Python-Buch-Autor boykottiert Amazon

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BlackJack

Über die Feiertage boykottiert Al Sweigart, Autor von `Invent Your Own Computer Games with Python`, Amazon, weil sie Wikileaks nicht mehr hosten. Seiner Meinung nach weil sie sich politischem Druck beugen.

http://inventwithpython.com/blog/2010/1 ... -holidays/
syntor
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Hab ich gelesen...
Ist nicht überraschend, dass Amazon so reagiert hat. Es wäre ihrer Geschäftspolitik wohl nicht gerade dienlich, sich gegen die Position der USA zu stellen. Sie sagen jedoch, das WikiLeaks gegen ihre Terms of Use/Services verstossen hätte, und dass es nur mit dem zu tun hätte.
Dass er das boykottiert, kriegen wohl nur wenig Leute mit - auch Amazon wird das nicht interessieren.
Ich weiss nicht ob ich die Aktion als kindisch abtun will oder ob ich das gut finde. Zudem schreibt er ja auch, dass er damit einen nicht vernachlässigbaren finanziellen Verlust eingeht.
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Defnull
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Ich sehe solche Aktionen kritisch. Vielleicht meint er es ernst, aber ich glaube eher er will damit nur noch mal ins Gespräch kommen. Wenn er wirklich glaubt, Amazon damit schaden zu können, sollte er vorher lieber Bestseller-Autor werden.
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lunar

Es ist ja auch nicht so, als gäbe es in der Welt nichts wichtigeres als einen Kerl, der sein Ego an einer vollkommen sinnlosen Aktion gegen einen ach so pösen Konzern aufpolieren möchte ...
BlackJack

Das Amazon das nicht wirklich was ausmacht weiss er ja selber. Darum geht es ja auch gar nicht. "Sinnlos" ist die Aktion nicht, wenn er damit nicht das schlechte Gefühl hat mit denen und für die Geld zu verdienen, wenn sie etwas machen was gegen seine Überzeugung geht.

Wenn es um den Effekt geht, den man als Einzelner erzielen kann, dann kann man Wahlen vergessen, Kleidung aus Kinderarbeit kaufen, Fleisch aus Massentierhaltung, und so weiter. Dann ist jeder Versuch etwas zu verändern, sinnlos und kindisch.
lunar

@BlackJack: Es fällt mir reichlich schwer, in diesem Artikel samt seinem Boykottaufruf eine echte Überzeugung auszumachen. Ihn entlarvt doch schon, dass diese Aktion für Wikileaks nicht den geringsten Vorteil bietet. Aber gerade darauf müsste er aus sein, wenn ihm diese Angelegenheit ernst wäre und er aus innerer Überzeugung handeln würde. Auch verlangt dieser Boykott ihm nicht das geringste Engagement, nicht den geringsten persönlichen Einsatz ab. Sie ist nur billig und einfach und schnell getan.

Hätte er den Gewinn des Verkaufs seines Buchs über Amazon an Wikileaks gespendet, oder gar zur Finanzierung eines Spiegelservers genutzt, dann wäre darin persönliches Engagement zu erkennen gewesen, und man könnte ihm glauben, dass es ihm ernst ist. Er müsste dann auch nicht so lang daherreden, um eine sinnlose Aktion zu überhöhen und zu vermarkten, weil er dann tatsächlich etwas bewirkt hätte, ganz ohne das er es laut und breit in die Welt posaunen müsste.

Somit sehe ich in diesem Artikel vor allem den billigen und populistischen Versuch, sich mit einem dankbaren Thema ohne eigenes persönliches Risiko ins Gerede zu bringen, das eigene Ego aufzupolieren (nach dem Motto „ich habe etwas getan und ihr nicht“) und sein Gewissen zu beruhigen. Große Klappe und wenig dahinter ...

Im Übrigen hätte ich gerade von Dir mehr erwartet als die Dramatisierung im letzten Absatz Deines Beitrags. Du weißt doch genauso gut wie ich, dass zwischen einem Blogeintrag und Wahlen ein himmelweiter Unterschied besteht. Insofern bin ich enttäuscht, denn dieser Absatz entspricht eigentlich nicht Deinem üblichen Niveau.
BlackJack

@lunar: Bei der Meinung über ihn glaubst Du ihm dann wahrscheinlich nicht, dass ihm dadurch über 1000 Dollar entgehen werden -- oder 1000 Dollar sind nicht viel für Dich.

Es mag zwischen so einer Aktion und Wahlen einen himmelweiten Unterschied geben, aber ich denke manchmal, dass so eine Aktion weniger sinnlos ist, als meine Stimme einer der Parteien zu geben, die zu Wahlen antreten. Oder sie sind gleich sinnlos, aber man wird am Ende wenigstens nicht eine Legislaturperiode lang von seiner Wahl verarscht, wenn sie gewinnen sollte.
lunar

@BlackJack: Ich glaube ihm durchaus, dass er dadurch 1000 Dollar verliert, doch er sagt selbst, dass er darauf nicht angewiesen ist. Ich nehme ihm folglich sogar seine Behauptung ab, dass es ihm bei seinem Buch mehr darauf ankommt, seinen Lesern zu helfen als Geld zu verdienen, eine Haltung, ob derer ich ihn durchaus respektiere.

Ich nehme ihm nur nicht ab, dass er sich ehrlich aus persönlicher Überzeugung für Wikileaks engagiert, und sehe folglich in dieser „Aktion“ nur eine leere Hülse, ein Produkt des modernen Netzes mit seinem Primat der Meinung. Sicher, „tue Gutes und rede darüber“, aber hier war ihm das „darüber reden“ offensichtlich viel wichtiger als das „tun“. Zumal diese Aktion wie gesagt eben wenig bringt, und daher so „gut“ nicht ist.
DasIch
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@lunar Ziel der Aktion ist es Amazon finanziell zu Schaden und ein Zeichen zu setzen, dadurch hilft man Wikileaks zwar nicht direkt aber indirekt wird durch die Zahl der Leute die Amazon boykottieren ein Signal an Firmen generell gesetzt. Das kommt Wikileaks und anderen ähnlichen Organisationen letztendlich durchaus zu gute.

Sicherlich macht es nur einer ist es irrelevant aber Demokratie ist immer irrelevant wenn man sie mit sich selbst betreibt, die Masse machts.
lunar

@DasIch: Danke für die Lektion in Demokratie. Ich hätte ihrer zwar nicht bedurft, doch es freut mich ungemein, dass Du Dir meinetwegen die Zeit dazu genommen hast. Ich fühle mich geehrt.

Mir ist durchaus bewusst, dass das Setzen von Zeichen und das Senden von Signalen manchmal mehr ist als bloße Phrasendrescherei, und tatsächlich Dinge verändern kann, doch in diesem speziellen Fall glaube ich nach wie vor, dass der Autor vor allem dieses Zeichen vor allem in eigener Sache setzen wollte.

Zudem überschätzt dieser Autor seine eigene Bedeutung gewaltig, wenn er glaubt, mit einem solchen Artikel eine Masse mobilisieren zu können, die es mit Amazon aufnehmen könnte. Diese Reichweite hat Wikileaks als Projekt selbst nicht einmal, ganz abgesehen davon, dass Wikileaks sich wohl lieber auf seine eigentlichen Ziele konzentriert, anstatt sich ob einer solchen Nichtigkeit am Streit mit einer einzelnen Firma abzuarbeiten. Es geht hier ja wohlgemerkt lediglich um die technische Infrastruktur von Wikileaks und keineswegs um dessen eigentlichen Ziele.
BlackJack

@lunar: Würde er sich auch überschätzen wenn er glaubt, dass er mit dem Blogeintrag vielleicht 10 oder 20 Leute dazu bewegen könnte darüber nachzudenken dieses Jahr keine Weihnachtseinkäufe bei Amazon zu tätigen? Und vielleicht 2 oder 3 davon irgend wo anders darüber zu reden oder zu schreiben?

Wenn man nicht versucht einzelne Leute zu mobilisieren, dann kann das mit einer kritischen Masse grundsätzlich nichts werden. Wenn man es nicht wenigstens versucht...

Oh, und für die, die den Artikel nicht zuende gelesen haben -- er ist ja nicht derjenige der auf die Idee gekommen ist und nun der Ausgangspunkt der Weltrevolution sein will, oder so. Er wurde von einem Blog-Beitrag von Daniel Ellsberg angestiftet. Überschätzt der sich auch?

Ab wann bilden die Suchtreffer für "boycott amazon" bei identi.ca und Twitter eine kritische Masse? Wie gross muss die Anhängerschaft bei der entsprechenden Facebook-Seite dazu werden? Ist es wirklich undenkbar, dass damit genug Leute zusammen kommen, dass Amazon das zur Kenntnis nehmen muss?

IMHO geht das schon in Richtung Wahlen. Man gibt eine Stimme für eine politische Position ab -- macht klar, dass man Wikileaks für eine wichtige Sache hält. Und genau wie bei einer "richtigen" Wahl kann man damit am Ende zu der handvoll Spinner gehören, die ihre Stimme "verschenkt" haben, oder eben auch zu einer grösseren Bewegung, die ein Stück weit etwas bewegen konnte.
.robert
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Registriert: Mittwoch 25. April 2007, 17:59

In unserer kapitalistischen Konsumgesellschaft können wir mit unseren Konsumentscheidungen mindestens eben so großen Einfluss auf unser Leben und die Gesellschaft nehmen, wie durch unser Kreuz alle vier Jahre. Wenn man mit den Praktiken eines Unternehmens nicht einverstanden ist, unterstützt man ihn eben nicht mehr. Leider sind sich viel zu wenig Menschen bewusst, dass eben die Konzerne von uns und unserem Geld und Konsum abhängig sind, und insofern sind solche Aktionen, die darauf hinweisen das man eben auch ''kritisch'' konsumieren kann, immer positiv zu bewerten. Auch wenn Amazon über diese eine Aktion vllt. nur müde grinsen kann, bringt es vllt. den ein oder anderen auf den Gedanken, sein Konsumverhalten zu hinterfragen.
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