Für Quereinstieg: was draufpacken?

Alles, was nicht direkt mit Python-Problemen zu tun hat. Dies ist auch der perfekte Platz für Jobangebote.
T.T. Kreischwurst
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Liebes Forum,

ich bin eigtl. Historiker, habe mich in meinem Studium und in knapp 3 Jahren FOrschungsarbeit an der Uni zunehmend mit digitalen Geisteswissenschaften beschäftigt und arbeite jetzt als Content Manager in einem zumindest irgendwie It-nahen Bereich. Das ist auch der Weg, den ich beruflich weitergehen möchte. Mir ist klar, dass ich allerdings mit meinen bisherigen Fähigkeiten in diesem Bereich (etwas Python, etwas XML/XSLT, etwas HTML/CSS) leider kein Jota weiterkommen werde. Es muss also irgendeine Form von Zusatzquali her, um zumindest halbwegs konkurrenzfähig zu werden - da ich aber schon 30 bin, will dieser Schritt wohl überlegt sein, denn: Zeit ist eine knappe Ressource, und einfach IRGENDEINE Fortbildung zu machen ohne Rücksicht auf den Nutzen ist sinnfrei. Zudem fällt eine komplette Ausbildung (z.B. zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung) aus diesem Grund flach, die Familie muss schließlich durchgefüttert werden. Daher wollte ich hier mal in den Raum fragen, was ihr mir empfehlen würdet: was ist als Fortbildung machbar? Was sinnvoll? Mein derzeitiger Job lässt mir gottlob große Freiheiten, sodass ich durchaus Zeit zu Investieren habe. Was kann ich folgich machen, um meine Chancen da draußen zu verbessern? Vorstellen könnte ich mir den Bereich Datenbanken/Datenmanagement, evtl. auch in Verbbindung mit einer Vertiefung/Professionalisierung meiner Pythonkenntnisse. Ich weiß aber nicht, ob es sowas gibt bzw. ob es realistisch machbar ist - daher bin ich für so gut wie alles offen. Danke für eure Tipps!
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snafu
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Schon hier drauf gestoßen?
-> http://www.python-academy.de/

Die bieten aber wohl Kurse vor Ort in Leipzig an. Ich weiß ja nicht, wie gut das für dich erreichbar bzw generell umsetzbar wäre.
BlackJack

@T.T. Kreischwurst: Mir ist die Zielsetzung nicht so ganz klar. Quereinstieg wo rein? Was wird da benötigt und was bringt Dich dann wirklich weiter? Qualifikation im Sinne Du musst/willst danach etwas bestimmtes können, oder im Sinne man muss für etwas ein Zertifikat haben was man bei der Bewerbung dazu heften kann.
T.T. Kreischwurst
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snafu hat geschrieben:Schon hier drauf gestoßen?
-> http://www.python-academy.de/

Die bieten aber wohl Kurse vor Ort in Leipzig an. Ich weiß ja nicht, wie gut das für dich erreichbar bzw generell umsetzbar wäre.
Jepp kenne ich. Ich kann halt nicht einschätzen, wie viel mir das in Bezug auf eine stärkere berufliche Nutzung von Python bringt, sprich: ob es ein Pluspunkt ist, ein Teilnahmezeugnis für einen Kurs dieses Unternehmens beilegen zu können bzw. im Motivationsschreiben darauf verweisen zu können. Oder ob es bei den zuständigen Fachreferenten eher ein mitleidig-herablassendes Lächeln hervorruft - was mir dann die sehr stolze Gebühr von 850€ für 3 Tage defintiv nicht wert ist. Generell sind die Kosten für Fortbildungen jeder Couleur ein Argument dafür, sich erstmal zu erkundigen bevor man drauflos rennt.
BlackJack hat geschrieben:@T.T. Kreischwurst: Mir ist die Zielsetzung nicht so ganz klar. Quereinstieg wo rein? Was wird da benötigt und was bringt Dich dann wirklich weiter? Qualifikation im Sinne Du musst/willst danach etwas bestimmtes können, oder im Sinne man muss für etwas ein Zertifikat haben was man bei der Bewerbung dazu heften kann.
Entschuldige, da hab ich wohl zu viel implizit vorausgesetzt. Ich habe für den Quereinstieg keinen spezifischen Beruf im Sinn - weil ich nicht weiß, wo meine Fähigkeiten zumindest ein bisschen gefragt sein könnten. Die liegen halt darin, dass ich als Historiker zwar z.B. durchaus analytisch denke(n muss), aber wohl etwas anders an Probleme herangehe als etwa ein Mathematiker. Zudem spiele ich halt in meiner Freizeit etwas an Python herum und habe mich von Berufswegen etwas mit XML/XSLT und und HTML/CSS auseinander gesetzt. Vor diesem Hintergrund habe ich die Stellenportale durchsucht und wenig überraschend festgestellt, dass man damit nichtmal Klos putzen kann - weil überqualifiziert, geschweige denn IT-Berater, Helpdeskler oder sonstwas werden - weil schlichtweg nicht konkurrenzfähig. Daher bin ich zur Erkenntnis gelangt, dass ich mich erst in irgendeinem Bereich weiterqualifizieren muss, bevor ich es auf dem Arbeitsmarkt versuchen kann. Nun ist die Frage, welcher Bereich das sein könnte - er sollte halt vorzugsweise mit dem Profil als "IT naher Historiker" schaffbar sein bzw. dazu passen. Wie gesagt: den Bereich Datenbanken könnte ich mir vorstellen, um ein wahlloses Beispiel zu nennen. Von daher wäre
Qualifikation im Sinne Du musst/willst danach etwas bestimmtes können
zutreffend.
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snafu
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Das Feld ist ja auch recht groß. Was mir als erstes einfallen würde: Onlinearchive, allgemeine Informationssysteme mit geschichtswissenschaftlichem Bezug (z.B. multimediale Präsentationen), Einlesen historischer Texte (via OCR) u.v.m. Gibt es denn etwas, was dich daran besonders interessiert?

Direkt mit Datenbanken kommt man hier wahrscheinlich nicht in Berührung. Hier würde man IMHO eher Tools benutzen, die intern die passenden SQL-Anweisungen absetzen.

Schnittpunkte gibt es sicherlich mit dem Themengebiet der Medieninformatiker, wobei die normalerweise studiert haben und zu einem großen Teil mathematisch orientiert sind (je nachdem, was sie später machen).
jerch
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@T.T. Kreischwurst:
Ich glaube, Du solltest für Dich der Frage nachgehen/beantworten, was genau Deine Stärken sind bzw. Du gerne machen willst im IT-Umfeld. Von Deiner Rundum-Beschreibung sehe ich Dich eher an der Schnittstelle hin zur IT als da mittendrin, kann mich aber auch täuschen.

So als Anregung für mögliche unterschiedliche Ausrichtungen am Bsp. Datenbank (wertungsfrei):
Ich bin mir z.B. nicht sicher, ob wir in puncto "Datenbänkler" über das Gleiche reden würden. Wenn Du bei dem Stichwort an SQL Queries und ER-Diagramme denkst oder Begriffe wie Normalisierung Deine Augen funkeln lassen - dann bist Du ein Datenbänkler im klassisch technischen IT-Sinne (zugegeben relational, das ist übrigens selbst unter Informatikern nicht gerade beliebt als Arbeitsfeld). Wenn Du beim Stichwort Datenbank eher meinst - "jo, hab ich so oft schon Daten eingepflegt, vorbereiten und formatieren müssen" - dann bist Du eher auf der weniger technischen Seite von Kundenspezifikation und Inhaltsaufbereitung.
T.T. Kreischwurst
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@Snafu:
interessanterweise war ich auf dem von dir genannten Gebiet schonmal tätig. Das Forschungsprojekt damals an der Uni ging über die Möglichkeit, mittelalterliche Handschriften mit Methoden der Mustererkennung zu untersuchen. OCR stand da im Hintergrund, wurde aber bald sowohl von den beteiligten Informatikern, als auch von den Historikern als machbar, aber nicht lohnenswert verworfen (viel zu hoher Aufwand für etwas, was ein ahlbwegs geübter Historiker nach wie vor viel schneller kann). Coole Sache, nur leider wird sowas fast ausschließlich an Unis betrieben, und da ist kein Staat zu machen - Stichwort: wissenschaftliches Präkariat. Und beim OCR-Hersteller Abbyy könnte ich mich bewerben, wenn ich der Kollege aus der Informatik wäre :wink:
Da der Job meinerseits gar nichts mit Geschichtswissenschaft zu tun haben muss (hier bin ich vollkommen schmerzfrei), kommt
Gibt es denn etwas, was dich daran besonders interessiert?
auf den Plan. Ja: Scripting und Datenverarbeitung in einem weiteren Sinn (weil ich damit zumindest am Rande in Berührung gekommen bin). Daher auch die Angaben zu Python und Datenbanken. Hmm, weiß nicht, ob das nicht immernoch zu allgemein ist. Von daher hilft mir jede Einschätzung wie
Von Deiner Rundum-Beschreibung sehe ich Dich eher an der Schnittstelle hin zur IT als da mittendrin
schon deutlich weiter. Es hilft, sich darüber klar zu werden, was man eigtl. überhaupt machen kann.
Ich bin mir z.B. nicht sicher, ob wir in puncto "Datenbänkler" über das Gleiche reden würden. Wenn Du bei dem Stichwort an SQL Queries und ER-Diagramme denkst oder Begriffe wie Normalisierung Deine Augen funkeln lassen
Das. Ob Normalisierung meine Augen funkeln lässt... das traue ich mir nicht zu sagen, dafür bin ich noch nicht tief genug eingestiegen. Aber prinzipiell ist das dieser Bereich. Datenstrukturierung mit XML und "Abfrage" mittels XSLT und bisserl Python waren z.B. Bestandteil meiner Dr-Arbeit. Mit relationalen Datenbanken habe ich mehr am Rande und in der Theorie zu tun gehabt, aber nicht im Sinn von: Daten eingeben und abrufen, dann formatieren. Eher Richtng: "Eignet sich für Textedition XY eher ein XML-basierter Ansatz oder doch eher ein relationaler?" [Ich bin ja mehr der Oldschool-XML-Verfechter, aber ein ehemaliger Kolleger meinte neulich, dass aktuell die Tendenz eher dazu geht, mit relationalen Datenbanken für Texteditionen zu experimentieren, und das durchaus mit Erfolg... :shock: ]
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MagBen
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Ich habe im Java- und Visual Basic einige 2-5 Tage Schulungen mitgekriegt. Einigen Teilnehmern hat es was gebracht anderen nicht. Die, die was dabei gelernt haben, hätten es vermutlich aber auch gelernt, wenn sie in der Zeit ein Buch zum Thema gelesen hätten.

Ich habe immer wieder mit Seiteneinsteigern in Projekten gearbeitet, Politikwissenschaftler und Sozialpädagogen. Das hat immer sehr gut geklappt, auch wenn sie an der Uni nicht Programmieren gelernt haben. Ich kenne aber auch keinen Informatiker oder Ingenieur, der in der Vorlesung Programmieren gelernt hat.

Mit 30 würde ich nicht mehr dem Werdegang von anderen Leuten nachlaufen, sondern den eigenen Werdegang ausbauen. "Play to your strengths." Als Historiker solltest Du gelernt haben, Dir Wissen aus Büchern anzueignen und Gelerntes in lesbaren Texten zu beschreiben. Das sind 2 Schlüsselqualifikationen, die in der IT-Branche nicht selbstverständlich sind.

Wenn Du die Begabung zum Programmieren hast, dann würde ich nicht 850 für einen 3-Tage Kurs investieren, sondern das Geld und noch viel mehr Zeit in das Lesen von IT-Büchern und das Erstellen von vorzeigbaren Arbeitsproben. Damit kannst Du dann in eine kleine Software-Klitsche reinkommen und dort kannst Du dann lernen Datenbank-Anwendungen zu schreiben.
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__deets__
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Als jemand, der selbst schon mal einen Coachee zu einer erfolgreichen Karriere in der IT umgeschult hat waeren meine Tipps:

- zwing dich zu konsequenter Testdriven/test first Entwicklung. Gerade Anfaengern faellt es oft *sehr* schwer, die Komponenten eines Systems zu identifizieren und sauber voneinander getrennt zu entwickeln. Die angesprochenen Techniken helfen dabei in meinen Augen sehr.
- such dir ein Projekt, das du als sinnvoll empfindest, und dessen Komplexitaet du insoweit beherrschen kannst, als das du keine Teile hast, bei denen du zum jetzigen Zeitpunkt nur "und hier passiert Magie" hinschreiben kannst. Angesichts deiner Vorkenntnisse (die ich mal mit Interesse gleichsetze) zB eine Django/bottle/flask-App zur Verwaltung von Einkaufslisten, oder was auch immer du dir da vorstellst. Daran kannst du arbeiten.
- arbeite mit GIT. Das wird im Job auf die ein oder anderen Art auch gefordert sein, und sich daran zu gewoehnen schadet nicht. Ggf. sogar mit einem echten GIT-Workflow. Das heisst feature-branches, die du wieder zurueckintegrierst. Das mutet ueberkandidelt an, aber erleichtert das denken in sinnvollen Inkrementen fuer die Software. Ich arbeite grundsaetlich auch in privaten Projekten so.

Wenn es geht, hilft ein Coach natuerlich (denke ich ;) ). Denn jemand, den du zu bestimmten Themen fragen kann, der/die deinen Code reviewt und so weiter - das ist natuerlich nicht billig, aber in der Summe hat mein Coachee auch nicht mehr bezahlt als ein 3-taegiger Kurs, bei dem es dann auf Kante klappen muss. Wobei ich Mike Mueller gelegentlich mal getroffen haben & grosse Stuecke auf ihn halte. Aber die Kurse klingen so, als ob du schon ein Niveau hast das darueber liegt.
jerch
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@T.T. Kreischwurst:
Du bist ja selbst Akademiker, wenn auch zunächst fachfremd in Sachen IT. Leider ist es so, dass in Deutschland für vieles bestimmte Zertifikate verlangt werden bzw. bei Gehaltsverhandlungen eine große Rolle spielen. Das ist ja auch nicht ganz unbegründet - jmd. der 5 Jahre seines Lebens sich inhaltlich einem eng umschriebenen Feld gewidmet hat, kommt mit einem breiteren "Grundstock" an Domänenwissen und kann nach guter universitärer Lehre sich eigenständig auf hohem Niveau in diesem Feld weiter vertiefen. Ich bin mir sicher, dass Du das auch "fachfremd" kannst, der Aufwand ist halt höher.
Was den Arbeitsmarkt in der IT angeht, schränkt das zunächst Deine Möglichkeiten ein - idR werden für besser bezahlte Jobs ein Informatik- oder gleichwertiger Abschluss gesucht. Gleichwertig heisst hier oft Mathe-, Physik- oder, je nach Arbeitsfeld, auch ein Ingenieursabschluss. Das ist halt alles sehr technisch geprägt, die Schnittstellen zu den Geisteswissenschaften sind in der (IT-) Industrie noch deutlich unterrepräsentiert. Evtl. ist das aber genau die Nische, die Dich zum Spezialisten macht.
Falls Du es wirklich technischer angehen willst, werden Dir Weiterbildungskurse auf Volkshochschulniveau wahrscheinlich nicht viel bringen. Dann solltest Du vllt. eher über eine Einschreibung in Informatik nachdenken und die 3 Jahre "durchboxen". Falls Du auch mit kleineren Brötchen/Stellenangeboten zufrieden bist, würde ich Dir eher raten, in Richtung kleinere Startupfirmen zu schielen, da Du hier mit fetzigen Arbeitsproben super punkten kannst.
T.T. Kreischwurst
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Interessante Beiträge, danke euch. DIe Meinungen gehen ja alle in eine Richtung: nutze a) deine Stärken und b) keine Kurse, sondern programmiere und erstelle brauchbare Arbeitsproben. Derzeit sehe ich das so, dass ich gegenüber den Unternehmen (einige komplexere Arbeitsproben vorausgesetzt) diese als "Ausweis" bentzen und dann parallel mit den schon genannten Stärken argumentieren würde. Die Spezialisierung ginge dann Richtung Python plus, z.B., MySQL Anbindung oder sowas.

Ein Coaching, in welcher Form auch immer, fände ich extrem hilfriech. Bislang bin ich 100% Einzelkämpfer, mit der Folge, dass ich die Qualität meines Codes nicht bewerten kann. Nur rein gefühlsmäßig ("das sieht jetzt i-wie umständlich/unpraktisch/häßlich aus - umbauen!"). Außerdem habe ich keine Ahnung von echten Projekten, die ja im Team nach ganz anderen Prinzipien aufgebaut werden. Hab schonmal geschaut, ob es irgendwo ein "Noob-Team" gibt, das an einem Projekt zum Lernen arbeitet. Hab aber keins gefunden.
__deets__
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Ich habe hier ja gerade diesen Sommer wieder den Versuch gesehen, sich an so etwas abzuarbeiten - und er ist (in meinen Augen) gescheitert. Und ich finde das auch nicht besonders verwunderlich.

Ein Projekt ist etwas, das erstmal einer sehr persoenlichen Motivation entspringt. Natuerlich kanne in existierendes Projekt auch Anhaenger anziehen, die dann mitarbeiten. Aber dazu muss es in meinen Augen schon mal existieren, und auch mindestens einen sehr starken Treiber geben. Irgendwie irgendwas mit Python und Pygame machen, weil man gerne was lernen wuerde, reicht da nicht.

Insofern sehe ich das skeptisch zu probieren hier ein Team von Noobs aufzubauen. Und eigentlich auch nicht so sinnvoll, zumindest nicht unter dem Aspekt des coachings. Denn lauter Blinde die einem die falsche Richtung aufzeigen - ditt hilft ja keenem. Was nicht heissen soll, dass Teams von unerfahrenen Leuten nix auf die Beine bekommen, siehe Arbeitsgruppen in der Uni. Doch eine zielgerichtete Verbesserung tritt dadurch nicht ein, eher ein gemeinsames durchwurschteln, und das wird dann im Idealfall von einem Tutor (=coach) begleitet. Oft auch eher nicht so...

Wenn du Code hast, findest du ja hier von diversen Mitgliedern teilweise schon unfassbar detailliertes Feedback, ueber das du unter dem Aspekt des lernens auch intensiv nachdenken und es nachvollziehen solltest, statt es unter "mein Programm tut was es soll, der Rest ist schnuppe" abzutun (was ich bei dir auch nicht sehe, aber das ist eine Standardreaktion hier).

Und noch ein anekdotischer Datenpunkt aus meinem Leben: als jemand, der schon seit ~6 Jahren fuer die Neueinstellung von Python und C++-Programmierern mitverantwortlich ist, kann ich dir sagen: uns ist eine *formale* Qualifikation komplett egal. Ich habe schon Doktoren der Informatik gesehen, denen ich nicht zutrauen wuerde, meinen Toaster zu programmieren, und umgekehrt komplette Selbstlerner, die ich vertrauensvoll an die groessten, komplexesten Aufgaben setzen wuerde. Viele Firmen machen sich diese Muehe nicht, und schalten eine HR-Abteilung mit formalen Kriterien vor, die dann aussiebt. Wir machen das stattdessen durch einen Programmiertest, den du abgibst. Der ist auch nicht zeitgebunden (halte ich fuer voellig bescheuert), und wird von einem von "uns" Ingenieuren bewertet. Und das alleine entscheidet ueber das weitere Vorgehen in Form eines Skype-Interviews oder nicht. Und mein Eindruck ist, dass der Industrietrend da auch hingeht, ggf. mit Abweichungen, aber eben eher "Butter bei die Fische" statt Plakettensammeln. Das spielt dir - wenn du denn erfolgreich/gut bist im Programmieren - in die Haende.
BlackJack

@__deets__: Danke das Du mich daran erinnert hast, dass ich zu #pydesw: Softwareprojekt Jump 'n' Run noch mal ein paar Nachgedanken schreiben wollte. :-)

Ich hätte da den Treiber versucht, wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass wirklich jeder in eine andere Richtung laufen wollte. Das Ziel war/ist einfach viel zu schwammig. Grundsätzlich sehe ich das nicht ganz so pessimistisch. Wenn das Ziel klarer wäre, also zum Beispiel ein Brett/Karten/Würfelspiel mit bereits fertigem Regelwerk, denke ich das ist durchaus etwas, das man gemeinsam als Projekt entwickeln kann. Wenn es weniger klar umrissen ist, dann denke ich einfach das die lose Struktur nicht funktioniert. Dafür müsste man sich regelmässig treffen. IMHO auch tatsächlich physisch. Aber vielleicht bin ich da auch zu altmodisch. :-)
sebastian0202
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:oops:
__deets__
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Meh, ich bin da skeptisch, aber alte Maenner schuetteln ihre Faeuste ja gerne gen Wolken. In meinen Augen muss es ein echtes Projekt sein. Der Mensch ist halt von Natur aus faul. Sonst haette er auch keine Computer erfunden, die ihm das stumpfe rechnen abnehmen :lol:
T.T. Kreischwurst
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Ahoi, will den Aspekt "Codereview/(echtes) Projekt" mal kurz aufgreifen.
Ich habe jetzt als Beispiel eine Weile an einem kleinen Programm für meine Frau geschrieben, das der möglichst zügigen Dokumentation bestimmter Arbeitszeiten und Tätigkeiten für den Arbeitgeber dient. Es lassen sich Aufgaben definieren und diese per D&D in ein Viertelstunden-Zeitraster ziehen. Rechtsklick entfernt sie wieder; wenn man zufrieden ist, kann man das ganze speichern (in einer SQLite DB). Es ist auch möglich, alte Daten zu laden und zu bearbeiten. Zur Dokumentatin gibt es die Möglichkeit, einfache Diagramme ausgeben zu lassen, was man denn so in einem definierten Zeitraum gemacht hat (mittels Matplotlib, sehr lowlevel). Auch einen pdf-Export gibt es, aber den schreibe ich gerade neu, weil der alte Grütze war.
Das ist nun eine Fassung, die ich einmal komplett überarbeitet und neu geschrieben habe und daher so mein "state of the art". Das sind ca. 800 Zeilen Code, allerdings großzügig formatiert zur besseren Lesbarkeit.

Ich hab keine Ahnung, wie gut oder schlecht das ganze programmiert ist - was ich aber wissen müsste, um mich gezielt weiterzuentwickeln. Jedenfalls ist mir nicht egal, wie mein Code aussieht, solage er funktioniert - wer so lernt, arbeitet auch so und das ist schlichtweg Schlamperei. Ich kann zwar behaupten, dass ich nirgendwo sagen müsste (Zitat)"und hier passiert Magie", soweit durchdringe ich meinen Code schon. WIe genau die Module, die ich nutze, bestimmte Dinge umsetzen, weiß ich natürlich nicht - ich nutze sie einfach.
Insgsamt ist das Beispiel aber für ein Code review wohl etwas zu lang, fürchte ich...
Die andere Frage, die ich mir stelle ist: welche Projekt wäre sinnvoll, um daran zu wachsen. Das Netz ist voll davon, aber meist ist der Schwierigkeitsgrad nur schwer auf einen selbst zu beziehen: pack ich das oder ist das mometan viiiiel zu hoch? Usw.
BlackJack

800 Zeilen ist vielleicht zu lang für einen Forenbeitrag, aber das muss nicht zu lang für einen Codereview sein. Wenn nichts dagegen spricht das öffentlich zu zeigen, könntest Du es beispielsweise bei Bitbucket oder Github in einem Mercurial- oder Git-Repository hochladen und einen Link darauf hier veröffentlichen. Das Umgang mit GIT wichtig ist, hat __deets__ ja bereits erwähnt. Also falls Du damit noch keine Erfahrung hast, kannst Du die dabei dann auch gleich sammeln. :-)
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MagBen
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Wenn Du all diese Funktionalität in 800 Zeilen Code bekommen hast, dann hast Du damit schon eine erste Arbeitsprobe. Wenn's funktioniert, dann würde ich nicht mehr Zeit reinstecken, sondern dafür sorgen, dass es auf einem Notebook ohne Netzanbindung läuft und die nächste Arbeitsprobe beginnen.

In einem Vorstellungsgespräch könnte diese Arbeitsprobe 5-10 Minuten füllen, Demo der GUI, ein bisschen Architektur-bla-bla und dann nochmal ganz kurz: so sieht der Code aus. Da wird der Code dann nicht im Detail diskutiert.

Zeige in einem Vorstellungsgespräch lieber viele Arbeitsproben, anstatt zu demonstrieren, dass Du so detailverliebt bist, dass Du beliebig viel Zeit in die erstbeste Aufgabe versenken kannst.
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@MagBen: die Anzahl der Zeilen sagt überhaupt nichts über die Qualität. Natürlich soll man nicht beliebig viel Zeit in Details versenken, aber wenn man gar keinen Anhaltspunkt hat, ob das Problem einigermaßen elegant gelöst ist, ist eine Zweitmeinung unerläßlich. Es mag ja Leute geben, die nur für sich vor sich hinwerkeln, immer die selben Unschönheiten reproduzieren und auch sonst beratungsresisten sind. Die mögen zwar schnell schöne Fasaden bauen, aber sobald sie im Team arbeiten müssen, sind sie ein Klotz am Bein. Regelmäßiges Feedback-Holen ist eine Grundvoraussetzung um sich weiterentwickeln zu können.
DasIch
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MagBen hat geschrieben:Wenn Du all diese Funktionalität in 800 Zeilen Code bekommen hast, dann hast Du damit schon eine erste Arbeitsprobe.
Bill Gates hat geschrieben:“Measuring programming progress by lines of code is like measuring aircraft building progress by weight.”
In einem Vorstellungsgespräch könnte diese Arbeitsprobe 5-10 Minuten füllen, Demo der GUI, ein bisschen Architektur-bla-bla und dann nochmal ganz kurz: so sieht der Code aus. Da wird der Code dann nicht im Detail diskutiert.
In einem Vorstellungsgespräch könnte denen eine Arbeitsprobe auch egal sein und dir wird eine Aufgabe gestellt die du am Whiteboard lösen musst oder dir wird schon vor dem Vorstellungsgespräch eine Aufgabe gegeben die du in einem Hangout oder bei Codility oder so erledigen musst. Man kann sich durchaus mit Code 30-60min beschäftigen und damit würde ich im Zweifel auch rechnen. Je nach Unternehmen macht es hier Sinn sich auch nochmal mit grundlegenden Algorithmen, Datenstrukturen und Komplexität zu beschäftigen.
Zeige in einem Vorstellungsgespräch lieber viele Arbeitsproben, anstatt zu demonstrieren, dass Du so detailverliebt bist, dass Du beliebig viel Zeit in die erstbeste Aufgabe versenken kannst.
Bei 5-10min pro Arbeitsprobe bleibt dir bei "vielen Arbeitsproben" aber nicht viel Zeit um noch über andere Dinge zu reden. Das trifft den Sinn eines Vorstellungsgesprächs nicht so ganz.
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