Informatik? - Fachinformatik? - Vergiss es!

Alles, was nicht direkt mit Python-Problemen zu tun hat. Dies ist auch der perfekte Platz für Jobangebote.
mutetella
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Hallo,

ich schlittere gerade mit Vollgas in meine midlife crisis, was unter anderem auch mit dieser (idiotischen?) Einbildung einhergeht, sich nochmal neu orientieren zu wollen... :shock:

Ausgangspunkt ist der: Ich habe mittlere Reife, bin gelernter Kaufmann, habe dann nach vielen Jahren in meinem Beruf mit meiner Frau die Rollen getauscht und war die letzten Jahre Hausmann. Nachdem die Kinder nun so langsam flügge werden, ist abzusehen, dass es mir bald langweilig werden wird :wink: .

In meinem Kopf schwirren gerade folgende Szenarien:
  • Ich studiere Informatik auf einer FH oder einer Fernhochschule. Für Fälle wie meinen (ohne Abitur und ohne abgeschlossene Berufsausbildung in einem verwandten Beruf) bieten manche Fachhochschulen an, nach 2 Semestern eine Hochschulzugangsprüfung abzulegen, die mich dann zum weiteren Studium berechtigt.
  • Ich suche mir einen Betrieb, der mich zum Fachinformatiker ausbildet.
  • Ich vergesse das ganze, wurschtel weiterhin hobbymäßig an meinem Kalender herum und fahre einmal im Jahr auf eine PyCon um mich 'ne Woche lang wie ein Hacker zu fühlen! :wink:
Nachdem hier im Forum ja doch einige sind, die im Informatikbereich arbeiten, würde mich interessieren
  • ob ich da zu blauäugig bin, mit keinerlei Vorkenntnissen so etwas starten zu wollen
  • ob ich am Ende einer solchen Ausbildung (ich werde dann Ende 40 sein) überhaupt auch nur eine geringe Aussicht auf eine Anstellung habe
  • ob es vielleicht noch ganz andere Möglichkeiten gibt, aus meiner Begeisterung für das Programmieren etwas sinnvolles entstehen zu lassen
mutetella
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@mutetella: Keinerlei Vorkenntnisse kann man bei Dir ja nun nicht mehr sagen. Ich denke Du kennst inzwischen mehr als einige Studienanfänger die frisch von der Schule kommen. Obwohl mich das damals bei meinem Anfang gewundert hat, gibt es tatsächlich gar nicht mal so wenige die vor dem Studium noch nie ein Programm geschrieben hatten. Konnte ich mir gar nicht vorstellen. :-) Noch verwunderter war ich dann, dass viele von denen beim Einstieg mit Haskell weniger Probleme hatten als ich, weil die den ganzen imperativen Ballast und das Wissen wie so eine Kiste auf Maschinenspracheebene tickt nicht mitschleppten. Hat ein paar Wochen gedauert bis ich das alles zumindest temporär ausgeblendet hatte und mich wirklich auf einen Neuanfang eingelassen hatte.

Mich hatte der hohe Mathematikanteil bei einem Informatikstudium etwas überrascht. Der wird beim Fachinformatiker wahrscheinlich anders ausehen als beim Diplominformatiker. Den es in der Form ja sowieso nicht mehr gibt → Bachelor/Master.

Anstellung ist so eine Sache. Als was? Kann mich da an eine Heise-Umfrage unter Informatikern erinnern, wo diese Altersgruppe bei den Programmierern zum Beispiel recht klein war. Interpretation war wohl das die Leute bis dahin entweder ausgebrannt waren und jetzt etwas anderes machen oder von den Programmierjobs wegbefördert sind. Böse Verallgemeinerung: Programmierer sind häufig junge Menschen mit viel Energie, die wenig Schlaf benötigen, und sich gerne verheizen lassen. ;-) Und so weit ich das sehe gibt es genügend davon. Wenn man sich von der Masse nicht irgendwie abhebt, ist das recht deprimierend.
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snafu
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@mutetella: Du könntest ja primär aus Interesse studieren und - falls finanziell nötig - nebenher nen 20-Stunden-Nebenjob machen. Wenn es dann nach dem Bachelor noch beruflich was wird, wär's super. Aber ich würde mich nicht darauf verlassen. Bei deiner Vorgeschichte würde sich vielleicht Wirtschaftsinformatik anbieten. Nach meiner persönlichen Erfahrung ist eine FH hierfür nicht die schlechteste Wahl, da dort IMHO mehr Wert auf Wissen gelegt wird, welches für einen "Standard-Job" als praktischer Informatiker (oder eben Wirtschaftsinformatiker) völlig ausreichend ist.
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/me
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Ich ziehe derzeit mit über 40 noch neben einem Fulltime-Job ein berufsbegleitendes Studium als Wirtschaftsinformatiker an einer FH (FOM) durch.

Im Kontext IT kommt da nicht mehr viel Neues für mich, aber der BWL-Anteil ist durchaus interessant und praxisrelevant.
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MagBen
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Ich verdiene seit 1998 mein Geld mit Software-Entwicklung und habe dabei nur selten mit Diplom-Informatikern gearbeitet. Im Maschinenbau sind es 2/3 E-Techniker und 1/3 Physiker die dort Software machen. Quereinsteiger werden dort gar nicht und Informatiker selten genommen. Im kaufmännischen Software-Beratungs Bereich dagegen da gibt es sehr viele Quereinsteiger (Studienabrecher, Geisteswissenschaftler, Kaufmanns-Ausbildung, ...). In diesem Bereich zählt nicht so sehr Dein Abschluss, sondern was Du drauf hast. Das Wesentliche ist dabei gar nicht mal die Programmiersprache, sondern das ganze Drumherum: Domainenwissen, Datenbank-Kenntnisse, Server-Technologie, Zeit-Management, Kunden-Orientiertheit, ...

Zu vielen IT-Produkten gibt es Zertifizierungen. Ich habe mal bei einem Microsoft-Gold-Partner gearbeitet, um den Status zu behalten musste eine gewisse Anzahl von zertifizierten Mitarbeitern nachgewiesen werden und diese Zertifikate regelmäßig erneuert werden. Das waren Multiple-Choice Tests. Ich hatte mal ein Datenbankproblem und habe mich dann an einen SQL-Server zertifizierten Kollegen mit einer Frage gewandt, der meinte dann, ich müsste ihm jetzt noch vier Möglichkeiten a,b,c oder d geben und dann könnte er mir das Richtige ankreuzen. Diese Zertifizierungen bringen bei der täglichen Arbeit nicht viel, aber sie machen sich sehr gut in den Bewerbungsunterlagen und sind viel einfacher zu erlangen als ein Studienabschluss.

Rechne in Deinem Alter nicht mit einer Festanstellung, Du wirst höchstens als Leiharbeiter eingestellt. Als Freiberufler lebt es sich aber auch sehr gut, ich bereue die Selbstständigkeit nicht. Der formale Kram ist viel einfacher als ich mir das vorher vorgestellt habe.
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/MagBen hat geschrieben:Rechne in Deinem Alter nicht mit einer Festanstellung, Du wirst höchstens als Leiharbeiter eingestellt. Als Freiberufler lebt es sich aber auch sehr gut, ich bereue die Selbstständigkeit nicht.
Da möchte ich mich anschließen: mach einfach Dein Ding!
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MagBen hat geschrieben: Rechne in Deinem Alter nicht mit einer Festanstellung, Du wirst höchstens als Leiharbeiter eingestellt. Als Freiberufler lebt es sich aber auch sehr gut, ich bereue die Selbstständigkeit nicht. Der formale Kram ist viel einfacher als ich mir das vorher vorgestellt habe.
und das ist ja leider das Traurige. Ende 40, sagen wir mal 47 und eigentlich solltest dann noch bis 67 arbeiten..... das sind rechnerisch immerhin noch 20 Jahre!!!!
nezzcarth
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mutetella hat geschrieben: Ich studiere Informatik auf einer FH oder einer Fernhochschule. Für Fälle wie meinen (ohne Abitur und ohne abgeschlossene Berufsausbildung in einem verwandten Beruf) bieten manche Fachhochschulen an, nach 2 Semestern eine Hochschulzugangsprüfung abzulegen, die mich dann zum weiteren Studium berechtigt.
Falls du lieber an eine Uni als an eine FH gehen würdest, würde ich das nur wegen des fehlenden Abiturs nicht gleich bei Seite legen. Diesen ganzen Zulassungskram schreiben die zwar immer alle auf ihre Webseiten, aber ich würde mich davon nicht abschrecken lassen. Was genau als "verwandter" Beruf gilt, entscheidet ja z.B. die jeweilige Uni und üblicherweise trifft man da Leute, denen man sein Anliegen und seine Motivation darlegen kann ;) Weiterhin haben verschiedene Unis da auch teilwese spezielle Programme (beispielsweise für Renter ohne Abitur), so dass es sich meiner Meinung nach in jedem Fall anbietet, sich einfach mal persönlich zu erkundigen, welche Möglichkeiten für dich an der spezifischen Universität bestünden.

Falls dich vor allem die inhaltlichen Dinge interessieren, gibt übrigens auch immer die Möglichkeit, sich als Gasthörer einzuschreiben. Du darfst dann üblicherweise keine Prüfungsleistungen erbringen, und bestimmte zulassungsbeschränkte Kurse nicht besuchen, aber zur Vertiefung von Wissen ist das vielleicht eine nette Option.
mutetella
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Vielen Dank für Eure Beiträge!
MagBen hat geschrieben:Als Freiberufler lebt es sich aber auch sehr gut, ich bereue die Selbstständigkeit nicht.
Den Gedanken finde ich sehr reizvoll. Wie kann ich mir das denn vorstellen? Ich meine, wo bzw. wie findet man potentielle Kunden? Als ich selbständiger Kaufmann war, musste ich halt schauen, dass die Leute in den Laden kommen. Durch Werbung, interessante Produkte, gute Beratung etc. Wie das als Freelancer funktioniert, kann ich mir nicht so richtig vorstellen.

mutetella
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MagBen
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mutetella hat geschrieben:Ich meine, wo bzw. wie findet man potentielle Kunden?
Wenn Du erstmal drin bist, dann am besten indem Du durch persönliche Kontakte von Kunde zu Kunde weitergereicht wirst.

Um aber überhaupt erstmal reinzukommen würde ich die folgenden beiden Ansätze empfehlen:
  • Ganz normale Stellenanzeigen (z.B. Jobpilot), dort steht nämlich oft Festanstellung oder Freiberuflich.
  • Projekt Portale wie z.B. Gulp
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snafu
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nezzcarth hat geschrieben:Weiterhin haben verschiedene Unis da auch teilwese spezielle Programme (beispielsweise für Renter ohne Abitur), (...)
Steilvorlage. :mrgreen:
mutetella
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nezzcarth hat geschrieben:Weiterhin haben verschiedene Unis da auch teilwese spezielle Programme (beispielsweise für Renter ohne Abitur), (...)
snafu hat geschrieben:
Steilvorlage. :mrgreen:
Wenn ich mich davon jetzt angesprochen fühle, welchen Schluss muss ich daraus ziehen? :shock:

@all
Wie schätzt ihr das ein: Hat ein Selbständiger, der mit "Fachinformatiker" unterschreibt bessere Chancen auf Aufträge oder spielt das im IT-Bereich weniger eine Rolle? Weil wir hier in Deutschland in manchen Bereichen doch total auf Titel abfahren :wink:

mutetella
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Ich sage mal von meiner Sicht aus, bei mir in der Firma sind es zwei Programmierer und suchen einen dritten zum SPS Maschinensteuerungen programmieren. Der Titel ist egal, er sollte logisch denken können und bereit sein auch die Maschinen beim Kunden vor Ort zu optimieren.

Je größer die Firmen sind, da gibt es mehrere Abteilungen, die Softwarekonstruktion die sie schreiben, und dann eine Inbetriebnahme bzw. Testabteilung und eine Dokumentation. Und je nach Ausbildung wird dann entsprechend ausgewählt.

Wenn du Freelancer werden möchtest, kannst du für den Anfang z.B. beim Elektriker um die Ecke fragen, ob er was weiss ob jemand eine Hausautomation haben möchte. Oder gibt es eine Linux User Group bei dir im Ort, da sind bestimmt Studenten oder Lehrer die Firmen kennen und wissen ob da Bedarf ist, weil die Firmen wegen Abschlussarbeiten anfragen. Vielleicht gibt es da Projekte die schnell erledigt sein müssen und für eine Abschlussarbeit nicht in fragen kommen das wäre dann ein Projekt für dich.
Leonidas
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mutetella hat geschrieben:In meinem Kopf schwirren gerade folgende Szenarien:
  • Ich studiere Informatik auf einer FH oder einer Fernhochschule. Für Fälle wie meinen (ohne Abitur und ohne abgeschlossene Berufsausbildung in einem verwandten Beruf) bieten manche Fachhochschulen an, nach 2 Semestern eine Hochschulzugangsprüfung abzulegen, die mich dann zum weiteren Studium berechtigt.
  • Ich suche mir einen Betrieb, der mich zum Fachinformatiker ausbildet.
  • Ich vergesse das ganze, wurschtel weiterhin hobbymäßig an meinem Kalender herum und fahre einmal im Jahr auf eine PyCon um mich 'ne Woche lang wie ein Hacker zu fühlen! :wink:
Die Frage ist ja, was willst du damit erreichen? Eine Anstellung? Einen Wissensgewinn? Einen tollen Titel am Namen? Das müsste man erstmal klären, was da deine Motivation ist.
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mutetella
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@Leonidas
Wissen und Geld :) Wobei ich der Zweitverdiener sein werde, will heißen, dass ich das ein wenig relaxed angehen kann... :)

mutetella
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McBarby
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@mutellea
Nun, das Alter ist nicht zwingend ein Ausschlussgrund. Ich bin sehr aktiv in einem Forum einer anderen Skriptsprache und habe dort auch schon an die tausend Funktionen veröffentlicht. Vieles davon Plugins für verschiedene Editoren, ein großes Hobby von mir. Resultierend aus dieser Präsenz habe ich (>50 J.) auch schon 2 Anstellungsangebote erhalten und einige kleine Jobs. Sicher ist sowas nicht die Regel, aber es zeigt, dass nicht immer die Frage des Alters im Vordergrund steht.
Aus meiner Erfahrung ist für den Auftraggeber nicht zwingend ein Berufsprogrammierer erste Wahl. Jemand der aus der Anwenderseite in die Programmierung einsteigt, hat eine viel realistischere und vor allem anwenderorientiertere Sicht auf die Dinge. Natürlich ist die programmtechnische Umsetzung das Filetstück einer Aufgabe. Doch ohne eine tiefgehende Analyse der Rahmenbedingungen und Strukturen kann das Programm nicht erfolgreich werden. Bei kleinen Projekten besteht hier der Vorteil, dass man Analyse und Programmierung in einer Person hat. Bei großen Projekten muß man sich auf die Vorarbeit anderer verlassen (können).

Fazit: Da alle Nutzer von Massensoftware verständlicherweise Anpassungswünsche haben, ist dieses z.B. ein Marktsegment wo man viele kleine Aufgaben abgreifen kann.
Wenn dann wie bei dir, nicht zwingend der sofortige große Geschäftserfolg eintreten muß, ist das Wagnis einer Selbständigkeit vertretbar.
Ich wünsche dir viel Erfolg dabei.
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hemmerling
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mutetella hat geschrieben: Ausgangspunkt ist der: Ich habe mittlere Reife, bin gelernter Kaufmann, habe dann nach vielen Jahren in meinem Beruf mit meiner Frau die Rollen getauscht und war die letzten Jahre Hausmann.
Die "Todesfalle" Kindererziehung, solche Leute, also üblicherweise Frauen, "sucht" die Wirtschaft nicht. D.h. Bewerbungen auf Basis Deiner bisherigen Qualifikation werden erfolglos bleiben.

Einzig Leiharbeitsfirmen, bisher gerne mit Gehältern UNTER 8.50 EUR/h - und bei Hartz4 Empfängern von der Bundesregierung und dem Gesetzgeber sogar aufgefordert das weiterhin zu tun-, werden Dir anbieten oder im Falle von Hartz4 mit Zwang auch mit Drohung der negativen Rückmeldung an die Arbeitsagentur versuchen, Dich zum Umzug "zum Kunden" und Arbeit als "ungelernte Bürokraft" zu bewegen... also Trennung von der Famlie bzw. gerne auch in "Regionen mit zusammengebrochenem Mietwohnungsmarkt", also wo Du vom Gehalt noch nicht mal die Miete bezahlen kannst.

Übrigens im (Lebensmittel-)Handel gelten Bürokaufmann bzw Kaufleute als "Gelernte", wenn Du also im Supermarkt an der Kasse anfängst, dann sogar als "gelernte Fachkraft" mit der etwas besseren Bezahlung. Was besseres als Supermarkt-Kassierer gibts da aber nicht
mutetella hat geschrieben: In meinem Kopf schwirren gerade folgende Szenarien:
  • Ich studiere Informatik auf einer FH oder einer Fernhochschule. Für Fälle wie meinen (ohne Abitur und ohne abgeschlossene Berufsausbildung in einem verwandten Beruf) bieten manche Fachhochschulen an, nach 2 Semestern eine Hochschulzugangsprüfung abzulegen, die mich dann zum weiteren Studium berechtigt.
  • Ich suche mir einen Betrieb, der mich zum Fachinformatiker ausbildet.
  • Ich vergesse das ganze, wurschtel weiterhin hobbymäßig an meinem Kalender herum und fahre einmal im Jahr auf eine PyCon um mich 'ne Woche lang wie ein Hacker zu fühlen! :wink:
a)
Moment "gelernter Kaufmann" IST eine abgeschlossene Berufsausbildung, Du kannst immer noch "WIrtschaftsinformatik" an der FH studieren als "verwandtes" Studium.

b)
Schlimm, diese Auffassung führte zum "Parkstudium" in den 1970er/1980er Jahren, wo unbegabte Abiturienten mit schlechen Abiturnoten.. "irgendwas" jahrelang herumstudierten bis sie dann Medizin versuchen durften zu studieren...

Bloss nicht !!!!!!!!!!!!!!!!

c)
Bachelor an Uni oder Bachelor an Fachhochschule / Hochschule mag zwar "unterschiedlich" sein,
aber auch an FHs kann man inzwischen häufig einen Master danach machen, WENN das denn unbedingt notwendig sein sollten - für Informatiker und in Deinem Alter und Deiner Situation sowieso nicht.

Also der Zwang zum Uni-Studium VOR einem FH-Studium ergibts sich nicht, für mich, der beides genossen hat. Uni-Bachelor Abschluss verbessert gegenüber FH-Bachelor Abschluss keinesfalls die Vermittelungchancen...
mutetella hat geschrieben: Nachdem hier im Forum ja doch einige sind, die im Informatikbereich arbeiten, würde mich interessieren
  • ob ich da zu blauäugig bin, mit keinerlei Vorkenntnissen so etwas starten zu wollen
  • ob ich am Ende einer solchen Ausbildung (ich werde dann Ende 40 sein) überhaupt auch nur eine geringe Aussicht auf eine Anstellung habe
  • ob es vielleicht noch ganz andere Möglichkeiten gibt, aus meiner Begeisterung für das Programmieren etwas sinnvolles entstehen zu lassen
mutetella
Bin in dem Alter in dem Du dann sein wirst

a)
Es gibt so gut wie keine Python-Jobs, Python als Schwerpunkt führt nicht zur Vermittelbarkeit auf dem Arbeitsmarkt ( als Erstsprache an amerikanischen Unis ist sie ok )

b)
Ich sprach auf einer Java-UG Veranstaltung in 2013 mal mit einem leitenden Angestellten des Hosts ( der einlud ):

1. Bei einer vor kurzem stattgefundenen Job-Recruitment Veranstaltung hätte er Bewerbungsgespräche mit 15 Bachelor-Absolventen der Informatik ( Uni, FH ) geführt. Davon hätten 10 neben dem Studium als Werkstudenten bei IT-Firmen gejobbt, 5 nicht.
2. Es sei die derzeitige Marktsituation, daß sich die Unternehmen auf die Bewerber konzentrieren können, die schon z.B. 2 Jahre Berufserfahrung als Werksstudent in IT-Unternehmen hätten. Also im vorliegenden Fall auf die 10 mit Berufserfahrung. Da Dortmund eine Stadt mit vielen IT-Unternehmen ist, sei es andererseits auch für Informatik-Studenten leicht, Jobs als Werksstudent zu erhalten. Außerdem sei es doch typisch, daß Informatik-Studenten schon vor ihrem Studium, also während der Schulzeit, schon programmieren praktisch gelernt und öffentlich praktiziert hätten, z.B. durch PHP-Programmierung einer eigenen Website. So etwas würde die Einstellung als Werksstudent schon am Studienanfang natürlich erleichtern.
3. Nach seiner privaten Erfahrung in seinem eigenen IT-Studium in den 1980ern/1990ern, selbst wenn sich heute vieles gebessert hätte, würde man das Programmieren nicht wirklich an der Hochschule lernen ( können ). Es gäbe aber durchaus brauchbare Theorie, die eher an Hochschulen gelernt würde und nicht bei der praktischen Berufstätigkeit, die er auch in Bewerbungsgesprächen abfragt ( z.B. Sortier-Algorithmen, binäre Bäume,… ).
4. Den 5 Absolventen ohne Werkstudenten-Erfahrung hat er klipp+klar eine eindeutige Absage bezüglich Beschäftigung mit einem akademischen Einstiegsgehalt macht.
5. Er empfahl diesen 5, doch ein Master-Studium zu absolvieren und – wichtig – dann diese Zeit von z.B. 2 Jahren Studiums zu nutzen, nebenbei als Werksstudent in einem IT-Unternehmen zum Werksstudententarif zu arbeiten. Nach Master und 2 Jahren Berufserfahrung als Werksstudent würden sie als Kandidaten von ihm neu bewertbar sein. Aus seiner Sicht würde er auch Studenten mit Berufserfahrung akzeptieren, wenn diese die Berufserfahrung erst bei “Studieren bis zum 30 Lebensjahr mit Master-Abschluss” erworben hätten.
6. Im Gegensatz zu Managern anderer Unternehmen hätte er allerdings die 5 Studenten nicht verwiesen, doch andere Unternehmen für die zukünftige Werksstudententätigkeit zu finden, sondern er hätte ihnen durchaus das Angebot gemacht, nach Einschreibung als Master-Student sich bei ihm als Werksstudent zu bewerben.
7. Von den 10 Absolventen mit Berufserfahrung als Werksstudent wären dann 5 in die engere Auswahl gekommen, einen Job mit akademischem Einstiegsgehalt zu erhalten.
8. Aus seiner Sicht gibt es bei Uni+FH Dortmund keinen Mangel an Master-Studienplätzen im Bereich Informatik, d.h. fast jeder der Bachelor-Absolventen könnte, wenn er/sie denn wollen würde, weiterstudieren. Ein Bachelor-Absolvent könnte natürlich auch 2 Jahre als Praktikante ohne Studentenstatus in der IT-Wirtschaft herumjobben um die nach seiner Meinung unabdingbare Berufserfahrung zu sammeln, aber wie gesagt er sieht derzeit keinen Grund warum ein ( erstklassiger ) Absolvent nicht einen Master-Studienplatz finden sollte…
9. Wenn ein Student also bis zu 2 Jahre bei einem oder auch mehreren Unternehmen als Werksstudent gearbeitet hat und sich nach Hochschulstudiumsabschluß bei einem weiteren Unternehmen bewirbt, also offensichtlich nicht vom bisher beschäftigenden Unternehmen übernommen wurde, braucht der Bewerber “eine gute Erklärung, wie bei jedem Jobwechsel”, z.B. daß er “anders” arbeiten möchte als wie es beim bisherigen Unternehmen der Fall war.
10ö Aus seiner Erfahrung würde es nur selten passieren und daher echtes Pech, wenn ein Student während seiner Werksstudententätigkeit “niedere” IT-Tätigkeiten ( einfachste PHP-Programmierung,..) durchführt, die bei dem Unternehmen selber und dann auch anderen Unternehmen später nicht als Berufserfahrung für einen akademisch bezahlten “höheren” IT-Job ( Java / .NET Entwickler ) angesehen würden.
11l Wer sich in seiner Ausbildung zum Fachinformatiker und damit natürlich auch bei studienbegleitenden Tätigkeiten als Werksstudent zu weit und einseitig spezialisieren würde ( z.B. Fachinformatiker-Ausbildung mit Schwerpunkt “Perl” ), und daraufhin keinen Job finden würde, sei “selber schuld”. Aber natürlich würde es auch Bewerber mit Spezialkenntnissen geben, die genau wegen dieser Spezialkenntnisse leicht einen gutbezahlten Job bekämen.

Also WARNUNG WARNUNG WARNUNG vor dem was Du so denkst + tun willst...

Viele Grüße
Rolf
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MagBen
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hemmerling hat geschrieben:Die "Todesfalle" Kindererziehung,
Ein bisschen dramatisch die Wortwahl.
hemmerling hat geschrieben:Einzig Leiharbeitsfirmen, bisher gerne mit Gehältern UNTER 8.50 EUR/h
Hallo, es geht hier um IT-Berufe. Da ein großteil der Leute die in der IT arbeiten nicht wirklich programmieren kann, liegen die Stundensätze für die Wenigen die es können in einer anderen Größenordnung.
hemmerling hat geschrieben:Es gibt so gut wie keine Python-Jobs, Python als Schwerpunkt führt nicht zur Vermittelbarkeit auf dem Arbeitsmarkt
Es gibt in den Firmen viel für Leute mit Python Kenntnissen zu tun. Es stimmt aber tatsächlich, dass in den Stellenanzeigen nicht direkt nach Python gesucht wird. In den Stellenanzeigen geht es nämlich nicht lediglich um Personalsuche, sondern jede Stellenanzeige ist auch gleichzeitig eine Firmenpräsentation. Wenn nun Python kein "strategisches Tool" dieser Firma ist, dann wird es in der Stellenanzeige eben nicht erwähnt. Ähnlich ist es mit Visual Basic, wenn eine Firma einen Visual Basic Entwickler sucht, dann schreiben sie oftmals Windows Anwendungsentwicklung oder Dot-Net. Bei Projektangeboten wird auch nicht nach Python-Entwicklern gesucht, da steht dann Django oder ähnliches.
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hemmerling
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MagBen hat geschrieben: Hallo, es geht hier um IT-Berufe. Da ein großteil der Leute die in der IT arbeiten nicht wirklich programmieren kann, liegen die Stundensätze für die Wenigen die es können in einer anderen Größenordnung.
Unser Kollege gehört aber - so wie ich trotz Dipl.-Ing.(FH) Informationstechnik, in die erstere Kategorie,

weil "jahrelange Berufsrefahrung als Softwareentwickler - entweder in EINER Programmiersprache oder EINER Branche/Anwendung", hat selbst nach IT-Ausbildung oder IT-Studium niemand,

ABER man hat das Recht drauf zu pochen, dass man ihn /sie gefälligst zu branchenüblichen Tarifen bezahlt, "entsprechend Qualifikation, nicht entsprechend Qualifikation UND Berufserfahrung", auch wenn man Einsteiger ist, und sich nicht - wie bei dem Fall der o.g. Java-Firma, erstmal selbst Akademiker zwei Jahre mit einem Ungelernten-Gehalt ( "Werksstudent mit Diplom/Bachelor" ) abspeisen lassen sollte.

Und das Recht wird inzwischen regelmäßig verweigert, vor 10 bis 20 Jahren noch nicht...

Die 8.50 EUR/h oder weniger bezogen sich darauf, wenn der Kollege im ERLERNTEN BERUF wieder einsteigen will, also sich nicht NEU AUSBILDEN lassen will in der IT-Branche.
MagBen hat geschrieben: Es gibt in den Firmen viel für Leute mit Python Kenntnissen zu tun. Es stimmt aber tatsächlich, dass in den Stellenanzeigen nicht direkt nach Python gesucht wird. In den Stellenanzeigen geht es nämlich nicht lediglich um Personalsuche, sondern jede Stellenanzeige ist auch gleichzeitig eine Firmenpräsentation. Wenn nun Python kein "strategisches Tool" dieser Firma ist, dann wird es in der Stellenanzeige eben nicht erwähnt. Ähnlich ist es mit Visual Basic, wenn eine Firma einen Visual Basic Entwickler sucht, dann schreiben sie oftmals Windows Anwendungsentwicklung oder Dot-Net. Bei Projektangeboten wird auch nicht nach Python-Entwicklern gesucht, da steht dann Django oder ähnliches.
a) Wenn in der Stellenausschreibung nicht Python steht, wird's auch nicht gesucht
b) Europython 2014, und auch nächstes Jahr in 2015 wieder in Berlin, da konnte man überraschend auf Firmenmitarbeiter treffen, die "in Python" arbeiten, aber.... die typischen auf der Konferenz ausgeschriebenen Jobs, waren für Pythonisten IN TSCHECHIEN, zu dortigen Gehältern, also konnten das alle aus "westlichen" Hochlohn-Ländern stammenden Pythonisten schon mal vergessen, und wer will schon umziehen in IRGEND ein Land dessen Sprache man nicht versteht, und dann dort auch noch zu Dumping-Preisen arbeiten ( Apple sucht "dringend" muttersprachlich Deutsche, die in Irland für 22.000 EUR/a im ersten Jahr und später dauerhaft 28.000 EUR/a als Call-Center Agents arbeiten - das nenne ich Migration in die Armut, zumindest für jeden Akademiker worauf das Apple-Jobprofil ja abzielt, und mit typischen Schulenglisch-Kenntnissen wäre man in Irland ja noch nicht mal so ausgegrenzt wie in anderen Ländern mit anderen Landessprachen als englisch die man aber auf der Schule nicht gelernt hat) ?
c) Nachdem Visual Studio 6 und VB.NET "sterbende" Sprachen, da tut ein Unternehmen schon gut daran, die Stellenanzeige zu spezifizieren, statt irrtümlich C# Entwickler anzulocken die dann doch abgelehnt werden "wegen mangelnder Berufserfahrung,und mangelnder Quailifikation sowieso" ). Kürzlich habe ich eine Delphi-Jobanzeige gelesen, tja ist eben die Frage ob das Unternehmen nur alte berufserfahrene Delphi-Haudegen sucht, oder bereit ist - was aus Bewerbersicht kritisch ist - einen Neueinsteiger zu nehmen, der vielleicht Turbo-Pascal als Erstsprache noch nach 2000 in einem Studium hatte, sich auf diese exotische Sprache einzulassen, wo die Jobs DÜNN gesäht sind, alle stellen ja ihre Anwendungen auf Java oder C# um und wollen weg von Delphi. Sprich es wird dann Probleme beim doch alle paar Jahre fälligen Jobwechsel geben, einen Delphi-Job zu finden, oder eben falls das Unternehmen auf eine andere Sprache umstellt...
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@hemmerling: Zu a) Doch, wenn in der Beschreibung Django oder Plone steht, aber nicht Python, werden dort trotzdem Python-Programmierer gesucht. ;-)
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