deutsch vs english vs denglish

Alles, was nicht direkt mit Python-Problemen zu tun hat. Dies ist auch der perfekte Platz für Jobangebote.
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Sophus
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Ich schrieb neulich zu meinem Freund folgende Nachricht "Hey Keule, ich werde mich morgen fernmündlich bei dir melden". Und jetzt zeige mir mal, wo das Wort Telefon vorkommt? :) Und nur weil alles kürzer und knackiger ist, muss es nicht gleich gut sein? Dann lieber bleibe ich dabei, dass ich über Google suche. Ich suche schon Anbeginn über Google. Früher nutzte Ich Yahoo, und habe nicht geyahoot :shock:
nezzcarth
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Sophus hat geschrieben:Wie kann man so eine liberal-opportunistische Einstellung hegen?
Zum Beispiel, indem versucht, die dahinter stehenden Mechanismen zu reflektieren.
Was du in deinen Beiträgen äußerst, illustriert sehr gut, wie Sprache als Segregrations- und Stigmatisierungsmechanismus verwenden werden kann, obwohl es dafür keine inhaltliche Grundlage gibt.
Zuletzt geändert von nezzcarth am Samstag 5. September 2015, 20:44, insgesamt 2-mal geändert.
Üpsilon
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Oder soll ich anstatt Einstellung Attitude sagen?
Wenn du Juror bei Germany's Next Topmodel bist, dann schon... :mrgreen: :D :)

Natürlich ist ein jeder Anglizismus unnötig, für den man bereits im Deutschen ein kurzes, treffendes Wort hat. Das ist nicht nur bei "Attitude" der Fall, sondern auch bei "coden" oder "downloaden".
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Hyperion
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@Sophus: Wir "predigen" sprachlich schwachen Neulingen praktisch immer, dass sie sich klar und präzise ausdrücken müssen, wenn man ihnen helfen soll. Oftmals merkt man Usern auch an, dass sie noch im Schulalter sind und an ihrer Sprachkompentez feilen müssen. Also so liberal sind wir hier sicherlich nicht - das hat letztlich auch nichts mit Liberalität zu tun. Dabei geht es schlicht um die Notwendigkeit, sich *verständlich* zu machen. Stil und Ausdruck sind natürlich nicht immer eine Augenweide - aber das hier ist auch kein deutsches Sprachforum! Ich persönlich hege einfach kein Interesse daran, jedem x beliebigen Fremden nahe zu legen, sich besseres Deutsch anzugewöhnen :K

Wo wir aber schon mal beim Kritisieren von angeblich mangelnder Bereitschaft zur "Erziehung" sind: Imho gehört dazu auch vor allem die *Einsicht* auf Seiten des Ermahnten. Ich bezweifel ganz einfach, dass das bei den Angesprochen auf fruchtbaren Boden fällt. Auf Dich haben wir beispielsweise schon unzählige Male mit immer denselben Hinweisen bezüglich Deiner Methodik- und Designfehler eingeredet - genützt hat es imho bis heute nicht viel! Und das beim hiesigen Kernthema, dem Programmieren. So viel also auch zur "Sinnhaftigkeit" anderen Usern auf Biegen und Brechen falsches Verhalten abzugewöhnen... :twisted:
encoding_kapiert = all(verstehen(lesen(info)) for info in (Leonidas Folien, Blog, Folien & Text inkl. Python3, utf-8 everywhere))
assert encoding_kapiert
Üpsilon
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Und nur weil alles kürzer und knackiger ist, muss es nicht gleich gut sein
Na dann mal Budder bei die Fische: Was ist für dich gute Sprache?

@Mods: Das hier hat nix mehr mit Programmieren zu tun, dann wäre es vlt passend, den Thread ins Offtopic zu verschieben.
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Sophus
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@nezzcarth: Wenn die Sprache wirklich keine Vorschriften kennt, dann könnten wir doch grammatikalische und orthographische Strukturen verwerfen. Die Deutschlehrer reden vorne vor ihren Schülern genauso viel Unsinn. Und wenn du wenn du mal einen Unfall melden musst, kannst ja direkt die 110 wählen und sagen "Hey Girls/Boys, hier haben zwei Autos gecrahst. Ist voll strange alles. Ich bin so in trouble. Das macht mir so fucking Angst. Sie müssen einen helicopter mitbringen, denn das eines abgefuckten Mannes fließt in einem Flow". Alles klar. Allein das Schreiben solch eines Unsinn war echt anstrengend.
Üpsilon
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Wenn die Sprache wirklich keine Vorschriften kennt, dann könnten wir doch grammatikalische und orthographische Strukturen verwerfen.
Nur weil etwas nicht verboten ist, heißt das doch nicht, dass man es auch tun will!
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Sophus
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@Hyperion: Erwischt :) Aber hey, ich gebe mir wenigstens ein Bisschen Mühe 8)
jerch
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Sophus hat geschrieben:Wenn die Sprache wirklich keine Vorschriften kennt, dann könnten wir doch grammatikalische und orthographische Strukturen verwerfen.
Nein können wir nicht ohne weiteres, da beides z.T. Semantik enthält. Das ist auch ein Grund, warum sich z.B. Beugungsregeln über die Jahrhunderte eher langsamer verändern als der Vokabelschatz. Aber ja - in 500 Jahren wird von den heutigen Regeln kaum noch was übrig sein, sie sind ersetzbar.
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Sophus
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@jerch: Wenn deine Prognose stimmt, dann bin ich froh, dass ich nicht soooo alt werde :-)
Üpsilon
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Ich schrieb neulich zu meinem Freund folgende Nachricht "Hey Keule, ich werde mich morgen fernmündlich bei dir melden". Und jetzt zeige mir mal, wo das Wort Telefon vorkommt? :)
Was mich grade viel mehr interessiert: Wieso benutzt du den afaik aus dem Schwedischen kommenden Gruß "hey"? :) Ich dachte, du sprichst deutsch.
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Sophus
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@Üpsilon: Ich muss gestehen, dass ich nicht weiß, was afaik bedeutet. Ich musste hier schon das Wort bzw. die Abkürzung imho nachschlagen. Abkürzungen sind genauso grauenhaft. Aber du hast mich erwischt. Das nächste Mal benutze ich das Wort Hallo :) Das war wirklich ein guter Hinweis.
jerch
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Als anekdotische Anmerkung dazu (versteh selbst nix von dem Fachgebiet) - hatte im Rahmen eines Datenbankprojektes an der Uni mal eine interessante Diskussion mit Indogermanisten dazu:
Die westeuropäischen Sprachen zeigen anscheinend alle den Verlust von Flexionen (Fälle oder Verbformen verschwinden) was durch Komposita (synthetisierend oder agglutinierend) und erweiterten Kontextbezug "korrigiert" wird. Diese Entwicklung ist seit 2000 Jahren aktiv. Beispiele dafür sind die Fallarmut des Englischen oder der Siegeszug der schwachen Verben im Deutschen.
BlackJack

@Üpsilon: „Googlen“ ist nur „im Internet suchen“, nicht zwangsläufig mit Google. Ist so ähnlich wie Tempo für alle Papiertaschentücher stehen kann, egal welcher Marke.
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Sophus
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@jerch: Aus reiner Neugier. Das bedeutet nun konkret?
jerch
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@Sophus:
D.h. Sprache ist immer schon großen Veränderungen unterlegen so wie das Abendland auch. Untergegangen ist es bis jetzt noch nicht ;)
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Sophus
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@jerch: Das ist richtig. Nur als Beispiel. ich beschäftige mich sehr gern mit Kant. Seine Texte zu lesen ist einfach nur... Sagen wir es mal so, man braucht echt Geduld. Denn Kants Theorie ist nicht das Schwierigste dabei, sondern seine Texte aus damaliger Zeit sind schlimm. Manchmal muss man allein einen Satz über 5 Zeilen drei oder vier Mal lesen, ehe man glaubt es verstanden zu haben. Und am Ende muss man den einen Satz noch drei oder vier Mal lesen 8). Was ich damit zeigen will? Kant ist über 200 Jahre tot, und es hat sich einiges getan. Aber es hat sich nichts Grundlegendes getan. Es ist ja nicht so, dass man Kants Texte überhaupt nicht versteht. Viele Wörter und vor allem der Satzbau bis heute teilweise erhalten geblieben sind. Und nur weil jetzt alle twittern oder facebooken und von mir aus simsen, muss man sich nicht erbarmungslos beugen. Es ist durchaus natürlich, dass man sich auch dagegen stemmt, und sagt "Leute, bis hierher und nicht weiter!". Es reicht ja, wenn ich verstehe, was die Leute meinen, wenn die sagen "Ey, du Gangster/Motherfucker, ich werdsch mal googlen". Jedoch muss man diesen Unsinn nicht übernehmen. Würdest du solch einen Unsinn bei einem Vorstellungsgespräch verzapfen?

Man stelle sich ein Vorstellungsgespräch wie folgt vor:
Personalchef/in: "In ihrem Lebenslauf steht, dass sie gerne Python lernen."

Ich: "Ja man, Python flasht mich total. Das Coden ist total easy. Und die Leute im Forum http://www.python-forum sind alle voll correct. Denn sie checken alle was von Python. Und man kann dort auch Smaltalk führen ohne gekillt zu werden. Aber die Leute denken bestimmt, ich bin voll strange oder so. Aber ich sage immer PEACE Leute."

Personalchef/in: "Sehr gut, wir geben Ihnen einen Gehalt von 2000 Euro, mit Überstundenzahlung, Weihnachtsgeld und ein eigenes Büro mit einem Kühlschrank"

Wäre das nicht toll?
BlackJack

@Sophus: Da vermischt Du aber, ich sags mal freundlich, „Umsgangssprache“ mit den englischen Worten. Denn selbst wenn Du alle englischen Worte durch äquivalente deutschsprachige Worte und Redewendungen ersetzt, kommt da kein Satz bei heraus den man in der Form in einem Bewerbungsgespräch vortragen würde. Also zumindest nicht wenn man die Stelle gerne haben möchte. ;-)
jerch
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@Sophus:
Was BlackJack sagt. Umgangs- oder Alltagssprache war immer schon verschieden von Hoch- und Schriftsprache. Alle unterliegen Moden, die Alltagssprache dabei weit stärker als die "Hochformen". So hat Kant sicherlich nicht im selben Sprachduktus seine Brötchen bei Bäcker bestellt, wie er seine Bücher verfasste. Meine Großmutter musste hochdeutsch als "Fremdsprache" in der Schule lernen, obwohl sie Deutsche mitten aus Deutschland war. Sie war bis zur Schule nur mit dem örtlichen Dialekt aufgewachsen.
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Sophus
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@jerch: Ich stelle es mir übel vor, wenn Kant auf dem Niveau seine Brötchen bestellt hätte. 8) Man hat drumherum an der Sprache hier und da ein wenig verändert, aber im Kern hat man die Sprache schon "beschützt". Was meinst du, weshalb es uns heute noch teilweise möglich ist, alte Texte zu lesen? Ganz genau, weil man euch in der Schule vernünftig Deutsch beigebracht hat, und nicht alles miteinander vermischt hat. Ich sage ja auch nicht, dass man sich auch mal baumeln lassen kann. Aber was ist daran so verkehrt, seine eigene Muttersprache auf einem recht hohen Niveau zu pflegen und nebenbei aus Spaß an der Freude (oder soll ich sagen Just for fun?) auch mal "mailen/gemailt" oder "skypen/geskypt" sagt? Aber bei vielen Leuten dort draußen habe ich das Gefühl, dass sie nicht mal auf ein hohes Sprachniveau zurückgreifen können, und tatsächlich glauben, dass man sowas wie "gedownloaded/downgeloadet" oder "flasht" sagt. Und sowas stimmt mich nachdenklich und traurig.
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