Nachricht "Hey Keule, ich werde mich morgen fernmündlich bei dir melden". Und jetzt zeige mir mal, wo das Wort Telefon vorkommt? :) Und nur weil alles kürzer und knackiger ist, muss es nicht gleich gut sein? Dann lieber bleibe ich dabei, dass ich über Google suche. Ich suche schon Anbeginn über Google. Früher nutzte Ich Yahoo, und habe nicht geyahoot :shock:
nezzcarth
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Sophus hat geschrieben:Wie kann man so eine liberal-opportunistische Einstellung hegen?
Zum Beispiel, indem versucht, die dahinter stehenden Mechanismen zu reflektieren.
Was du in deinen Beiträgen äußerst, illustriert sehr gut, wie Sprache als Segregrations- und Stigmatisierungsmechanismus verwenden werden kann, obwohl es dafür keine inhaltliche Grundlage gibt.
Zuletzt geändert von nezzcarth am Samstag 5. September 2015, 20:44, insgesamt 2-mal geändert.
Üpsilon
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Oder soll ich anstatt Einstellung Attitude sagen?
Wenn du Juror bei Germany's Next Topmodel bist, dann schon... :mrgreen: :D :)

Natürlich ist ein jeder Anglizismus unnötig, für den man bereits im Deutschen ein kurzes, treffendes Wort hat. Das ist nicht nur bei "Attitude" der Fall, sondern auch bei "coden" oder "downloaden".
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Hyperion
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@Sophus: Wir "predigen" sprachlich schwachen Neulingen praktisch immer, dass sie sich klar und präzise ausdrücken müssen, wenn man ihnen helfen soll. Oftmals merkt man Usern auch an, dass sie noch im Schulalter sind und an ihrer Sprachkompentez feilen müssen. Also so liberal sind wir hier sicherlich nicht - das hat letztlich auch nichts mit Liberalität zu tun. Dabei geht es schlicht um die Notwendigkeit, sich *verständlich* zu machen. Stil und Ausdruck sind natürlich nicht immer eine Augenweide - aber das hier ist auch kein deutsches Sprachforum! Ich persönlich hege einfach kein Interesse daran, jedem x beliebigen Fremden nahe zu legen, sich besseres Deutsch anzugewöhnen :K

Wo wir aber schon mal beim Kritisieren von angeblich mangelnder Bereitschaft zur "Erziehung" sind: Imho gehört dazu auch vor allem die *Einsicht* auf Seiten des Ermahnten. Ich bezweifel ganz einfach, dass das bei den Angesprochen auf fruchtbaren Boden fällt. Auf Dich haben wir beispielsweise schon unzählige Male mit immer denselben Hinweisen bezüglich Deiner Methodik- und Designfehler eingeredet - genützt hat es imho bis heute nicht viel! Und das beim hiesigen Kernthema, dem Programmieren. So viel also auch zur "Sinnhaftigkeit" anderen Usern auf Biegen und Brechen falsches Verhalten abzugewöhnen... :twisted:
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Üpsilon
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Und nur weil alles kürzer und knackiger ist, muss es nicht gleich gut sein
Na dann mal Budder bei die Fische: Was ist für dich gute Sprache?

@Mods: Das hier hat nix mehr mit Programmieren zu tun, dann wäre es vlt passend, den Thread ins Offtopic zu verschieben.
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Sophus
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@nezzcarth: Wenn die Sprache wirklich keine Vorschriften kennt, dann könnten wir doch grammatikalische und orthographische Strukturen verwerfen. Die Deutschlehrer reden vorne vor ihren Schülern genauso viel Unsinn. Und wenn du wenn du mal einen Unfall melden musst, kannst ja direkt die 110 wählen und sagen "Hey Girls/Boys, hier haben zwei Autos gecrahst. Ist voll strange alles. Ich bin so in trouble. Das macht mir so fucking Angst. Sie müssen einen helicopter mitbringen, denn das eines abgefuckten Mannes fließt in einem Flow". Alles klar. Allein das Schreiben solch eines Unsinn war echt anstrengend.
Üpsilon
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Wenn die Sprache wirklich keine Vorschriften kennt, dann könnten wir doch grammatikalische und orthographische Strukturen verwerfen.
Nur weil etwas nicht verboten ist, heißt das doch nicht, dass man es auch tun will!
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Sophus
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@Hyperion: Erwischt :) Aber hey, ich gebe mir wenigstens ein Bisschen Mühe 8)
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Sophus hat geschrieben:Wenn die Sprache wirklich keine Vorschriften kennt, dann könnten wir doch grammatikalische und orthographische Strukturen verwerfen.
Nein können wir nicht ohne weiteres, da beides z.T. Semantik enthält. Das ist auch ein Grund, warum sich z.B. Beugungsregeln über die Jahrhunderte eher langsamer verändern als der Vokabelschatz. Aber ja - in 500 Jahren wird von den heutigen Regeln kaum noch was übrig sein, sie sind ersetzbar.
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Sophus
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@jerch: Wenn deine Prognose stimmt, dann bin ich froh, dass ich nicht soooo alt werde :-)
Üpsilon
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Ich schrieb neulich zu meinem Freund folgende Nachricht "Hey Keule, ich werde mich morgen fernmündlich bei dir melden". Und jetzt zeige mir mal, wo das Wort Telefon vorkommt? :)
Was mich grade viel mehr interessiert: Wieso benutzt du den afaik aus dem Schwedischen kommenden Gruß "hey"? :) Ich dachte, du sprichst deutsch.
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@Üpsilon: Ich muss gestehen, dass ich nicht weiß, was afaik bedeutet. Ich musste hier schon das Wort bzw. die Abkürzung imho nachschlagen. Abkürzungen sind genauso grauenhaft. Aber du hast mich erwischt. Das nächste Mal benutze ich das Wort Hallo :) Das war wirklich ein guter Hinweis.
jerch
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Als anekdotische Anmerkung dazu (versteh selbst nix von dem Fachgebiet) - hatte im Rahmen eines Datenbankprojektes an der Uni mal eine interessante Diskussion mit Indogermanisten dazu:
Die westeuropäischen Sprachen zeigen anscheinend alle den Verlust von Flexionen (Fälle oder Verbformen verschwinden) was durch Komposita (synthetisierend oder agglutinierend) und erweiterten Kontextbezug "korrigiert" wird. Diese Entwicklung ist seit 2000 Jahren aktiv. Beispiele dafür sind die Fallarmut des Englischen oder der Siegeszug der schwachen Verben im Deutschen.
BlackJack

@Üpsilon: „Googlen“ ist nur „im Internet suchen“, nicht zwangsläufig mit Google. Ist so ähnlich wie Tempo für alle Papiertaschentücher stehen kann, egal welcher Marke.
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Sophus
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@jerch: Aus reiner Neugier. Das bedeutet nun konkret?
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