Mit Freier Software Geld verdienen

Wenn du dir nicht sicher bist, in welchem der anderen Foren du die Frage stellen sollst, dann bist du hier im Forum für allgemeine Fragen sicher richtig.
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MagBen
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@Sophus: Kann es sein, dass Du Leuten die mit freier Software Geld verdienen, erklärst, dass das gar nicht möglich ist?
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Sophus
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@MagBen: Falsch. Ich wäre ja ziemlich anmaßend, wenn ich sowas behaupten würde. Was ich nur mache, ist, gedanklich alles durchzuspielen. Denn der Gedanke an eine freie Software ist mir recht neu und noch befremdlich. Das heißt nicht, dass ich alles für schlechte Ideen halte. Es ist nur so, dass dieses Denken für mich nicht selbstverständlich ist. Als ich mit VB6 anfing und dort programmierte, waren meine Gedanken nicht so "offen", sondern eher "Alles meins, ihr werden nichts sehen". Und nun versuche ich mich langsam davon zu lösen und belese mich in den Lizenzen. Und in diesem Zuge kommen dann einige Fragen bei mir auf, wo ich mir dann denke "Kann das denn wirklich so sein?" Daran sieht man auch, wie unerfahren ich in dieser Philosophie bin.
BlackJack

@Sophus: Als Programmierer möchte ich natürlich für geleistete Arbeit etwas haben. Im Job werde ich dafür bezahlt und da das meiste von Leuten direkt hier in der Firma benutzt wird, bekomme ich auch Rückmeldung. Nicht immer nur Anerkennung, auch Tickets mit Fehlerberichten. :-)

Bei quelloffenen Sachen, und da zähle ich im weitesten Sinne auch Quelltexte hier im Forum dazu, ist der Weg das Ziel. Die ”Belohnung” ist für mich die Beschäftigung an sich, weil ich gerne programmiere und/oder weil ich das Programm selbst benötige. Ein Open Source Projekt anzufangen mit der Erwartung man bekommt ein Dankeschön ist im Grunde auch ein guter Weg in die fast sichere Frustration. :twisted:

Klar ist das nicht schön wenn sich andere an Werken bedienen. Aber das ist halt so. Damit muss man irgendwie klarkommen. Oder Webdienste anbieten. :-)

Deine Vorstellungen wie das mit Liedtexten beziehungsweise mit dem Urheberrecht insgesamt funktioniert sind ziemlich realitätsfern. Im Grunde ist Texte richtig geheimhalten sogar das Schlechteste was man aus Sicherheitsperspektive machen kann, denn wenn dann jemand den Text als seinen eigenen ausgibt, ist es schwieriger das zu Beweisen als wenn man den Text mit seinem Namen drunter veröffentlicht.
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MagBen
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Sophus hat geschrieben:Denn der Gedanke an eine freie Software ist mir recht neu und noch befremdlich.
Dann hier mal meine Interpretation:
Open Source heißt, dass das Programm dem Entwickler und dem Anwender gleichermaßen gehört, aber nicht der ganzen Welt. Der Code muss auch nicht öffentlich sein, sondern er muss lediglich dem Anwender zugänglich sein, sonst aber niemandem.
Meiner Meinung die einzige Form von funktionierendem Kommunismus: Die Produktivmittel sollen Eigentum der Werktätigen sein.
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jerch
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IMHO hat open source erst möglich gemacht, was allerorten, wo Software zum Einsatz kommt, zu sehen ist - es gibt Konkurrenz von unten und der Mitte gegenüber den "Großen". Bis zur Jahrtausendwende war die Entwicklungsrichtung der Softwarewelt relativ klar vorgegeben - groß, monolithisch, plattformeinschränkend bis monopolistisch. In der "Software-Großindustrie" ist diese Denke auch heute noch relativ verbreitet. Unterschied zu damals ist, dass es heute einen ganzen Zoo von Alternativlösungen gibt, die bestimmte Teilaspekte (Modularisierung) besser lösen, als die Großen und damit die Großen unter Druck geraten. Ausruhen auf Lizenzen war gestern ;)
Selbst IBM, Microsoft etc. haben das erkannt und strukturieren ihre Monetarisierungsmodelle immer weiter in Richtung Dienstleistung + Rechtsicherheit um. Womit wir wieder bei Anpassungen und Individualleistungen sind. open source bietet inzwischen in fast allen Segmenten brauchbare modulare Lösungen an, aus denen sich auch die Großen bedienen. Zu einer wirklich brauchbaren Lösung wird erst die Zusammenstellung unter Beachtung der Kundenwünsche. Und genau das ist das Feld, was mMn 90% aller kleinen bis mittleren Softwareagenturen derzeit beackern. Ohne open source unvorstellbar.
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Sophus
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@MagBen: Ich hatte es immer anders herum verstanden, dass der Entwickler seine Software offen für jedermann auf der ganzen Welt zugänglich macht, einschließlich den Kunden. Wenn ich dich richtig verstehe, muss der Entwickler nur dafür sorgen, dass er/sie offenen Quelltext dem Kunden beilegt, sobald er/sie das Programm verteilen will?

@jerch: In welcher Hinsicht bietet Microsoft ihre Dienste an? Meinst du die ständigen "Aktualisierungen der Sicherheitslücken"? Ansonsten kann ich nirgendwo erkennen, dass sie auf die Kunden ganz spezifisch eingehen.
Leonidas
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Sophus hat geschrieben:@BlackJack: Wenn etwas geklaut wird, liegt der Verlust im psychologischen Bereich.
Mich ärgert etwas, dass du so die Begriffe durcheinanderwirfst. Wenn mir jemand etwas klaut, dann ärgert mich das, weil ich es danach nicht habe. So würde es mir stinken wenn nachts jemand bei mir einbricht und meine Quelltexte klaut indem er meine Festplatten mitnimmt. Aber ich denke wir haben keine solche Situation vorliegen - was du meinst ist eine Schwarzkopie, wenn man so will.
Sophus hat geschrieben:Und wenn jemand anders ungefragt sich an deinem Werk bedient, dann sehe ich darin keine Anzeichen von Dankbarkeit bzw. Anerkennung. Ich sehe da viel mehr Dreistigkeit, Frechheit, Unverschämtheit etc. Ein aufrichtiger Mensch würde deine Arbeit würdigen und entsprechend legal vorgehen oder dich zumindest um Erlaubnis fragen.
Wenn die Lizenz das erlaubt, warum nicht? Wenn ich erzwingen wollte dass sich die Leute bedanken dann würde ich das reinschreiben. Gibt es an sich auch, nennt sich Beerware/Postcardware. Ich denke, du machst dir über relativ normale dinge (etwa das Software schwarzkopiert wird) viel mehr Ärger als nötig. Das jemand deine Software nutzt ist kein persönlicher Affront dir gegenüber sondern hat viel trivialere Erklärungen.
Sophus hat geschrieben:@jerch: In welcher Hinsicht bietet Microsoft ihre Dienste an? Meinst du die ständigen "Aktualisierungen der Sicherheitslücken"? Ansonsten kann ich nirgendwo erkennen, dass sie auf die Kunden ganz spezifisch eingehen.
Sind an dir die riesigen Werbungen zur Microsoft-Cloud nicht aufgefallen. Oder das XBox-Netzwerk-Abomodell?
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jens
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Ich denke, das "Problem" ist etwas konstruiert und realitätsfern...

Zum einen dürfte es sehr schwer sein, mal eben ein super geniale Software, die es noch nicht gibt zu entwickeln...

Angst zu haben, das jemand die Quellentexte als seins "verkauft", kann man auch recht einfach vermeiden: "Release fast, release often", in dem Sinne, das man möglichst früh den Quellentext auf github oder sonstwo public macht... Dann kann niemand mal eben selbst eine "alte Historie" der Software glaubhaft ins Netz stellen...

Mit "Schwarzkopieren" des Quellentextes Geld verdienen ist auch nicht ganz einfach... Wobei ich mit schon vorstellen kann, wie es klappen könnte: Apps für's Handy. Quellentexte Nehmen, kompilieren und app in den Store und Geld verlangen... Könnte zumindest kurzzeitig klappen...

Ansonsten dürfte es sehr schwierig sein und immer in der Dunkelniesche bleiben...

btw. Quellentexte nehmen, kompilieren und Geld dafür zu verlangen, ist ja auch nicht gleich ein Rechtsbruch. Kann man machen, solange man die Quellentexte, gemäß der Lizenz mitliefert/offenlegt... Wer das kauft, ist allerdings ein wenig dumm. Es sei denn, das Geschnürte Paket enthält halt mehr als die normale OpenSource Release...

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MagBen
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Sophus hat geschrieben:Ich hatte es immer anders herum verstanden, dass der Entwickler seine Software offen für jedermann auf der ganzen Welt zugänglich macht, einschließlich den Kunden. Wenn ich dich richtig verstehe, muss der Entwickler nur dafür sorgen, dass er/sie offenen Quelltext dem Kunden beilegt, sobald er/sie das Programm verteilen will?
Noch nicht einmal das. Wenn Dein Programm unter einer Open Source Lizenz steht, dann musst Du den Programmcode dem Kunden nur zugänglich machen, d.h. Du musst den Quellcode erst rausrücken, wenn der Kunde Dich dazu auffordert. Natürlich kann dann der Kunde das Programm in der ganzen Welt verteilen, aber wenn sich Entwickler und Kunde einig sind, dann hat außer diesen beiden kein Mensch ein Recht auf den Quellcode.
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Sophus
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@MagBen: Das klingt irgendwie "angenehmer". Versteht mich nicht falsch. Der Gedanke an einer freien Software ist mir noch nicht so vertraut. Und man kann sich schlecht von seinen alten gewohnten Gedanken lösen. Jedoch hat dieser Gedanke einen wesentlich angenehmeren Effekt, als das ich der ganzen Welt jetzt alles offen legen muss. Vielleicht brauche ich da noch etwas Zeit um genauso selbstlos und freizügig zu denken.
BlackJack

@Sophus: Wer sollte Dich denn zwingen Deinen Quelltext aller Welt zugänglich zu machen? Selbst eine Lizenz die das beinhaltet kann das nicht, weil Du ja bestimmst unter welche Lizenz Du Deinen Quelltext stellst. Dann nimmst Du so eine Lizenz ganz einfach nicht für Deinen Quelltext. :K
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Sophus
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@BlackJack: Alle Bibliotheken in Python sind nahezu unter GPL (von Version 1 bis 3) gestellt. Und durch diesen Copyleft ist man schon durchaus gezwungen, diese Lizenz zu "übernehmen". Ansonsten muss ich weit andere Bibliotheken nehmen, jedoch wäre es mit mehr Aufwand verbunden, diese zu finden. Vor diesem Hintergrund "zwingt" mich dann die GPL schon, den Quelltext der ganzen Welt zugänglich zu machen. :?:
BlackJack

@Sophus: Niemand zwingt Dich Bibliotheken zu verwenden die unter der GPL stehen.
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MagBen
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Sophus hat geschrieben:Alle Bibliotheken in Python sind nahezu unter GPL (von Version 1 bis 3) gestellt.
Alle? Gib mal ein Beispiel.
Python selbst steht unter der Python-Lizenz, die zu GPL kompatibel ist, d.h. aber nicht, dass sie den gleichen Effekt wie GPL hat.

Numpy steht unter einer Apache/Eclipse ähnlichen Lizenz: http://www.numpy.org/license.html
Die besagt, Du darfst mit Numpy machen was Du willst, solange Du darauf hinweist, dass Du Numpy benutzt und Dein Programm darf nicht Numpy heißen.

Bei PyQt kann man eine Entwicklerlizenz kaufen und dann seine Programme ohne GPL mit PyQt ausliefern.
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BlackJack

Ergänzend zu Qt: PySide ist eine Alternative zu PyQt die nicht unter GPL steht.
Leonidas
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Ich denke auch, dass die Anzahl der Bibliotheken die nur unter GPL stehen, vergleichsweise klein ist.
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