Lively Kernel

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martin101986
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Registriert: Montag 3. Dezember 2007, 19:15
Wohnort: Steiermark, Österreich

Hallo,

ich bin zufällig bei einer Google Such auf Lively Kernel Projektvon Sun gestoßen.

Das Projekt will nur eine Technologie statt einer Vielzahl von Technologien für die Darstellung von Webseiten verwenden. Für die Darstellung wird Javascript verwendet.

Das ganze orientiert sich wie man erkennen kann an Smalltalk(Squeak) und deren grafischen Oberfläche Morphic(Initiator des Projekts ist Dan Ingalls). Es übernimmt daher von Smalltalk Eigenschaften wie den Code zur Laufzeit ändern, man kann Objekte inspezieren, integrierte Entwicklungsumgebung usw.

Ich finde das ist ein interessanter Ansatz für eine mögliche Webprogrammierung.

Was haltet ihr von dieser Idee?

Grüße Martin
sma
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Beiträge: 3018
Registriert: Montag 19. November 2007, 19:57
Wohnort: Kiel

Läuft das Projekt überhaupt noch? Ich hatte mir das Ende 2007 mal angeschaut und es sieht auch jetzt nicht anders aus. Ich kenne Squeak und habe es mehrere Jahre lang benutzt und daher was der Lively-Kernel vertraut und nett anzuschauen. Es ist aber ihnen gelungen, das ganze noch hässlicher aussehen zu lassen als Squeak (und das will schon etwas heißen).

Ich würde aus dem Bauch heraus sagen, sie hätten lieber das Canvas-Element benutzen und dann wie bei Squeak alles selbst zeichnen sollen statt SVG-Grafik zu benutzen. Das man das UI dadurch frei drehen kann ist ein eher unnützes Feature. Doch auch zwei Jahre später mit einem modernen Browser (Safari 4) ist das ganze zu träge. Morphic als Abstraktion ist nett, doch eigentlich ist das ja ein klassenloses Rahmenwerk (von Self), welches man in JavaScript auch so hätte bauen können und nicht klassenbasiert wie man's in Squeak wegen Smalltalk gemusst hat. Und es ist auch die Frage, ob man wirklich HTML und den DOM ignorieren will.

Wie auch immer, ich bin davon überzeugt, dem Browser als "OS" die Zukunft gehört und gerade auch IDEs browserbasiert funktionieren werden. Schreibe ich Web-Anwendungen, ist es nur Recht und billig, dafür auch eine Web-Anwendung einzusetzen. Idealerweise etwas, damit ich die Anwendung unkompliziert auch dann noch anpassen kann, wenn sie läuft.

Innovation geht dabei aber eher von Projekten wie Bespin oder Cappuccino aus und wird von einer ganz anderen Generation von Entwicklern getrieben als den Altvätern der Objektorientierung. Und nein, natürlich ist nichts daran neu, einen einfachen Editor zu bauen oder ein über 20 Jahre altes (übrigens wieder von Smalltalk beeinflusstes) UI-Rahmenwerk zusammen mit einer ebenso alten (von Smalltalk abgeguckten) Programmiersprache zu portieren. Aber es öffnet neue Wege, weil beides auf neue Art eingesetzt wird. Und für die jetzige Generation von Web-Entwicklern ist es in der Tat neu...

Vielleicht hätte mir Lively besser gefallen, hätten die Autoren noch einen Smalltalk->JavaScript-Übersetzer dazu gefügt. Schwer wäre das nicht gewesen. Hätten sie Smalltalk im Web haben wollen, hätten sie aber vielleicht nicht forschen dürfen. Besser als JavaScript + Prototype + Konventionen (selbst wenn man Prototype heutzutage durch MooTools ersetzen würde) scheint mir aber ein in sich stimmiger Ansatz wie Objective-J zu sein. Das hat wenigstens eine etablierte (wenn auch nicht weit verbreitete) Programmiersprache als Grundlage. Dort wirkt die Syntax allerdings ein bisschen archaisch. Die richtige Programmiersprache muss wohl noch erfunden werden...

Stefan
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