Informatik vs. Computerwissenschaft

Alles, was nicht direkt mit Python-Problemen zu tun hat. Dies ist auch der perfekte Platz für Jobangebote.
Bindl
User
Beiträge: 70
Registriert: Donnerstag 27. Oktober 2016, 11:48

Hi zusammen,

ist das folgende richtig?

Informatik kümmert sich um die Verarbeitung von Informationen und die,
Computerwissenschaft kümmert sich darum wie diese verarbeiteten Information mit Hilfe von Rechner verarbeitet werden.

Danke schonmal für die Hilfe im voraus
Sirius3
User
Beiträge: 17738
Registriert: Sonntag 21. Oktober 2012, 17:20

@Bindl: Google liefert nur einen relevanten Treffer zum Begriff Computerwissenschaft. Da ich ihn bisher noch nie gehört, geschweige denn verwendet habe, scheint die Relevanz zu gering zu sein, dass dafür eine allgemein gültige Definition existiert.
BlackJack

@Bindl: Falsch. Ich würde mal behaupten ”Computerwissenschaft” gibt es nicht, oder höchstens als falsche Übersetzung von „computer science“, was auf Deutsch „Informatik“ ist und nicht „Computerwissenschaft“. In dem Fall ist das beides das gleiche.

In Informatik lernst Du jedenfalls nicht nur was Informationen sind und wie man die verarbeitet, sondern auch was Rechner sind, und wie man mit denen Informationen verarbeitet.
grum.py
User
Beiträge: 137
Registriert: Montag 11. Mai 2015, 15:27

Informatik ist Automatentheorie. Als fertig studierter Informatiker musst du außer für die Kommunikation mit der Fakultät nicht mal jemals einen eigenen Rechner besessen haben. Der Zusammenhang zwischen Informatik und Computerwissenschaft ist also höchstens ein sehr theoretischer.
Benutzeravatar
snafu
User
Beiträge: 6738
Registriert: Donnerstag 21. Februar 2008, 17:31
Wohnort: Gelsenkirchen

Informatik ist die Theorie von der automatisierten Informationsverarbeitung (d.h. mithilfe von Maschinen).

Ist das für ein Referat?
Benutzeravatar
pillmuncher
User
Beiträge: 1484
Registriert: Samstag 21. März 2009, 22:59
Wohnort: Pfaffenwinkel

Was Blackjack gesagt hat. Seh ich genauso.

Hier was Hal Abelson dazu sagt:
I'd like to welcome you to this course on computer science. Actually, that's a terrible way to start. Computer science is a terrible name for this business.

First of all, it's not a science. It might be engineering or it might be art, but we'll actually see that computer so-called science actually has a lot in common with magic, and we'll see that in this course.

So it's not a science.

It's also not really very much about computers. And it's not about computers in the same sense that physics is not really about particle accelerators, and biology is not really about microscopes and petri dishes. And it's not about computers in the same sense that geometry is not really about using surveying instruments.
Zudem könnte man mit gewisser Berechtigung auch sagen, dass Informatik Mathematik oder Logik ist, da Programme und Beweise isomorph sind (Curry-Howard-Lambek-Korrespondenz).
In specifications, Murphy's Law supersedes Ohm's.
Bindl
User
Beiträge: 70
Registriert: Donnerstag 27. Oktober 2016, 11:48

BlackJack hat geschrieben:@Bindl: Falsch. Ich würde mal behaupten ”Computerwissenschaft” gibt es nicht, oder höchstens als falsche Übersetzung von „computer science“, was auf Deutsch „Informatik“ ist und nicht „Computerwissenschaft“. In dem Fall ist das beides das gleiche.

In Informatik lernst Du jedenfalls nicht nur was Informationen sind und wie man die verarbeitet, sondern auch was Rechner sind, und wie man mit denen Informationen verarbeitet.
Ich studiere Wirtschaftsinformatik und in Einführung in die Informatik schreiben wir bald eine Klausur und der Prof ist bekannt dafür etwas knifflige oder auch Fangfragen zu stellen. Deswegen wollte ich mich nochmal genauer informieren.
Bindl
User
Beiträge: 70
Registriert: Donnerstag 27. Oktober 2016, 11:48

snafu hat geschrieben:Informatik ist die Theorie von der automatisierten Informationsverarbeitung (d.h. mithilfe von Maschinen).

Ist das für ein Referat?
Nein, ist für eine Klausurvorbereitung in Einführung in die Informatik.
BlackJack

@grum.py: Man muss keinen eigenen Rechner besessen haben, denn es gibt ja in der Uni am Fachbereich Rechnerräume für Studenten. Aber man kommt sicher nicht durch's Studium ohne einen Rechner ausser zur Kommunikation zu benutzen. Informatik auf Automatentheorie zu verkürzen ist mindestens gewagt.
Sirius3
User
Beiträge: 17738
Registriert: Sonntag 21. Oktober 2012, 17:20

@pillmuncher: mit dem Argument ist Physik auch keine Wissenschaft, weil manche an einem Teilchenbeschleuniger herumschrauben und das, was da rauskommt mehr an Magie als an Physik erinnert.
grum.py
User
Beiträge: 137
Registriert: Montag 11. Mai 2015, 15:27

BlackJack hat geschrieben:Informatik auf Automatentheorie zu verkürzen ist mindestens gewagt.
Informatik für "hinterher kannste Computer" zu halten allerdings auch. Für ein zumindest notenmäßig erfolgreiches Informatikstudium musst du mal eine Platine von außen gesehen (je nach Vertiefungsrichtung auch mal angefasst, für die eigentliche Arbeit gibt es ja Laborpartner...), Analysis begriffen und dir in Eclipse ein Programm generiert haben, alles Weitere ist tatsächlich eine Frage des Wollens (und der Hochschule, schätze ich). :K
Benutzeravatar
pillmuncher
User
Beiträge: 1484
Registriert: Samstag 21. März 2009, 22:59
Wohnort: Pfaffenwinkel

Sirius3 hat geschrieben:@pillmuncher: mit dem Argument ist Physik auch keine Wissenschaft, weil manche an einem Teilchenbeschleuniger herumschrauben und das, was da rauskommt mehr an Magie als an Physik erinnert.
Wenn du das von mir verlinkte Video angesehen (oder SICP gelesen) hättest, wüsstest du, dass Abelson nicht auf magische Wirkung im Sinne von "ich kann mir das Ergebnis nicht erklären, also muss es Magie sein" abzielt, sondern darauf, dass der Magier mithilfe einer obskuren Sprache versucht, immaterielle Wesen zu kontrollieren. Bezogen auf die Informatik verbindet diese Metapher die Beeinflussung von Geistwesen durch Zaubersprüche mit der Kontrolle von Prozessen im Computer durch Programmcode. Ich finde das ist eine sehr gelungene Metapher.
In specifications, Murphy's Law supersedes Ohm's.
BlackJack

@grum.py: Wenn man die Arbeit auf Labor- oder Übungspartner abwälzt und überall versucht mit möglichst wenig zu tun durchzukommen, dann hat man nur formal Informatik studiert. Mit diesem Argument kann man letztendlich jede Schul- oder Universitätsausbildung versuchen zu entwerten. Natürlich gehört gerade bei der Uni Wollen dazu, denn man ist dort letztlich freiwillig und es wird erwartet das man selbstständig und selbstverantwortlich lernt und sich nicht alles vorsetzen lässt. Es sollte klar sein das nicht alles vorgesetzt wird. Wenn man Interesse am Thema hat, ist das ja irgendwo selbstverständlich, denn sonst wäre man ja nicht in dem Studium.
grum.py
User
Beiträge: 137
Registriert: Montag 11. Mai 2015, 15:27

Das ist der Punkt: Informatiker darfst du dich nennen, ohne Computer zu verstehen.
BlackJack

@grum.py: Und? Das gilt wie gesagt für so ziemlich jede Fachrichtung. Auf der anderen Seite dürfte das nicht viele Leute betreffen. Das ist also eine so banale wie sinnlose Aussage.
grum.py
User
Beiträge: 137
Registriert: Montag 11. Mai 2015, 15:27

Im Gegensatz zu
In Informatik lernst Du jedenfalls (...) was Rechner sind, und wie man mit denen Informationen verarbeitet.
aber keine sachlich falsche.
BlackJack

@grum.py: Die ist nicht sachlich falsch. Wie kommst Du darauf?
grum.py
User
Beiträge: 137
Registriert: Montag 11. Mai 2015, 15:27

Hab ich oben doch erklärt. Informatik an sich bringt dir über Computer genau gar nix bei.
DasIch
User
Beiträge: 2718
Registriert: Montag 19. Mai 2008, 04:21
Wohnort: Berlin

Du verwechselst Informatik mit Theoretischer Informatik. Letzteres hat mit Computern tatsächlich wenig zu tun, ersteres allerdings eine ganze Menge. Selbstverständlich beschäftigt man sich in einem Informatik Studium nicht nur mit dem theoretischen Teilbereich der Informatik sondern auch mit den praktischen und technischen Aspekten, wissenschaftlicher Arbeit, gesellschaftlichen Kontext usw.

Man kann unmöglich durch ein Informatik Studium kommen ohne dass man weiß wie Computer auf Hardware und Software Ebene funktionieren.
nezzcarth
User
Beiträge: 1633
Registriert: Samstag 16. April 2011, 12:47

grum.py hat geschrieben:Hab ich oben doch erklärt. Informatik an sich bringt dir über Computer genau gar nix bei.
Die Gesellschaft für Informatik schreibt in ihren Akkreditierungsempfehlungen für Informatikstudiengänge unter anderem dies:
(https://www.gi.de/fileadmin/redaktion/e ... ierung.pdf)
2.1 Ausbildungsziele

Generelles Ziel der Informatikausbildung in Bachelor- und Masterstudiengängen an Fachhochschulen ist ein wissenschaftlich fundiertes, anwendungsorientiertes Studium, das auf der Basis eines breiten fachlichen Wissens und einer umfassenden Methodenkompetenz die
analytischen, kreativen und gestalterischen Fähigkeiten zur Entwicklung von Problemlösungskonzepten sowie zur Neukonstruktion und Weiterentwicklung von Systemen aus Soft- und Hardware vermittelt und fördert.

An Universitäten ist das generelle Ziel ein wissenschaftlich fundiertes, grundlagenorientiertes Studium, das auf der
Grundlage einer breiten und in ausgewählten Teilgebieten vertieften fachlichen Basis die Fähigkeiten zur grundlagen-
oder anwendungsorientierten Forschung auf dem Gebiet der Informatik sowie analytische, kreative und konstruktive
Fähigkeiten zur Neu- und Weiterentwicklung der Soft- und Hardware von Basissystemen der Informatik und von
komplexen Anwendungssystemen entwickelt
(Von dem Text gibt es auch neurere Fassungen, die letzte von 2016: https://www.gi.de/service/publikationen ... ungen.html )

Aus dem weiteren Textverlauf geht hervor, dass alle dort definierten Studiengangstypen Lehrveranstaltungen zu Hardware enthalten sollen.
Wenn man jetzt mal unterstellt, dass sich an diese Empfehlungen einigermaßen gehalten wird, kann man in Deutschland keinen (akkredierten) Informatikstudiengang absolvieren, ohne zumindest auch mal ein paar Hardwaregrundlagen gehört zu haben. Daher bringt -- so klingt das zumindest für mich als Nicht-Informatiker -- "die Informatik" in von Form von Informatikstudiengängen eigentlich schon was über Computer bei.
Antworten