Programmieren an Schulen

Alles, was nicht direkt mit Python-Problemen zu tun hat. Dies ist auch der perfekte Platz für Jobangebote.
DasIch
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numerix hat geschrieben:Ja, so sieht das wohl aus. Die Frage ist: Woran liegt das und was müsste sich ändern, damit sich das ändert?
Mehr Geld? Bessere Aufstiegschancen(bzw. überhaupt welche)? Lehrer ist kein sonderlich attraktiver Berufsweg wenn man Informatik studiert.
Redprince
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Ich komme direkt aus der Schule, und ich kann nicht behaupten, dass Mathe bei uns für Informatik eine Rolle gespielt hat. In der 11. Klasse konnte man Informatik belegen und dafür Biologie, Chemie oder Physik abwählen. Das war dann die Chance für die, die in Chemie nicht aufgepasst hatten, so dass es bei uns sogar zwei Kurse gab. Im ersten Semester sind dann 90 % an HTML gescheitert, im zweiten an JavaScript.

Trotzdem gab es dann einen Informatik-GK, der halbwegs gut besucht war (der Kurs im Jahrgang über uns wurde für drei Personen gehalten!). Und abgesehen davon, dass wir dann nicht mit JS, sondern der Programmierschnittstelle von Derive programmiert haben, wofür exemplarisch eine Funktion zur Primzahlenbestimmung super ist, war's das mit Mathe. ("Wozu haben wir JS gelernt, wenn wir das jetzt doch nicht benutzen, sondern diese furchtbare Derive-Schnittstelle?" - "Weil JS ja doch keiner verstanden hat, wir müssen jetzt einen gleichen Wissensstand schaffen!")

Wir haben uns dann zwei Jahre mit der Geschichte der Computer, Kryptologie und Datenbanken beschäftigt. Alles ohne nennenswerten Tiefgang, völlig ohne Mathematik.

Informatik ist an meiner ehemaligen Schule ergo sehr beliebt, einfach weil man damit andere lästige Naturwissenschaften loswerden konnte und sehr gut dicke Punkte einstreichen konnte. Dass die beiden vorhanden Lehrer das jeweils nebenher (eigentlich Mathe & Physik) machen und von jedem, der ein HTML-Tutorial verstanden hat, vorgeführt werden, ist eine andere Geschichte..
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Pekh
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An meiner Schule in Berlin unterrichteten Lehrer, die auch eine nennenswerte Rolle in der Ausbildung von Informatiklehrern an den Berliner Hochschulen spielten. Andere waren ausgebildete Informatiklehrer. Aber natürlich gab es auch bei uns eine Reihe von "Zusatzqualifizierten". Ich habe alle mal erlebt und fand die Unterschiede jetzt nicht so gravierend, auch wenn ich, wie ich leider zugegeben muß, auch einmal einen Lehrer etwas vorgeführt habe.

Im Curriculum standen viel Algorithmik, wenig bis gar keine Mathematik, aber auch durchaus interessante Themenbereiche wie die Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Informationstechnik und die daraus resultierenden Probleme. Unterm Strich würde ich sagen, daß die Qualität durchaus gut war. Jedenfalls nicht schlechter als in anderen Fächern. Trotzdem hatten wir unglaubliche Abbrecherquoten.

Ich sehe die Schuld da aber zum größten Teil bei den Schülern, die da mit einer "oh, Computer, toll"-Mentalität reingingen. Aber nicht begriffen, daß es nicht umsonst Programmiersprache heißt und entsprechenden Lernaufwand verlangt. Und das, obwohl in allen Beratungsgesprächen eine halbwegs gute Mathenote streng empfohlen wurde. Für sie war es viel zu lange ein Rumklimpern am Computer, bis dann kurz vor der Klausur das böse Erwachen kam. Derselbe Typus, der hier im Forum immer wieder aufkreuzt, wild Lösungen zusammenkopiert, aber im Grunde keine Ahnung hat, was er da eigentlich macht. Die nicht in der Lage waren, eigene Algorithmen zu entwickeln oder fertige, in Form von NS-Diagrammen vorliegende in Code zu übersetzen. Dann ein kurzer Anflug von Panik, und dann: Öh, die anderen können es auch alle nicht, also sind nicht wir schuld sondern der Lehrer.
Ebenso das Mathematik-Syndrom: In Mathe zu versagen ist keine Schande. Sondern fast schon eine Auszeichnung. Es ist leider gesellschaftlich sanktioniert, in mathematischen Fächern beim Auftreten der ersten Hürde aufzugeben. Und das wird dann halt auch auf die Informatik übertragen.

Ich würde dafür plädieren, neben der Ausbildung von "reinen" Informatiklehrern, die ja schon angelaufen ist, endlich mal dieses Mathe-Stigma einer gesellschaftlichen Diskussion zu unterziehen.
Dav1d
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Redprince hat geschrieben:Ich komme direkt aus der Schule, und ich kann nicht behaupten, dass Mathe bei uns für Informatik eine Rolle gespielt hat. In der 11. Klasse konnte man Informatik belegen und dafür Biologie, Chemie oder Physik abwählen. Das war dann die Chance für die, die in Chemie nicht aufgepasst hatten, so dass es bei uns sogar zwei Kurse gab. Im ersten Semester sind dann 90 % an HTML gescheitert, im zweiten an JavaScript.
sowas finde ich einafch nur traurig!
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Panke
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In Mathe zu versagen ist keine Schande. Sondern fast schon eine Auszeichnung. Es ist leider gesellschaftlich sanktioniert, in mathematischen Fächern beim Auftreten der ersten Hürde aufzugeben
Traurig aber wahr.
Redprince
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Ist das denn in anderen Bereichen so anders? In Musik und Kunst schlecht zu sein ist OK, denn man ist ja nun wirklich kein Künstler. In Sport schlecht zu sein ist OK, denn was hat das denn bitte mit Schule zu tun? In Geschichte und Politik schlecht zu sein ist OK, denn mit diesen merkwürdig formulierten Quellen kann man ja nun wirklich kaum umgehen. In Deutsch, Englisch, Französisch und Latein schlecht zu sein ist OK, denn vielleicht ist das ja sogar krankhaft bedingt und überhaupt ist es nicht so tragisch, diesen Mist wie Inhaltsangaben etc. zu können, denn wofür braucht man das später verflixt nochmal?

All das habe ich regelmäßig in den verschiedensten Kombinationen vor allem während der Schulzeit permanent gehört (und ganz eventuell vielleicht auch teilweise selbst gesagt). Uns Programmierern fallen natürlich in erster Linie die Menschen ins Auge..
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Pekh
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Der feine Unterschied ist, daß wer die Rechtschreibung nicht beherrscht, einen Makel auf sich sitzen hat. Der dann durch eine Krankheit gerechtfertigt wird (in Einzelfällen ja durchaus zu recht). Wer Mathe nicht beherrscht, gilt als "normal". Und das verstehe ich einfach nicht.
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numerix
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Pekh hat geschrieben:Wer Mathe nicht beherrscht, gilt als "normal". Und das verstehe ich einfach nicht.
Ist schon was dran. Mathematik hat in dieser Hinsicht irgendwie einen Sonderstatus. Sich als mathematisch unterbelichtet zu outen, gilt - außer vielleicht unter Mathematikstudenten - als chic, es lässt sich prima damit kokettieren. Im Grunde total dämlich, aber so ist es halt.
Pascal
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derdon hat geschrieben:
Pascal hat geschrieben:Ich muss jetzt übrigens noch für meinen Informatiktest "lernen", denn wir morgen schreiben.
Entweder Ich muss jetzt übrigens noch für meinen Informatiktest "lernen", denn wir schreiben morgen. oder Ich muss jetzt übrigens noch für meinen Informatiktest "lernen", den wir morgen schreiben.


13 Notenpunkte (entspricht einer 1-), beste Arbeit im Kurs 8)
BlackJack

@Pascal: Herzlichen Wückglunsch. :-)
EyDu
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BlackJack hat geschrieben:@Pascal: Herzlichen Wückglunsch. :-)
Hm, ich kenne nur "Herzlichen Glühstrumpf" :-)
Das Leben ist wie ein Tennisball.
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krisi12345
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Also bei uns (gymi) wissen Informatik Lehrer oft nicht mal HTML Grundlagen!
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Andyh
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Hallo

Bei meiner Alten schule (Hauptschule) durften wir im Informatikunterricht nur Texte in Word oder Excel tippen (3 Jahre lang) und im Internet surfen.

Gruß
Andyh
Meinen Dickschädel schon bemerkt?
Ich bin jetzt FACHARBEITER (Zerspanungsmechaniker)!!!
[code]import sys

if sys.platform == "win32":
print "this program only runs on operating systems!!!"
sys.TotalError()[/code]
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numerix
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krisi12345 hat geschrieben:Also bei uns (gymi) wissen Informatik Lehrer oft nicht mal HTML Grundlagen!
Ja und?
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cofi
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krisi12345 hat geschrieben:Also bei uns (gymi) wissen Informatik Lehrer oft nicht mal HTML Grundlagen!
Selbiges gilt fuer sog. "Webdesigner".
Nocta
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numerix hat geschrieben:
krisi12345 hat geschrieben:Also bei uns (gymi) wissen Informatik Lehrer oft nicht mal HTML Grundlagen!
Ja und?
Naja, an sich nicht so schlimm, aber mir hat mal eine Informatikehrerin erzählt, dass HTML eine Programmiersprache sei.
Ist mir eh ein Rätsel, woher die die Zulassung hat, um Informatik zu unterrichten.

Und dann noch so ne Paranoia, dass irgendwer das (überaus sehr interessante ..) Schulsystem hackt.
Schon lächerlich, was für Menschen teilweise unterrichten dürfen :D
sma
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Nocta hat geschrieben:Naja, an sich nicht so schlimm, aber mir hat mal eine Informatikehrerin erzählt, dass HTML eine Programmiersprache sei.
Definiere "Programmiersprache".

Warum passt HTML da deiner Meinung nach nicht?

Ist SQL eine Programmiersprache?

Stefan
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http://dciwam.de/faq/html/html-ist-kein ... iersprache

Wikipedia:
SQL (das Kürzel für Structured Query Language; offizielle Aussprache [ɛskjuːˈɛl] oder [ˈsiːkwəl] für den Namen SEQUEL) ist eine Datenbanksprache zur Definition, Abfrage und Manipulation von Daten in relationalen Datenbanken. SQL ist von ANSI und ISO standardisiert und wird von fast allen gängigen Datenbanksystemen unterstützt. SQL umfasst die folgenden Datenbanksprachen: Data Manipulation Language, Data Definition Language, Data Control Language.
Im 1. Link wirds schön definiert
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cofi
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HTML-Dokumente sind also keine "Programme". Demzufolge wird HTML nicht "programmiert", sondern geschrieben. Jemand, der HTML schreibt, ist daher auch kein "Programmierer", sondern ein Autor. Das spiegelt auch die Einordnung der Newsgroup unter de.comm.infosystems.www.AUTHORING wieder.
Ich glaube der Absatz zeigt schon, dass das die Seite durchgefallen ist.

Demnach waere auch SQL im Grunde keine, man programmiert nicht, sondern man beschreibt, was man haben moechte. Und spaetestens an dem Punkt wirds hanebuechen.

Man koennte ja mal einwerfen, dass man nicht programmieren kann, nur weil man die Syntax einer Sprache kann ;)

Im Uebrigen ist TeX auch nur eine "Markup Language", aber man konnte damit den Mars Rover programmieren ;)
lunar

@cofi: Ja und? SQL ist im Grunde auch keine echte Programmiersprache. Was ist daran nun hanebüchen?

Im Gegensatz dazu ist Tex auch keine reine Markupsprache. Mit Kontrollstrukturen, Zuweisungen, Funktionen, etc. gibt es alles, was man auch von einer "echten" Programmiersprache erwarten würde. Tex ist eher eine DSL für Textsatz.
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