deutsch vs english vs denglish

Alles, was nicht direkt mit Python-Problemen zu tun hat. Dies ist auch der perfekte Platz für Jobangebote.
DasIch
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Wenn du in einer Informatik Lesung sitzt und einen Prof hast der anfängt von Funktionalen, Feldern und Kellerspeichern zu reden, wird dir sehr schnell auffallen dass Denglisch gar nicht mal so schlimm ist.
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Sophus
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@DasIch: Wenn ich weiß, dass jemand in seiner Sprache - sowohl in der Theorie als auch in der Praxis - mächtig ist, dann verzeihe ich der Person auch. Ich sehe dann darüber hinweg, eben weil ich weiß, dass er/sie seine/ihre Sprache sonst pflegt. Und einem Professor gestehe ich sowas durchaus zu. Wobei ich auch Professoren in einigen Vorlesungen und/oder Seminaren erlebt habe, wo ich dann dachte "Was zum Geier....?".

Wie gesagt, die Grundidee begrüße ich. Englisch ist eine weit verbreitete Sprache. Wenn man sich also auch mit anderen Menschen unterhalten will, ist englisch ein muss. Jedoch keine halbherzigen Sachen. Entweder richtig oder gar nicht. Die Meisten können nicht mal richtig deutsch, wollen aber schon mit englisch loslegen. Hä? Und wenn ich dann sehe, dass in einem deutschen Satz englische Wörter als "Hilfsmittel" herangezogen werden, dann muss ich doch weinen. Die deutsche Sprache ist eine wunderbare und sogar eine ausgereifte Sprache. Manchmal habe ich eher den Eindruck, man ist sowohl im Englischen als auch im Deutschem total schlecht, und versucht zu kompensieren, indem man englisch und deutsch zusammenwürfelt. Und raus kommt dabei der Eindruck, als sei man in beiden Sprachen nicht ganz auf der Höhe.
Üpsilon
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@Sophus Ja, aber im Deutschen gibts oft verhältnismäßig lange Wörter, zB "Zeichenkette" oder "Ganzzahl". Auf Englisch wären das string und integer, und dafür gibt es auch noch gebräuchliche Abkürzungen: str und int. Außerdem ist Englisch nun mal Sprache der Informatik und viele Fachbegriffe sind halt auf Englisch, und wenn man die ins Deutsche übersetzt, versteht man am Ende selbst nicht so genau, was man meint. Beispiele: Canvas = Leinwand, Button = Schalter, Layout = Legaus, Screen = Bildschirm, Shader = Schattierer, LinkedList = Verkettete Liste, Plot = Schaubild, Surface = Oberfläche, UI = Nutzerschnittstelle.

Also ich schreibe meine Programme jedenfalls meistens auf Deutsch. Veröffentlichen tu ich meine Programme sowieso nie, höchstens manchmal hier im Forum. Aber dieses zwanghafte Deutschtum ist halt absurd und unpraktisch. Spätestens, wenns an Animationen geht, braucht man sowieso englische Bezeichner. Mit dem Deutsch bin ich scheinbar tatsächlich der Einzige, sogar meine deutschen Mitschüler schreiben ihre Programme auf Englisch.

PS: Das Verb "coden" im Deutschen klingt übrigens scheiße und fällt in die Kategorie "unnötige Anglizismen". Jedenfalls hat das der Chief Executive Officer letztens beim Brainstorming gesagt.
PS: Die angebotene Summe ist beachtlich.
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Sophus
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@Üpsilon: Jedes Fach hat seine Begriffe. In der Philosophie spricht man abstrakter und verwendet gern lateinische Wörter, in Mathematik oder in Physik unterhält man sich in Formeln. Und in anderen Fächern gibt es französische und englische Begriffe. Alles legitim. Dagegen sage ich auch nichts. Und das ein Quelltext (nicht Code oder Quellcode) auf Englisch geschrieben wird, kann ich sehr gut nachvollziehen. Was mich nur stört, ist die Tatsache, dass alle nach der englischen Sprache schreien, aber es selbst nicht wirklich beherrschen. Hier und da paar Floskeln wie "I love you" oder was auch immer, und dann warst auch schon. Damit komme ich einfach nicht zurecht. Da stellen sich bei mir die Nackenhaare auf. Es ist selten, dass man jemanden antrifft, der/die sowohl seine/ihre Muttersprache als auch eine Fremdsprache tadellos beherrscht. Aber beide Sprachen gleichzeitig zu vergewaltigen, dass grenzt schon an Wahnsinn und Unsinn zugleich.

Und ich sage und schreibe heute noch "Schaltfläche" statt "Button", oder "Zeichenkette" statt "String". Ich weiß ja im Hinterstübchen, dass "Schaltfläche" "Button" heißt. Und zu "UI" sage ich immer Benutzerschnittstelle oder Benutzeroberfläche. Ich empfinde nichts Verwerfliches daran. Keine Ahnung, weshalb viele so tun, als seien das anormale Wörter.
BlackJack

@Üpsilon: Layout = legaus? Seriously? Anordnung oder Aufteilung wären da eher die deutschen Worte für.
nezzcarth
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Sophus hat geschrieben:Die Meisten können nicht mal richtig deutsch, wollen aber schon mit englisch loslegen. Hä? Und wenn ich dann sehe, dass in einem deutschen Satz englische Wörter als "Hilfsmittel" herangezogen werden, dann muss ich doch weinen. Die deutsche Sprache ist eine wunderbare und sogar eine ausgereifte Sprache. Manchmal habe ich eher den Eindruck, man ist sowohl im Englischen als auch im Deutschem total schlecht, und versucht zu kompensieren, indem man englisch und deutsch zusammenwürfelt. Und raus kommt dabei der Eindruck, als sei man in beiden Sprachen nicht ganz auf der Höhe.
Wenn es "wunderbare und [...] ausgereifte" Sprachen gibt, muss es ja auch solche geben, die das nicht sind. Funktional gesehen sind alle Sprachen gleichwertig. Ich finde die Formulierung daher unglücklich...

Lass die Leute doch einfach reden und schreiben wie sie wollen. Bei Sprache gibt es kein "richtig" oder "falsch". In dem Rahmen, um den es hier geht, sind das fast immer Geschmacksurteile, die keine wissenschaftliche Basis haben. Stattdessen stecken dahinter meiner Einschätzung nach vor allem soziologische Phänomene, da sprachliche Normen hier als Abgrenzungsmechanismen verwendet werden.
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MagBen
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Es gibt Fachbegriffe, die sind im Englischen eindeutig, im Deutschen aber nicht, z.B. wird in der 3D-Grafik eine Oberfläche aus vertices, faces und edges aufgebaut. Wenn Du diese Fachbegriffe übersetzt, dann wirst Du nicht mehr verstanden. Das Konzept Fachbegriffe nicht zu übersetzen gehört übrigens seit vielen hundert Jahren zur deutschen Sprache.

Blöd ist nur, wenn im Deutschen englisch klingende Begriffe benutzt werden, die im Englischen aber etwas völlig anderes bedeuten (z.B. Handy).
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BlackJack

@MagBen: Kanten und Knoten/Ecken und (Seiten)Flächen sind jetzt nicht wirklich uneindeutig sondern durchaus gängige Begriffe in der Geometrie, wo das ja her kommt und auch viel älter als rechnergestützte 3D-Grafik ist. Gerade wenn die Fachbegriffe aus der Mathematik kommen gibt es oft deutsche Alternativen zum englischen Begriff.

Es sind eigentlich eher neuere Begriffe die auch im Englischen „neu erfunden“ beziehungsweise mit einer neuen, zusätzlichen Bedeutung versehen wurden, wofür es dann keine eingängige deutsche Übersetzung gibt. „Cloud“ beispielsweise würde ich jetzt nicht mit „Wolke“ übersetzen weil diese neue Wortbedeutung vorher nicht im deutschen existierte. Andererseits könnte man es so übersetzen um den Gebrauch zu etablieren, und damit mehr Leute über den Begriff selbst nachdenken. Ich habe nämlich festgestellt das nicht wenige die englischen Fachbegriffe benutzen ohne sich über das Wort selber Gedanken zu machen, es also nicht auch mal versuchen zu übersetzen um zu sehen welche Konnotationen da noch so dran hängen. So etwas nicht greifbares, nebulöses, und flüchtiges dem man seine Daten anvertrauen soll, im Falle der „Cloud“. :-)
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Sophus
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@MagBen: Das wir Deutschen auch noch englisch klingende Wörter ausdenken oder gar englische Sätze, die es nicht mal im Englischen gibt, wie Public Viewing oder der Spruch in jedem Imbiss "Coffee to go". Wenn man mit Public Viewing wirklich meint, dass man einen öffentlichen Leichenschau betreiben will. Und wenn man Kaffee zum Mitnehmen meint, dann doch eher "Coffee to take out". Genauso wenn viele glauben, dass Wort Mobbing bedeutet was schlechtest, der hatte noch kein Englisch. Es gibt eine ganze Reihe von Wörtern, die wir Deutschen falsch interpretieren.

Aber machen wir uns es zu einfach, MagBen? Ich meine, immer diese fadenscheinige Ausreden, nicht alles ließe sich ins Deutsche übersetzen, und dann selbstsicher die Arme verschränken? Es gibt zum Beispiel für "Cloud", wie BlackJack ansprach, keine direkte Übersetzung. Aber damit wir wissen, wovon hier überhaupt die Rede ist, müssen wir so oder so übersetzen. Ich nenne das für mich "Internet-Festplatte". Klingt etwas albern, ich weiß. Man darf seine Muttersprache ruhig pflegen und hegen.
BlackJack

@Sophus: Internet-Festplatte triffts aber nur zum Teil weil „in der Cloud“ ja auch gerechnet wird und Dienste angeboten werden.
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Sophus
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@BlackJack: Dann "Internet-Festplatte mit Dienstangebote"?
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MagBen
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Sophus hat geschrieben:Aber machen wir uns es zu einfach, MagBen?
Darum geht es, es möglichst einfach zu machen.
Der Mediziner sagt Femur und nicht Ober-Schenkel-Knochen. Der Musiker hat Begriffe wie Adagio, wenn er das Tempo beschreiben will, pardon ich meinte Geschwindigkeit.
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Sophus
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Für mich sind Begriffe wie "Geschwindigkeit" oder "Oberschenkelknochen" wesentlich einfacher. Oder siehst du das anders? Wieso soll ich mir also zusätzlich irgendwelche Fach-Chinesische-Begriffe aneignen, wenn es auch einfacher geht?
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MagBen
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Sophus hat geschrieben:Wieso soll ich mir also zusätzlich irgendwelche Fach-Chinesische-Begriffe aneignen,
Es gibt (noch) kein Fach-Chinesisch, bis jetzt gibt es nur Fach-Europäisch und Fach-Amerikanisch.
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cofi
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Weil Fachbegriffe die Sprache der Fachleute sind. Das Ziel ist nicht, dass sie es fuer _alle_ einfacher machen, sondern fuer die Zielgruppe.

Worte haben mehrere Bedeutungen, das macht sie unpraezise und erschwert fachliche Diskussionen. Das beste Beispiel ist die Medizin, aber auch Informatiker haben Bedarf an Fachbegriffen.
Wenn du es so willst sind Deutsch und Englisch nur Basissprachen fuer das drumherum und die wesentliche Diskussion findet in der Fachsprache statt. Die Fachsprache ist eben eine domaenen spezifische Sprache, eine Domain Specific Language (DSL).

Edit: Und wenn du schon davon redest was fuer dich grausam ist: Fuer mich ist eine normative Herangehensweise an die Linguistik grausam. Sprache ist ein Kulturgut. Nein, nicht ein kultiviertes Gut, das man hoch halten und verehren muss, sondern ein Produkt der Kultur. Kultur ist wandelbar und dem Zeitgeist unterworfen, wenn man Sprachpolizei spielen will macht man sich nur laecherlich.
Sirius3
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@MagBen: natürlich gibt es auch Begriffe, die aus dem Chinesischen entlehnt werden.
@Sophus: Bestimmte Begriffe werden in dem Land geprägt, in der die Innovation stattfindet. Bei Banken italienisch, beim Kochen französisch, Computer englisch. Nimmt man alte "deutsche" Begriffe, müssen die erst eingeführt werden und mit ihrer neuen Bedeutung belegt werden. Da es hierzulande kein Bundesministerium für die Definition deutscher Wörter gibt, ist das ein umständlicher und langwieriger Prozess.
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MagBen
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Sirius3 hat geschrieben:natürlich gibt es auch Begriffe, die aus dem Chinesischen entlehnt werden.
Z.B.?
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Sophus
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@cofi: Wie kommst du auf "Sprachpolizei"? Man will, dass sich jemand ordentlich artikulieren kann, und seiner eigenen Sprache auch mächtig ist. Dass es Fachbegriffe gibt, ist mir längst geläufig. Ist ja auch alles richtig. Aber eine Sprache ist nicht dazu da, um sie zu vergewaltigen. Vor allem wenn ich sowas lese wie "Ich gehe skypen" oder "ich muss mal googeln", dann ist es ein Zeichen von Inkompetenz. Es tut mir leid, dass ich nicht zu den neumodischen Menschen gehöre, die meinen, die Sprache zu verunstalten. Ich "code nicht in Python", sondern ich programmiere in Python". Ich relaxe nicht, sondern ich entspanne mich. Ich finde Frauen nicht nice, sondern ich finde sie nett. Und ich finde Python nicht cool, sondern ich finde Python klasse. Und ich frage Frauen nicht nach einer Handy-Nummer, sondern nach einer Mobilnummer. Und whatsappen mag ich schon gar nicht, aber über WhatsApp schreibe ich gerne Nachrichten. Und checken tue ich sowieso nicht, denn ich kapiere nur einiges. Und wenn ich erkältet bin, dann fühle ich mich nicht abgefuckt, sondern einfach nur niedergeschlagen. Und wenn ich zur Bank gehe, hole ich nicht Cash ab, sondern mein Geld.
Üpsilon
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Dann bist du wohl in der Arche Internetz, dem "kühlen" "Anschnur"-"Plauderbrett" für fröhliche Christenmenschen, gut aufgehoben. Die haben dort auch einen "Faden", in dem schon viele unredliche Anglizismen ins Deutsche übersetzt wurden: http://www.arche-internetz.net/viewtopic.php?f=2&t=6544 Halleluja, Preiset den HERRn!
PS: Die angebotene Summe ist beachtlich.
jerch
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Sophus hat geschrieben:Aber eine Sprache ist nicht dazu da, um sie zu vergewaltigen. Vor allem wenn ich sowas lese wie "Ich gehe skypen" oder "ich muss mal googeln", dann ist es ein Zeichen von Inkompetenz.
Nicht Dein Ernst oder? Was soll man denn an Sprache vergewaltigen können, was ist da Gewalt gegen was? Sprache ist eine Übereinkunft von Zeichen/Lauten zu Bedeutung, welche Menschen jeden Tag neu aushandeln. Da ist nichts gesetzt sondern alles im Fluss und Wandel. Selbst das sog. Deppenapostroph ist vor der Willküraktion von Herrn Duden durchaus üblich gewesen.
"skypen" und "googlen" sind in meinen Augen völlig legitime Wortschöpfung unserer Zeit. Auch muss sich das Deutsche nicht an die Entlehnungsprache halten. Schönes Bsp. ist das Verb downloaden. Sprachwissenschaftler sind fasziniert davon, wie kunstvoll bei diesem Wort das Partizip gebildet wird: downgeloadet oder gedownloadet? Da gibt es kein richtig oder falsch - es ist eine Übereinkunft. *kopfschüttel*
Zuletzt geändert von jerch am Samstag 5. September 2015, 18:55, insgesamt 3-mal geändert.
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