Nokia-Smartphones künftig mit Windows Phone 7

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snafu
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Nokia: Partnerschaft mit Microsoft

Bündnis der verletzten Riesen

Von Johannes Kuhn

Nokia braucht Hilfe: Ab sofort will der finnische Handyhersteller seine Smartphones mit Microsoft-Betriebssystem ausstatten. Es könnte die letzte Chance sein, das angeschlagene Unternehmen zu retten.

Die Meldung geisterte seit Tagen durch die Branche, nun ist es offiziell: Der finnische Handyhersteller Nokia wird seine Smartphones künftig mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows Phone 7 ausrüsten.

Für Nokia ist dies der tiefste Einschnitt in der jüngeren Unternehmensgeschichte. Der Handyhersteller hatte bislang auf sein eigenes Betriebssystem Symbian vertraut, in den vergangenen Jahren jedoch an Boden verloren: Hielten die Finnen 2009 noch einen Marktanteil von 36,4 Prozent, stammten nach Angaben des IT-Analysehauses Gartner 2010 nur noch 28,4 Prozent aller weltweit verkauften Handys von Nokia.

Schlimmer noch: Einen Großteil seines Umsatzes macht das Unternehmen mit Handys im unterklassigen Preissegment - von der Smartphone-Welle, die nach der westlichen Welt langsam auch die Schwellenländer erreicht und hohe Gewinnmargen verspricht, profitieren andere. Die Folge: Trotz steigender Umsätze sinkt der Gewinn, der Aktienkurs des Unternehmens fiel seit April 2010 von 15 auf unter elf Euro.

Die Entscheidung Nokias zur Zusammenarbeit mit Microsoft ist eng mit der Person Stephen Elops verbunden. Der 57-jährige Kanadier wurde jüngst zum ersten nicht finnischen Chef in Nokias Firmengeschichte. Sein vorheriger Arbeitgeber: Microsoft.

Allerdings dürfte die Entscheidung nicht nur den persönlichen Beziehungen Elops geschuldet sein: Mit Microsoft holt sich Nokia einen Partner an Bord, der selbst gerade einen Neuanfang im Mobilgeschäft einleitete. Vor wenigen Monaten kippte das US-Unternehmen sein Handy-Betriebssystem Windows Mobile, das am Ende nur noch wenige Nutzer überzeugte.

Microsoft wieder konkurrenzfähig

Seit Herbst ist Windows Phone 7 auf dem Markt, ein System mit strengen Hardware-Anforderungen an die Hersteller sowie einer stark vereinfachten Menüführung. Die Kritiken waren positiv - allerdings hält sich Microsoft mit Verkaufszahlen noch bedeckt.

Mit Nokia hat Microsoft nun einen Partner, der Windows Phone 7 auf einen Schlag zu einem ernsthaften Konkurrenten für das Apple-Betriebssystem iOS und vor allem Googles Android macht.

Auch mit Google hatten die Finnen Berichten zufolge über Monate verhandelt, sich jedoch gegen die derzeit am stärksten wachsende Plattform entschieden. Eine solche Partnerschaft hätte dem US-Suchkonzern eine auf diesem Gebiet bislang nicht gekannte Marktmacht verschafft, Nokia wäre nur ein Android-Anbieter von vielen gewesen.

Bei der Kooperation von Microsoft dürfte die Zusammenarbeit viel enger vonstattengehen. So wird als erster Schritt der Nokia-Navigationsdienst Ovi in die Microsoft-Suchmaschine Bing integriert.

Um Platz für neue Entwicklungen zu schaffen, teilt Nokia seine Handy-Sparte künftig in zwei Bereiche auf: Auf der einen Seite wollen die Finnen ihre Marktführerschaft im unteren Preissegment sichern, die zweite Sparte soll sich einzig der Weiterentwicklung im Smartphone-Geschäft widmen.

"Es hat mehr als eine Explosion gegeben"

Was mittelfristig mit Symbian sowie dem ambitionierten Betriebssytem-Projekt Meego passiert, das Nokia gemeinsam mit Intel entwickelte, aber bislang nicht flächendeckend einführen konnte, ist unklar. Elop hat allerdings klargemacht, dass er bereit ist, Nokia komplett umzukrempeln. Zahlreiche finnische Führungskräfte mussten bereits gehen, in einem auf dem IT-Blog Engadget veröffentlichten internen Brandbrief, dessen Echtheit nicht bestätigt ist, wählte der Kanadier alarmistische Töne bei der Beschreibung des Nokia-Zustands: "Mir ist klargeworden, dass wir auf einer brennenden Plattform stehen", schrieb er an die Mitarbeiter, "und es hat mehr als eine Explosion gegeben."

Anleger und Branchenbeobachter bleiben allerdings skeptisch, ob Elop dieses Feuer löschen kann. Nach der Ankündigung der Partnerschaft ging der Nokia-Kurs erst einmal um bis zu elf Prozent nach unten. "Es ist ein klares Eingeständnis, dass Nokias eigene Plattform-Strategie gescheitert ist", gab der Londoner Analyst Ben Wood gegenüber der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg zu Protokoll, "Microsoft ist der große Gewinner in diesem Geschäft, aber es gibt bei der Stärke von Android und dem iPhone keine Wunderwaffe."

Konkurrent Google lässt an der Nokia-Entscheidung kein gutes Haar: "Zwei Truthähne machen gemeinsam noch keinen Adler", twitterte ein hochrangiger Google-Manager. Ob sich Nokia weiterhin solchen Spott gefallen lassen muss, dürfte bereits in der zweiten Jahreshälfte erkennbar werden, wenn erste Nokia-Handys mit Windows Phone 7 erwartet werden.

Bis dahin dürfte es für die Nokia-Belegschaft unangenehm werden. Branchenbeobachter erwarten eine Kündigungswelle.
http://www.sueddeutsche.de/digital/noki ... -1.1058719

Jetzt will ich nicht unken, wie man so schön sagt und ich bin auch kein Wirtschaftsexperte, aber man fragt sich bei solchen Nachrichten natürlich schon irgendwie, was wohl aus Qt wird, wenn Nokia am Ende tatsächlich absaufen sollte bzw der Kurswechsel spricht ja IMHO auch nicht gerade dafür, dass die Qt-Sparte noch relevant für das Unternehmen sein wird. Andererseits: Einen Interessenten wird es bestimmt geben und sooo sehr werden Entwickler von "normalen" Desktop-Programmen den Einfluss eines Handyherstellers wohl auch nicht vermissen (was ja derzeit ohnehin spekulative Zukunfsmusik ist). ;)
Leonidas
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Um Qt mache ich mir keine Sorgen, ist ja unter einer freien Lizenz. Und Nokia hat denke ich durchaus etwas Puffer bevor es den Löffel abgibt.
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lunar

@snafu: Man munkelt, gerade erst gestern wären in China gleich zwei Säcke Reis auf einmal umgefallen ...

Im Ernst, die Welt hat größere Probleme. Sofern man überhaupt von einem Problem sprechen mag, denn sofern man in Microsoft nicht für des Teufels Heerscharen hält, ist eigentlich noch überhaupt nichts passiert. Qt ist freie Software, und freie Software hat schon viel gesehen und überlebt ...

Eine Bitte noch: Zitiere zukünftig bitte nicht den gesamten Artikel, sondern allenfalls ein, zwei Kernaussagen, und fasse den Artikel stattdessen kurz zusammen und verlinkte das Original lediglich. Das hält Deinen Beitrag kurz, so dass die Diskussion übersichtlicher bleibt.
flying sheep
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naja, ich hab, wie ich davon gehört hab auch zuerst „ONOEZ was wird jetzt aus der zukunft von Qt?“ gedacht.

jetzt denk ich mir, dass ja zur zeit auch ein merge von Qt und KDE angedacht wird. wenn auch nicht alles, so wären doch z.B. die kioslaves und einige ergänzungswidgets in Qt ganz wunderbar sinnvoll untergebracht.
lunar

@flying sheep: Es wurde allenfalls über eine Zusammenführung von Qt und kdelibs nachgedacht, doch diese Idee besteht im Wesentlichen nur aus einer Mail und der darauffolgenden Diskussion. Deren Ergebnis ist am besten mit „indifferent“ beschrieben, wie eigentlich immer bei den üblichen allgemeinen Diskussionen über die Richtung eines Projekts, die jedes größere Projekt früher oder später in regelmäßigen Abständen führt, ohne dass sie Früchte tragen würde, weil Ideen auf dem Papier immer schöner aussehen in der Praxis.

So ist es auch in diesem Fall, denn was auf dem Papier gut und sinnvoll ist, gestaltet sich in der Praxis aufgrund vielfältiger rechtlicher und technischer Hindernisse als schwierig. Insofern hat das mit dem Thema dieser Diskussion nichts zu tun, denn selbst wenn diese Idee umgesetzt werden sollte, so wird das noch so lange dauern, dass Nokia in der Zeit selbst zehn Mal den Eigentümer wechseln könnte ...

So viel hat das also mit dem Thema dieser Diskussion hier nicht zu tun.

Ach ja, anzumerken ist noch, dass diese Entscheidungen der Nokia-Spitze laut Entwickler auf die Entwicklung von PySide keinen Einfluss haben.
flying sheep
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die idee ist krass und hat natürlich das gesamte spektrum von „großartige, erfrischende idee“ bis „was für ein unrealistischer scheiß“ abgekriegt. mein „angedacht“ sollte eigentlich ausdrücken, in welchem maße darüber geredet wurde.

und ja, das gehört sehr zum thema. wenn nokia zu win7 wechselt, und meego unter „ferner liefen“ entwickelt wird, gibt es keinen grund mehr für ein gemeinsames Qt-application-development-framework, und das heißt, dass die entwicklung von Qt auf jeden fall weniger mittel abkriegt.

jetzt darüber nachzudenken, ob das irgendwann in einem Qt-fork enden wird, ist ein sinnvoller zeitpunkt.

dazu: http://piacentini.blog.br/2011/02/elop-is-after-me/
lunar

@flying sheep: Ob die Qt-Entwicklung nun tatsächlich weniger Förderung doch Nokia erhält, kannst Du genauso wenig wissen wie jeder andere außerhalb von Nokias Führungsspitze. Du kannst allenfalls raten und spekulieren. Das mag mehr oder eher weniger begründet sein, bleibt aber letztlich eben Vemutung und Spekulation und somit bedeutungslos. Man hat schon oft über den Untergang freier Software spekuliert und gemutmaßt, ohne das dem ernste Konsequenzen gefolgt wären, nicht zuletzt beispielsweise beim Abschluss der Kooperationsverträge zwischen Microsoft und Novell und im Übrigen auch bereits bei der Akquisition von Trolltech durch Nokia.

Insofern verzeihe mir bitte, wenn ich von Aussagen wie „In jedem Fall wird ...“ wenig bis gar nichts halte, und Dich darum bitte, Dir nicht mehr Wissen anzumaßen als Du tatsächlich besitzt. Die Zukunft von Qt ist nicht unsicherer als sie es vorher schon war, denn schließlich ist Qt freie Software und somit nicht von Nokias Gnaden abhängig. Es ist folglich auch wenig sinnvoll, darüber zu spekulieren, ob Qt möglicherweise geforkt wird oder nicht. Ich sage spekulieren, denn von „Nachdenken“ kann bei so wenig Fakten nicht die Rede sein. Nachdenken kann man erst, wenn bekannt ist, wie Nokia in Zukunft mit Qt zu verfahren gedenkt. Solange aber kein Unterschied zu bemerken ist, keine spürbare Verschlechterung der Situation, ist es vollkommen überflüssig, von Forken zu sprechen.

Aber bitte, Qt ist frei, die Quellen offen, das Repository öffentlich zugänglich, es steht Dir frei, Qt zu forken. Dem wäre wohl zwar kein großer Erfolg beschieden, aber es wäre mithin sinnvoller, als sich in Spekulationen zu ergehen. Das gilt auch und insbesondere für den von Dir verlinkten Blog-Artikel, der in meinen Augen nichts weiter ist als einer der üblichen FUD-Artikel, die bei „politischen“ Änderungen in der Landschaft der freien Software wie Pilze aus dem Boden schießen, und nur selten lesenswert sind.
Zuletzt geändert von lunar am Donnerstag 17. Februar 2011, 01:32, insgesamt 1-mal geändert.
burli
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es gibt schon Widerstand

http://www.golem.de/1102/81453.html
Das schwierigste beim Programmieren ist, sinnvolle Variablen- und Funktionsnamen zu finden :lol:
sma
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burli hat geschrieben:es gibt schon Widerstand

http://www.golem.de/1102/81453.html
Plan B war ein Scherz.

Nokia muss verzweifelt sein, um auf Windows Phone 7 zu setzen, andererseits ist das wohl auch ihre einzige Chance. Mit Symbian
holen sie keinen Entwickler hinter dem Ofen vor und mir scheint, es ist kein für Smartphones geeignetes Betriebssystems, sondern eher etwas wie DOS in den Zeiten von Windows und OS/2 und Unix. Maemo oder Meego selbst zu entwickeln ist teuer und wahrscheinlich kämen sie damit viel zu spät. Wenn das Marktreif ist, ist der Markt zwischen iOS und Android aufgeteilt. HP und RIM bieten ihre Betriebssysteme nicht an und was Samsung mit Bada vorhat, weiß wohl nur Samsung. Unbedeutend sind sie alle drei.

Bleibt WP7. Das hat ein vergleichsweise innovatives UI und setzt auf eine moderne Programmiersprache (C#) und ein gutes UI-Rahmenwerk (Silverlight). Es fehlen nur Geräte (die paar die HTC herstellt fallen bei ihren vielen Android-Geräten wahrscheinlich kaum auf). Und natürlich Entwickler und Anwendungen. Wenigstens Geräte könnte Nokia liefern.

Android jedenfalls hätte Nokia nicht wählen können, denn dann wären sie ein "Me-too" unter vielen und somit beliebig. Das sind schon Sony-Ericsson, Motorola und wie sie alle heißen. Wen interessiert wirklich noch der Hersteller. Hauptsache, dass Gerät ist so ähnlich wie ein iPhone.

Nein, sie müssen radikal anders sein, um eine Erfolgschance zu haben. Und vielleicht genug Leute mit ihren Feature-Phones an die Marke binden bzw. gebunden haben, dass diese alle Smartphones von Nokia kaufen, sobald sie in ihrem Hauptmarkt (Afrika, Indien) erschwinglich werden. In den USA und Europa bekommt Nokia IMHO keinen Marktanteil mit Smartphones mehr.

Stefan
burli
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Hab ich leider auch feststellen müssen, dass Hannibal Smith nicht erfreut gewesen wäre.

Aber du könntest Recht haben. Mit Android wäre Nokia einer unter vielen. Ist nur die Frage, ob sie mit WP7 nicht genauso untergehen.
Das schwierigste beim Programmieren ist, sinnvolle Variablen- und Funktionsnamen zu finden :lol:
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